Jean Weidt

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Jean Weidt, eigentlich Hans Weidt, (* 1904 in Hamburg; † 1988 in Rangsdorf) war ein deutscher Tänzer und Choreograf.

[Bearbeiten] Leben

Weidt, geboren in Hamburg-Barmbek, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und verließ mit sechzehn Jahren das Elternhaus, um seine Passion Tanz zu verwirklichen. Der Autodidakt arbeitet als Kohlentrimmer im Hamburger Hafen und Gärtner, um Geld für den Aufbau seiner Tanzgruppen zu generieren. Mit seiner Kompanie Die Roten Tänzer veranstaltete er ab 1929 in Berlin sozialkritische Tanzabende. Erwin Piscator der Intendant des Berliner Renaissance-Theaters holte ihn deshalb nach Berlin und inszenierte ab 1931 mit Weidt im Wallner Theater u.a. " Tai Yang erwacht" von Friedrich Wolf. Das Bühnenbild schuf der junge John Heartfield. Die aktuelle Gefahr des immer stärker werdenden Faschismus erkennend, ergab sich für Weidt der Entschluss, Mitglied der KPD zu werden. Es entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit zur "Truppe 31" um Gustav von Wangenheim, Ludwig Renn, Hans Rodenberg, John Heartfield und Arthur Pieck. Es entstanden sozialkritische Werke, wie "Die Mausefalle", Passion eines Menschen", "Die Ehe" u.a.m.

Weidt war zentraler Protagonist des politischen Theaters der Weimarer Republik, denn seine Choreografien beschäftigten sich mit den Themen der Arbeiterklasse. Er warnte frühzeitig und immer wieder vor dem aufkeimenden Faschismusin Deutschland und Europa.

Im Jahr 1933 emigrierte er nach Frankreich und arbeitete bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Paris, Moskau und Prag. In Paris lernte er Jean Gabin, Maurice Chevalier, Pablo Picasso, dem er mehrmals als Aktmodell saß und Josephine Baker kennen. Bekannt wurde er mit seiner Gruppe Ballets Weidt, für die er u.a. die Choreografie Unter den Brücken von Paris, "L`ete aux champs" und "Sur la grande route" schuf.

1938 gründet Weidt in Paris das "Le Ballets 38". Bis zur Besetzung Frankreichs im 2. Weltkrieg war er mit seiner Compagnie die unangefochtene Nummer 1 der modernen französischen Tanzszene. Daraus folgend spielte Jean Weidt die Doppelhauptrolle in dem französischen Kinoerfolg "Der Zauberlehrling", der kürzlich wieder entdeckt wurde. Regie führte Jean Cocteau. In seinem tänzerischen Schaffen unterstützte ihn auch das Tanzpaar Dominique und Francoise Dupuy.

Nach der Besetzung Frankreichs und seiner zeitweisen Internierung in Algerien, meldete sich Jean Weidt als Freiwilliger zur Britischen Armee und beteiligte sich aktiv am Kampf gegen den Faschismus.

1947 wurde dem Tänzer und Choreografen Jean Weidt eine besondere Ehre zuteil. Er erhielt in Kopenhagen die Goldmedaille für Choreografie. Dort schuf er Werke, wie " Die Zelle", "Ode nach dem Sturm", "Wolken" und "Die Ballade".

Sofort nach seiner Rückkehr aus der Emigration leitete er ab 1948 das neu gegründete Dramatische Ballett der Volksbühne Berlin. Nach Zwischenstationen in Schwerin, Hamburg und Chemnitz berief ihn 1966 Prof. Walter Felsenstein an die Komische Oper, Berlin. Dort baute der junge Choreograf Tom Schilling gerade eine Tanzcompagnie neuen Typus auf und nannte sie Tanztheater der Komischen Oper Berlin. Parallel dazu schuf Jean Weidt mit 40 jungen Laientänzern die Gruppe Junger Tänzer, die er bis zu seinem Tod 1988 leitete.

Noch im hohen Alter entwickelte Jean Weidt die Veranstaltungsreihe "Stunde des Tanzes". Alle Spitzencompagnien der DDR nahmen daran teil. Es wurde die erfolgreichste Nachkriegsproduktion für Jean Weidt.

Weidt, war verheiratet mit der Malerin und Grafikerin Ursula Wendorff-Weidt, mit der er zwei Söhne Michael und Andreas hatte. Sein Nachlass wird im Tanzarchiv Leipzig und im Deutschen Tanzarchiv Köln bewahrt.

2008 jährt sich der 20. Todestag von Jean Weidt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Jean Weidt: Der Rote Tänzer. Henschelverlag, Berlin 1968
  • Jean Weidt / Marion Reinisch: Auf der großen Straße. Reihe dialog, Henschelverlag, Bln.,1984
  • Bernd Köllinger: Tanztheater. Henschelverlag, Berlin 1983
  • Jean Weidt, Weltbühne Nr.8/VIII vom 23.2.1953
  • Dokumentarfilm " Jean Weidt: Tanzen für ein besseres Leben", DFF 1988/SWF Baden-Baden,Tape 208 Deutsches Tanzarchiv Köln
  • Weitere biografische Daten: [1]