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Rebstock – Wikipedia

Rebstock

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt den botanischen Ausdruck Rebstock; zum Stadtviertel und dem ehemaligen Flughafen in Frankfurt siehe Frankfurt-Rebstock.

Der Rebstock oder Weinstock ist die kultivierte Wuchsform der Weinrebe.

In der Regel sind Rebstöcke heute Pfropfreben, bei denen auf eine Unterlage aus einer wilden Rebsorte ein Reis (kleiner Zweig) einer edlen Rebsorte aufgepfropft wird. Damit werden die Eigenschaften beider Rebsorten kombiniert, insbesondere die Reblausresistenz des (amerikanischen) Wurzelstocks mit den die Weinqualität bestimmenden Eigenschaften der aufgepfropften (europäischen) Edelreiser.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Erziehung

Neben der Anlage, Pflege und Gestaltung des Weinbergs, der Auswahl der Rebsorten und den Vorzügen des Terroirs ist die Erziehung - also das Ausrichten und Befestigen der Reben - von wesentlicher Bedeutung für die Qualität des Weins. Es gab und gibt folgende Haupt-Erziehungsformen:

  • Kriechende Reben: Die Reben werden in ihrem Wuchs nicht oder nur gering beeinflusst. Sie kriechen freiwachsend am Boden. Auf diese Weise wird beispielsweise auf Santorin noch heute Wein angebaut: Die Reben werden dicht am Boden erzogen und zu zylinderartigen Körben gebildet[1]. Dadurch trotzen die Reben den starken Winden und die Trauben werden geschützt. Auch die Wasserarmut der Insel schadet den Reben nicht, die auf dem durchlässigen Vulkanboden tief wurzeln und durch die Erziehungsform besonders gut Feuchtigkeit speichern können.
  • Heckenerziehung: Bei dieser Erziehungsform werden die wachsenden Triebe nach oben gebunden. Auch hier erhält die Rebe kein Unterstützungsmaterial. Die Rebe erinnert stark an Johannisbeerbüsche[2].
  • Baumerziehung: Die Rebe ist eine Schlingpflanze, die Wildreben wachsen an Bäumen und breiten ihre Blätter über den Baumkronen aus. Diese natürliche Wuchsart machten sich die Völker zu eigen, die mit der Kultivierung von Wein begannen. Dabei ließen sie jedoch die Reben nicht über die Baumkrone hinauswachsen, weil die Trauben in dieser Höhe nur noch schwer geerntet werden konnten, sondern spannten die wachsenden Triebe in Überkopfhöhe von Baum zu Baum, so dass diese Girlanden bildeten.[3]
  • Pfahlerziehung: Jeder Rebstock wird mit einem einzelnen Pfahl gestützt. Diese Erziehungsform wird hauptsächlich in steilen Lagen angewendet. [4]
  • Kammertbau: Bei dieser schon von dem Römern verwendeten Erziehungsform werden auf vier senkrecht angeordnete Pfähle Balken gelegt, so dass eine Art Kammer entsteht. [5] Diese historische Erziehungsart mit den Abwandlungen als geschlossener [6] oder offener [7] war noch Anfang des 20. Jahrhunderts im deutschen Weinbau, zum Beispiel in der Rheinpfalz, verbreitet[8]. Eine Verbesserung des Kammertbaus stellen die Niedere Pfälzer Erziehung[9] sowie die Verbesserte niedere Pfälzer Erziehung [10] dar, bei denen nicht mehr mit Holz, sondern mit Sandstein, Draht und Eisen gearbeitet wird. Letztere stellt die Urform der heutigen Spalierdrahtrahmenerziehung dar.
  • Pergola: Die Pergola ist eine Form der Laubenerziehung, jedoch eher als Laubengang[11]. Die Basis einer Pergola kann ein einziger Weinstock sein, der sich über die Konstruktion aus Holz, heutzutage aber auch aus Metall oder Draht, rankt.
  • Spalierdrahtrahmenerziehung ist das heutzutage in Deutschland dominierende Erziehungssystem. Es kennt verschiedene Unterarten, die wiederum in der Anzahl, Anbringungshöhe und Anbringungsart der Drähte diverse Unterschiede aufweisen:
    • Halbbogenerziehung: Dabei ist der Weinberg in Zeilen eingeteilt und das unterstützende Drahtgerüst entweder unbeweglich oder beweglich angebracht[12].
    • Flachbogen- oder Pendelbogenerziehung[13]
    • Zapfenschnitt[14]*Umkehrerziehung: Hier wachsen die Reben der Schwerkraft folgend nach unten[15]. Diese moderne Art der Erziehung konnte sich jedoch noch nicht durchsetzen.*Offene Lyraerziehung: Dies ist eine in Frankreich entwickelte moderne Erziehungsforum. Durch die Zweiteilung der Laubwand gelangt mehr Sonnenlicht in die inneren Blattschichten, diese assimilieren dadurch stärker und können bei gleichem oder mehr Ertrag mehr Zucker und Energie liefern[16].

[Bearbeiten] Das Alter

Die biologische Uhr bestimmt die Leistungsfähigkeit des Rebstocks. Der erste Ertrag stellt sich oft erst im 3. Jahr ein, bis zum 20. Jahr trägt er reichlich. Mit zunehmenden Alter verliert der Rebstock jedoch seine Fruchtbarkeit, er beginnt weniger Früchte zu bilden, diese sind aber im Hinblick auf die Konzentration der Inhaltsstoffe denen von jüngeren Reben oft überlegen. Je älter ein Weinstock, desto tiefer reichen seine Wurzeln, mit denen er dann auch in trockenen Sommerperioden immer noch genug Wasser aus den Boden ziehen kann. Beste Qualitäten liefert der Rebstock im Alter von 30 Jahren. 50-70 Jahre alte Reben sind selten, weil die Erträge dann sehr gering ausfallen. Alte Rebstöcke tragen kleinere Beeren, besonders bei Rotwein ist das wichtig, da kleinere Beeren mehr Schale und weniger, dafür konzentrierteren Saft liefern und dunklere Weine ergeben. Ein Rebstock kann 100 Jahre und älter werden.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Weinstock auf Santorin, Abbildung
  2. Heckenschnitt, Abbildung
  3. Veranschaulichung circa in der Mitte der Seite mit der Bildunterschrift: „Potsdam/Brandenburg: Girlanden mit Wildreben“
  4. Abb. Pfahlerziehung
  5. Die Bezeichnung „Kammert/Kammer“ leitet sich ab von lat: vinea camerata, was „gewölbtes Rebendach“ bedeutet.
  6. geschlossener Kammertbau, Abbildung
  7. Offener Kammertbau, Abbildung
  8. Kammert-Erziehung, Abbildung
  9. Niedere Pfälzer Erziehung, Abbildung
  10. Verbesserte niedere Pfälzer Erziehung, Abbildung
  11. Pergola, Abbildung
  12. Halbbogenerziehung, Abbildung
  13. Flachbogenerziehung, Abbildung
  14. Zapfenschnitt, Abbildung
  15. Umkehrerziehung, Abbildung
  16. Offene Lyraerziehung, Abbildung

[Bearbeiten] Literatur

  • Karl-Josef Gilles: Bacchus und Sucellus. Rhein-Mosel-Verlag 1999. ISBN 3898010007
  • Martin Scharff : Der Kammertbau. Zur Rekonstruktion einer historischen Reberziehungsweise in der Pfalz. Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. 1995. ISBN 3932155076
  • C. u. F. Lange: Das Winlexikon, Fischer Verlag 2003, ISBN 3-596-15867-2

[Bearbeiten] Webseiten

Andere Sprachen


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