Staatsballett Berlin
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Staatsballett Berlin | |
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Gründer: | 1.Berliner Ballett: Friedrich II, 1742 |
Gegründet: | 2004 |
Heimatstadt: | Berlin |
Mitglieder: | 88 |
Technik: | klassisches Ballett |
Das Staatsballett Berlin wurde in seiner heutigen Form am 1. Januar 2004 aus den Ensembles von Staatsoper Unter den Linden, Deutsche Oper Berlin und Komische Oper Berlin gegründet. Sein Sitz befindet sich gegenwärtig noch im Intendanzgebäude der Staatsoper Unter den Linden. Im Jahre 2010 wird es seinen endgültigen Sitz im ehemaligen Werkstättengebäude an der Deutschen Oper Berlin finden.
Es ist einer von vier künstlerischen Betrieben unter dem Dach der Stiftung Oper in Berlin, die vom Land Berlin ins Leben gerufen wurde. Mit ihr sollen für die drei institutionalisierten Berliner Musiktheater und das Ballett zeitgemäße Strukturen geschaffen werden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Ensemble
Intendant und Erster Solotänzer ist Vladimir Malakhov, ein auch als Tänzer renommierter Ballett-Künstler. Der Geschäftsführende Direktor ist Georg Vierthaler, die Stellvertretende Intendantin und Betriebsdirektorin ist Dr. Christiane Theobald.
Die klassisch geschulte Compagnie, die sich aus 88 Tänzerinnen und Tänzern aus 26 Nationen zusammensetzt, ist gegenwärtig die größte Compagnie Deutschlands.
Das Staatsballett Berlin präsentiert seine Vorstellungen an der Deutschen Oper Berlin und an der Staatsoper Unter den Linden, in näherer Zukunft auch an der Komischen Oper Berlin.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Ballett der Berliner Staatsoper
Die erste Ballett-Compagnie in Berlin gründete Friedrich der Große 1742 an seiner Hofoper. Er ließ internationale Künstler engagieren, verpflichtete den Choreographen Étienne Lauchery und bestellte bei ihm Choreographien, die fester Bestandteil der Opernaufführungen waren. Das Ballett war beliebt und löste sich allmählich von der Oper. Die erste abendfüllende Ballettaufführung fand 1794 statt. Neben den Metropolen Europas wurde Berlin alsbald zum Ballettzentrum im deutschsprachigen Raum. Schlüsselwerke der Ballettgeschichte kamen in der Biedermeierzeit zur Aufführung.
Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zählte das Ballettensemble 140 Tänzerinnen und Tänzer. Unter anderem traten in Berlin auf: die Familie Taglioni (Marie und Paul Taglioni), Fanny Elßler, Isadora Duncan und Anna Pawlowna Pawlowa. Der institutionalisierte Bühnentanz in Berlin nahm Strömungen des deutschen Ausdruckstanzes in sich auf, kultivierte das klassisch-akademische Ballett und öffnete sich internationalen Stilrichtungen und Persönlichkeiten.
[Bearbeiten] Ballett der Deutschen Oper Berlin
Nicht so traditionsreich wie das Staatsopernballett, entwickelte sich auch an der Deutschen Oper schon seit den zwanziger Jahren ein renommiertes Ballettensemble. Publikum und Tänzer hatten in Berlin Identifikationsfiguren wie Harald Kreutzberg und Tatjana Gsovsky, die nach dem 2. Weltkrieg für das Ensemble prägend wurde. Tatjana Gsovsky war zunächst an der Berliner Staatsoper engagiert. Nachdem sie ihre eigene Compagnie, das »Berliner Ballett« gegründet hatte, verließ sie 1951 die Lindenoper. Ab 1953 arbeitet sie zunächst als Choreographin, dann als Ballettmeisterin und schließlich leitend an der Deutschen Oper im Westteil Berlins. Von 1966 an beschränkte sie sich auf die Leitung ihrer Ballettschule. Gsovsky brachte viele Klassiker-Inszenierungen aber auch Uraufführungen zu Kompositionen Boris Blachers, Hans Werner Henzes oder Luigi Nonos. Tatjana Gsovsky folgte als künstlerischer Leiter drei Jahre Kenneth MacMillan (1966–69), dessen Werke ebenfalls prägend waren. Überaus lange, von 1962 bis 1990 war Gert Reinholm, Schüler und Tänzer Gsovskys, Leiter des Balletts an der Deutschen Oper Berlin. 1972 wurde er förmlich zum Ballettdirektor ernannt. Das Ballett der Deutschen Oper Berlin zeigte anfänglich noch den Weg des Nachkriegsballetts auf, vollzog dann aber langsam eine Öffnung für neue und neueste Strömungen und Persönlichkeiten. Die Truppe zeigte lange Jahre eine geradezu unübersichtliche Vielfalt von Stilen und Richtungen, in der Summe war sie dabei sicher die "modernste" und dem Tanz und nicht nur dem Ballett aufgeschlossene Compagnie Berlins. So gab man sowohl Ballette von Bournonville, Petipa und Balanchine als auch Choreographien von Hans van Manen, Kurt Jooss, Maurice Béjart. Bedeutende Tänzerpersönlichkeiten waren u.a. Eva Evdokimova, Peter Schaufuss und der Tänzer und Choreograph Gerhard Bohner, der zu einer der zentralen Figuren der “Anti-Establishment-Aktivitäten” in der Berliner Akademie der Künste wurde. Zahlreiche Uraufführungen kamen auf die Bühne der Deutschen Oper: darunter "Tutuguri" oder "Nacht aus Blei". Als Nachfolger Reinholms wurde 1990 Peter Schaufuss zum Ballettdirektor ernannt, ihm folgte 1994 Ray Barra, 1996 Richard Cragun, 1999-2004 leitete Sylviane Bayard das Ballett bis zur Bildung des Staatsballetts.
