Steinkreis
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Als Steinkreis, Steinring, Steintanz, (engl. Stone Circle) werden runde oder ovale Arrangements aus zumeist stehenden Menhiren oder Findlingen genannt. Im englischsprachigen Raum ist der Begriff Cromlech nicht gleichbedeutend, sondern weiter gefasst.
Steinkreise kommen auch als Einfassung von Grabhügeln, Dolmen oder ähnlichen lithischen Strukturen vor, werden dann aber nicht als Steinkreis aufgefasst. Hier wird dann häufig die Bezeichnung Cromlech verwendet. Es gibt sie auch im Kontext mit einigen Henges (Avebury, Mayburgh, Ring of Brodgar).
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[Bearbeiten] Steinkreise der Britischen Inseln
Sie sind mit 700 Exemplaren auf den Britischen Inseln verbreitet, wo sie sich insbesondere in Cornwall, Nordirland im County Cork in Irland und am Fluss Dee in Schottland häufen. Britische Forscher vertreten die Auffassung, dass die Steinkreise eine ureigene Erfindung ihrer Inseln sind. Manche halten sie für eine Umsetzung der in den Lowlands verbreiteten, aus hölzernen Pfählen gestalteten und auch älteren Henges (Woodhenge) in die Bergregionen. Die Ringgräben der Henges waren jedoch in den Gebieten mit steinigem Untergrund nur sehr schwer herauszuarbeiten. Einzig der Ring of Brodgar, Orkney, weist einen in den Sandstein gearbeiteten Ringgraben auf. Es gibt eine nord-südlich verlaufende Zone, in der sowohl Henges als auch Steinkreise vorkommen. Dass neun der 13 größten Steinkreise in dieser Überlappungszone liegen, gibt allerdings Rätsel auf. Sie entstanden zwischen 2100 und 700 v. Chr., also im ausgehenden Neolithikum und der Bronzezeit.
[Bearbeiten] England
Auf der Hauptinsel war der Lake District nach Ansicht von A. Burl das Entstehungszentrum der megalithischen, etwa 30 m weiten Steinkreise, die zumindest gleich alt sein sollen wie die Stones of Stenness, für die eine C14-Datierung auf 3040 v. Chr. vorliegt. Allgemein wird anhand der Datierung der gefundenen „Great Langdale Äxte“ die früheste Entstehung auf 3.400–3.200 v. Chr. angenommen. Die bekanntesten Steinkreise sind Stonehenge (bei Salisbury, Wiltshire, England) und Avebury (in Wiltshire östlich von Bath). In Cornwall befinden sich die Merry Maidens und The Hurlers.
[Bearbeiten] Irische Insel
Seán ó Nualláin unterscheidet vier lokale Gruppen:
- Cork-Kerry Series (über 80)
- Eastern Circles (10)
- Western Circles (9)
- Ulster series (über 70, in Nordirland)
Die ältesten heute bekannten Ringe sind die Steinkreise von Beaghmore (1600 v. Chr.) in der Nähe von Cookstown (Ulster, Nordirland). Sie bestehen aus Hunderten, manchmal nur kopfgroßen Steinen, sind also weitgehend amegalithisch. Die Beaghmore-Kreise tangieren sich und waren vor ihrer Entdeckung völlig vom Hochmoor überwachsen.
Die irischen Steinkreise haben Durchmesser zwischen 3 und 50 oder mehr Metern und konzentrieren sich primär in den Countys Tyrone (Nordirland) und Cork, wo der Drombeg Circle der besterhaltene und schönste ist. In den kreisarmen Regionen im Westen und Osten der Insel ragen unter den etwa 20 Kreisen diejenigen am Lough Gur (Grange) im County Limerick und die Piper’s Stones im County Wicklow heraus. Manche sind von Wall und Graben umgeben. Sie können Boulder tombs, einen Menhir, aber auch Passage tombs einschließen.
