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Spantax – Wikipedia

Spantax

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Convair CV-990 der Spantax
Convair CV-990 der Spantax

Die Spanish Air Taxi Lineas Aereas S. A. (später Spantax S.A.) war eine spanische Charterfluggesellschaft in Santa Cruz (Teneriffa). Sie bestand zwischen 1959 und 1988.

Diese Fluggesellschaft wurde in Deutschland speziell aus zwei Gründen bekannt:

  • Sie besaß oder betrieb einerseits zeitweilig eine bemerkenswerte Vielfalt an verschiedenen Flugzeugtypen, darunter die mit 14 Exemplaren größte europäische Flotte der Convair Coronado.
  • Sie war andererseits zwischen 1965 und 1982 in eine Reihe schwerer Unglücke und bedeutsamer Pannen verwickelt, die ihr speziell in Deutschland einen zweifelhaften Ruf als „Unglücks-Airline“ einbrachten.

[Bearbeiten] Geschichte

Die spätere Spantax wurde als Spain Air Taxi am 6. Oktober 1959 von Rodolfo Bay Wright und Maria Estades Saez, ehemaligen Mitarbeitern der Iberia, auf Teneriffa gegründet. Ursprünglich beförderte die Gesellschaft vorwiegend Bohrgerät und Mannschaften zu Ölfeldern bei Laáyoune in der damaligen Spanischen Sahara.

Im Jahre 1963 wurde der Name in SPANTAX S.A. geändert und zunächst der innereuropäische, 1972 schließlich auch der transatlantische, Charterflugverkehr aufgenommen. Spantax flog schließlich Ziele in 21 Ländern an, unter anderem in den USA und Kanada, in Südamerika, Asien und Skandinavien. 1984 wurden 1,6 Millionen Passagiere befördert.

Zeitweilig wurde der Erwerb einer Concorde erwogen, mit welcher Passagiere aus Skandinavien hätten befördert werden sollen. Die Maschine sollte dabei die britischen Inseln nördlich umkurven und während des Fluges westlich der Küste von Irland in Überschall-Geschwindigkeit die Kanarischen Inseln ansteuern.

Einen derben Rückschlag erlebte Spantax, als zum Herbst 1983 die drei Pauschaltouristik-Unternehmen TUI, ITS und NUR ankündigten, die Verträge mit Spantax nicht mehr zu verlängern, da infolge der Unfall- und Pannenserie (s. u.) deutsche Touristen das Vertrauen in die Sicherheit der Airline verloren hatten. Lediglich Clipper-Flugreisen in Stuttgart nahm danach als letzter deutscher Reiseanbieter Spantax-Flüge nach Spanien noch ins Programm auf. Von diesem weitgehenden Wegfall einer ihrer wichtigsten Märkte konnte sich die Gesellschaft nie wieder erholen.

1986 legte Rodolfo Bay Wright seinen Vorsitz nieder und die nahezu bankrotte Gesellschaft wurde in die staatliche Holding Partimonio Nacional eingegliedert. Im Juni kam es durch Flugpersonal und Bodenmannschaften zu Streiks an zwei Wochenenden, so dass die Gesellschaft gezwungen war, fremde Maschinen anzumieten, um ihren Beförderungsverpflichtungen nachkommen zu können. Ziel der Streiks waren einerseits Lohnerhöhungen, andererseits Garantien für den dauerhaften Erhalt der Arbeitsplätze, da die Mitarbeiter befürchten mussten, bei einer Übernahme durch eine andere Gesellschaft entlassen zu werden.

Im April 1987 wurde die mit 50 Millionen US-Dollar verschuldete Gesellschaft vollständig an die Aviation Finance Group in Luxemburg verkauft. Diese investierte rund 40 Millionen US-Dollar in den Kauf neuer Maschinen und eine deutliche Verbesserung des Services, um das Image der Spantax aufzubessern.

Während der Verhandlungen mit China Airlines über den Ankauf zweier Boeing 767 scheiterten Verhandlungen über die Finanzierung, so dass die Gesellschaft am 29. März 1988 Konkurs anmelden musste. Eine große Zahl der 815 Mitarbeiter blockierten daraufhin zeitweilig den Flughafen von Palma de Mallorca, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.


[Bearbeiten] Schwere Unglücksfälle

Die Geschichte der Spantax wurde überschattet von einer Reihe schwerer Unglücksfälle:

Am 7. Dezember 1965 prallte bei Santa Cruz auf Teneriffa eine Douglas DC-3 der Spantax nach dem Start aus unbekannten Gründen gegen einen Berg. Alle 32 Insassen starben.