[Bearbeiten] Ballett an der Komischen Oper
An der Komischen Oper gab es seit ihrer Gründung 1947 bis zur Spielzeit 2004 das bedeutendste Ballettensemble für modernen und klassischen Tanz Deutschlands. Das Ballett der Komischen Oper, 1966 von Tom Schilling als Tanztheater der Komischen Oper gegründet und fast 30 Jahre lang geleitet, zählte zu den auch international renommierten Compagnien. Zahlreiche Ur- und Erstaufführungen und die unterschiedlichen stilistischen Handschriften der Choreographen verliehen dem Ensemble ihr künstlerisches Profil. Der herausragendste und erfolgreichste Choreograph war Tom Schilling. Er führte das Tanztheater der Komischen Oper zu internationalen Ruhm und prägte ein völlig neuen modernen Tanzstil.
Das Ensemble gastierte weltweit mit Inszenierungen, wie „La Mer“, „ Romeo und Julia“, „Undine“, „Schwarze Vögel“, „Ein neuer Sommernachtstraum“ bis zur sozialkritischen Inszenierung „Revue“.
Herausragende Tänzer waren zB:Hannelore Bey, Jutta Deutschland, Arila Siegert, Roland Gawlik, Dieter Hülse, Thomas Kindt uam. Besonders zu erwähnen ist die Unterstützung des Tanztheaters durch 40 Laientänzer der „Gruppe Junger Tänzer“ unter der Leitung des gleichnamigen Tänzers, Choreographen und Widerstandskämpfers Jean Weidt.
1999 wurde das Tanztheater in BerlinBallett – Komische Oper umbenannt. Nach Richard Wherlock, der das Ballett von 1999 bis 2001 leitete, war die Spanierin Blanca Li von 2001 und 2002 Chefchoreografin und künstlerische Leiterin der Compagnie. Danach war Adolphe Binder künstlerische Leiterin des Balletts und sorgte mit Produktionen wie Casa und Screensaver für eine Ausrichtung auf Erst- und Uraufführungen im Bereich des zeitgenössischen Tanztheaters.
[Bearbeiten] Spielplan
Der größte Akzent der Spielplangestaltung liegt auf dem klassischen Repertoire, das durch Werke der klassischen Moderne ergänzt wird. Um den individuellen Stil des Ensembles zu entfalten, werden zeitgenössische Choreographen eingeladen, um persönlich mit der Compagnie zu arbeiten. Eine experimentelle Plattform finden choreographisch ambitionierte Mitglieder des Ensembles im Projekt „Shut up and dance!“, das alle zwei Jahre neu erarbeitet wird. Dem zeitgenössischen Tanz oder Ballett-Strömungen des 20. oder 21. Jahrhunderts widmet sich das Ensemble gegenwärtig nicht deutlich.
Ebenfalls im zweijährigen Rhythmus veranstaltet das Staatsballett Berlin eine Ballettwoche, den „International Dance Summit Berlin“. Dort begegnet das Staatsballett Berlin einer Gastcompagnie und macht den näheren Austausch mit dem Publikum möglich. Außerdem hat das Staatsballett Berlin ein eigenes Education-Programm aufgelegt. Zur Ausrichtung von Workshops und Veranstaltungen rund um das Thema Ballett haben sich Tänzerinnen des Ensembles verpflichtet.