Die Kreise von Ulster liegen auf dem Plateau südlich der Sperrin Mountains, sind im Durchmesser größer, die Steine selbst sind allerdings zumeist kleiner und nur selten höher als einen Meter. Die Ulsterkreise kommen oftmals in Moorgebieten und als Gruppe vor und werden von Menhiren oder Alignements begleitet. Der größte Steinkreis (64 von 100 Steinen sind vorhanden) ist hier Beltany tops mit den Überresten eines Cairns im Zentrum. Im County Cork konzentriert ist eine Gruppe von eher unscheinbaren kleinen Steinkreisen (z. B. Carrigagulla, Cullomane, Glanbrack), die als „Five-stone-circle“ bekannt wurden. Die Form wird aber auch im County Kerry (Cashelkeelty) und auf der britischen Hauptinsel (Druid’s Circle, Five Stanes, bei Jedburgh) angetroffen. Eine andere Gruppe wird als radial-stone cairns (Kealkill, Knocknakilla) bezeichnet, weil die Steine mit ihrer Schmalseite zum Mittelpunkt zeigen.
[Bearbeiten] Schottland
Steinkreise liegen auf Talsohlen, Flussterrassen, auf niedrigen Pässen und in der Nähe von Gewässern. Der stark zerstörte Steinkreis von Lochmaben bei Gretna Green konnte auf 3.275 v. Chr. datiert werden. In Cumbrien ergeben sich durchschnittliche Durchmesser von 37 m bei Steinkreisen, während sie für Henges 73 m betragen. Später wurden die Kreise größer und 14 von ihnen haben mehr als 61 m Durchmesser. Bei Callanish (auf der Isle of Lewis) liegt einer der schönsten.
Kreise am River Dee stellen eine eigene Gattung, die „Recumbent Stone Circles“ (liegenden Steinkreise), dar (z. B. Nine Stanes). Verbreitet ist diese Sonderform auch mit wenigen Exemplaren in Irland. Ihre Besonderheit ist, dass der Kreis aufrechter Steine an einer Stelle durch einen Altarstein unterbrochen wird, der waagerecht liegt und eng von zwei, oft hornartig zugespitzten Steinen flankiert wird.
[Bearbeiten] Kontinent
In beschränkter Anzahl kommen Steinkreise in der Bretagne (Er Lanic), auf der Iberischen Halbinsel (Almendres, dos Mogos) und auf Malta (Brochtorff Circle) vor.
Daneben finden sich jüngere Steinkreise in Skandinavien. In Schweden wird diese, im Norden am stärksten verbreitete Gattung, Domarringar (Richterringe) genannt. So misst der Domarring auf dem Gräberfeld von Blomsholm in Schweden 33 Meter, die Stoplesteinane bei Eigersund im Rogaland Norwegen 21 Meter Durchmesser. Einer der wenigen, bedeutenden Steinkreise Deutschlands ist der Boitiner Steintanz in Mecklenburg-Vorpommern.
[Bearbeiten] Funktion
Zuerst wurde vermutet, es handele sich um sogenannte Thingplätze. Laut dieser Deutung stellten die Steine der Domarringar die Sitzplätze der Richter bzw. des Ausschusses dar. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Deutung als Grabstätten immer häufiger. Diese These wurde mit der Auffindung von Gräbern, die sich innerhalb der Ringe fanden bestärkt (etwa auf Öland). Gleichzeitig kann der Gräbertyp als Kultplatz verstanden werden: Grabanlagen sind materielle Hinterlassenschaften eines Rituals, welches stets mit einem Kult verbunden wird. In Skandinavien werden sie durch die Radiokohlenstoffdatierung frühbronzezeitlich bis vorwikingerzeitlich datiert.[1]
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Tore Artelius: Domarringar i västsverige - Kronologi och topografi. In: Riksantikvarieämbetet (Hrsg.): Arkeologi i Sverige. Ny följd 2. Värnamo 1993, ISBN 91-7192-896-0, S. 39-54.
- Audrey Burl: Great Stone circles. Yale University Press, New Haven 1999. ISBN 0300076894
- Seán ó Nualláin: Stone Circles in Ireland. Country House, Dublin 1995. ISBN 0946172455
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Tore Artelius: Domarringar i västsverige. Seite 42ff.