Am 5. Januar 1970 wurde beim Start eines Charterflugs von Stockholm nach Palma de Mallorca der Ausfall eines Triebwerkes bemerkt. Der Start wurde abgebrochen und die Maschine vom Typ Convair CV 990 rollte zum Terminal zurück. Danach sollte die Maschine mit drei Triebwerken ohne Passagiere nach Zürich zur Reparatur geflogen werden. Während des Starts geriet die Maschine bei schlechtem Wetter und starkem Wind außer Kontrolle, streifte einige Baumwipfel und stürzte schließlich ab. Fünf Personen an Bord starben.

Am 3. Dezember 1972 ereignete sich der schwerste Unglücksfall einer Spantax-Maschine. Beim geplanten Flug von Los Rodeos nach München-Riem vergaß der Pilot, ein für die Stabilisierung dieses Fluggerätes bei Start und Landung notwendiges zusätzliches Leitwerk auszufahren. Dadurch geriet die Convair CV 990 während des Starts bei extrem schlechter Sicht außer Kontrolle, überschlug sich und zerschellte schließlich am Boden. Alle 148 Passagiere (vorwiegend deutsche Urlauber) und 7 Besatzungsmitglieder starben. Dies war das schwerste Unglück einer CV 990 überhaupt.

Am 5. März 1973 kam es vermutlich infolge eines Navigationsfehlers seitens der Spantax-Piloten und Problemen im Funkverkehr zu einer Kollision einer Convair CV 990 der Spantax mit einer Douglas DC-9 der Iberia im Luftraum von Nantes. Während die Spantax-Maschine mit einem schwer beschädigten linken Flügel notlanden konnte und alle Insassen überlebten, kamen alle 68 Insassen der Iberia-Maschine ums Leben. Die Piloten beider Maschinen flogen ohne Unterstützung der an diesem Tag streikenden französischen Flugsicherung.

Am 13. September 1982 kam es während des Starts einer geleasten McDonnell Douglas DC-10 in Málaga bei einem Flug nach New York zu starken Vibrationen durch Platzen des rechten Reifens am vorderen Fahrwerk. Die Vibrationen irritierten den Piloten, der daraufhin einen Startabbruch einleitete. Dabei geriet die Maschine über das Ende der Start- und Landebahn hinaus, querte eine Autobahn und kam an der Böschung einer Eisenbahnlinie zum Stehen. Dabei zerbrach sie in drei Teile und brannte schließlich aus. 50 der 394 Insassen kamen ums Leben.

[Bearbeiten] Pannen und leichtere Unglücksfälle

Durch zwei Ereignisse in Deutschland erwarb bzw. untermauerte die Spantax ihren zeitweilig sehr zweifelhaften Ruf.

Am 31. Mai 1967 fand ein Demonstrationsflug u. a. mit Journalisten und Vertretern von Reiseunternehmen von Palma de Mallorca nach Hamburg statt. Insgesamt waren 128 Passagiere und 9 Besatzungsmitglieder an Bord. Um die Zuverlässigkeit seiner Gesellschaft zu beweisen, flog der Chef höchstpersönlich die Coronado.

Im Anflug auf Hamburg allerdings verwechselte er die 3000 Meter lange Landebahn 05 des Hamburger Flughafens Fuhlsbüttel, für die ihm bereits die Landeerlaubnis erteilt worden war, mit der damals nur 1360 Meter langen Werkspiste der Hamburger Flugzeugbau GmbH (HFB) in Hamburg-Finkenwerder (heute EADS-Airbus) und kam nur wenige Meter vor Ende der für den Jet viel zu kurzen Piste zum Stehen. Die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon und wurden mit Bussen zum anderen Flughafen gefahren, während die danach weitgehend von Ballast und Kerosin befreite Coronado leer Richtung Fuhlsbüttel abhob und dort – zur Erleichterung der Towerbesatzung, die zunächst an einen Absturz glaubte – deutlich verspätet landete. Dieser Zwischenfall brachte ihr unter Linienpiloten den Spottnamen "Finkenwerder-Airlines" ein, weil sie als einzige Liniengesellschaft jemals Finkenwerder angeflogen hat.

Am 4. April 1978 ereignete sich auf dem Flughafen Köln-Bonn ein weiterer gravierender Zwischenfall, welcher beinahe zur Katastrophe hätte werden können:
Als eine Spantax-Maschine zur Landung ansetzte, hatte – wie sich später herausstellte – der Pilot vergessen, das Fahrwerk auszufahren, und die Maschine rutschte „auf dem Bauch“ über die Landebahn, die rechte Tragfläche fing Feuer. Nur ein zufällig in unmittelbarer Nähe befindliches einsatzbereites Löschfahrzeug verhinderte wahrscheinlich, dass es bei diesem Unfall Tote gab.


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