Stressmodell von Lazarus
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Das Transaktionale Stressmodell von Lazarus ist nach dem Psychologen Richard Lazarus benannt und wurde 1974 veröffentlicht. Dieses Modell sieht Stresssituationen als komplexe Wechselwirkungsprozesse zwischen den Anforderungen der Situation und der handelnden Person. Im Gegensatz zu früheren Stresstheorien ging Lazarus davon aus, dass nicht die Beschaffenheit der Reize oder Situationen für die Stressreaktion von Bedeutung sind, sondern die individuelle kognitive Verarbeitung des Betroffenen. Stress entsteht weniger durch die Ereignisse selbst als vielmehr dadurch, wie wir diese bewerten. Menschen können für einen bestimmten Stressor höchst unterschiedlich anfällig sein, d.h. was für den einen Betroffenen Stress bedeutet, wird von einem anderen noch nicht als Stress empfunden. Das Modell ist transaktional, da ein Bewertungsprozess zwischen Stressor und Stressreaktion zwischengeschaltet ist.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Drei Stufen der Belastung
Jeder Mensch bewertet Situationen und deren Belastung unterschiedlich, und damit auch deren Bedrohlichkeit. Lazarus unterscheidet dabei drei Stufen.
[Bearbeiten] Primary-appraisal (Primärbewertung)
Situationen können nach Lazarus als positiv, irrelevant oder potenziell gefährlich (stressend) bewertet werden. Wenn eine Situation als stressend erlebt wird, kann diese Bewertung in drei verschiedenen Abstufungen erfolgen: als Herausforderung (challenge), als Bedrohung (threat) oder als Schädigung/Verlust (harm/loss).
[Bearbeiten] Secondary-appraisal (Sekundärbewertung)
In der Sekundärbewertung wird überprüft, ob die Situation mit den verfügbaren Ressourcen bewältigt werden kann. Nur wenn die Ressourcen nicht ausreichend sind, wird eine Stressreaktion ausgelöst. Es wird eine Bewältigungsstrategie entworfen, die abhängig von der Situation und von der Persönlichkeit und kognitiven Strukturen der Person ist. Dieser Umgang mit einer Bedrohung wird Coping genannt. Mögliche Verhaltensweisen sind z. B. Angriff oder Flucht, Verhaltensalternativen, Änderung der Bedingung oder Verleugnung der Situation. Über Erfolgs- oder Misserfolgsrückmeldungen lernt die Person mit der Zeit Bewältigungsstrategien selektiv einzusetzen.
[Bearbeiten] Re-appraisal (Neubewertung)
Nachdem die Person auf die Bedrohung reagiert hat, verändern sich die inneren und äußeren Bedingungen und es findet im Rückblick ein Vergleich mit der ursprünglichen Situation statt. Konnte die Ausgangssituation vor der Bedrohung nicht wieder erreicht werden, so findet eine Veränderung der Soll-Werte statt.
[Bearbeiten] Arten des Coping (Stressbewältigung)
Lazarus unterscheidet drei Arten der Stressbewältigung: das problemorientierte Coping einerseits und das emotionsregulierende Coping andererseits.
[Bearbeiten] Problemorientiertes Coping
Darunter versteht man, dass das Individuum versucht, durch Informationssuche, direkte Handlungen oder auch durch Unterlassen von Handlungen Problemsituationen zu überwinden oder sich den Gegebenheiten anzupassen. Diese Bewältigungsstrategie bezieht sich auf die Ebene der Situation bzw. des Reizes.
[Bearbeiten] Emotionsorientiertes Coping
Das emotionsorientiertes Coping wird auch „intrapsychisches Coping“ genannt. Hierbei wird in erster Linie versucht, die durch die Situation entstandene emotionale Erregung abzubauen, ohne sich mit der Ursache auseinandersetzen zu müssen.
[Bearbeiten] Bewertungsorientiertes Coping
Diese Art bezieht sich auf den Prozeß. Es beginnt eine logische Analyse und das Individuum bereitet sich geistig vor. Der Prozeß wird neu definiert.
[Bearbeiten] Literatur
- Lazarus, R. S. (1991). Emotion and Adaptation. London: Oxford University Press.
- Lyons, R. (2004). Zukünftige Herausforderungen für Theorie und Praxis von gemeinsamer Stressbewältigung. In P. Buchwald, C. Schwarzer & S.E. Hobfoll (Hrsg.), Stress gemeinsam bewältigen – Ressourcenmanagement und multiaxiales Coping (S. 199-204). Göttingen: Hogrefe.
- Schwarzer, C., Meißen, B. & Buchwald, P. (2002). Stressmanagement im Erziehungsalltag. Aachen. Caritas.