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Siegfried Reiprich – Wikipedia

Siegfried Reiprich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Siegfried Reiprich (* 15. Februar 1955 in Jena) war Gründungsmitglied des oppositionellen Arbeitskreises Literatur und Lyrik Jena, der im Jena der siebziger Jahre eines der wichtigsten Zentren der Jugendkultur war. Er wurde bereits im Sommer 1975, mehr als ein Jahr vor der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann verboten.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biographie, politisches Engagement

Zur Zeit der Gründung des Arbeitskreises 1973 war Reiprich Abiturient. Als Soldat der NVA nahm er 1974 für den Arbeitskreis Literatur an den „Poetenseminaren der FDJ“ in Greiz und Schwerin teil und fiel Spitzeln des MfS wegen kritischer Gedichte und Diskussionen auf.[1] Im Stasiverhör hat er „die Zusammenarbeit mit unserem Organ in anmaßender Weise verweigert“.[2] 1975 protestierte er gegen das De-facto-Verbot des Arbeitskreises und begann in Jena ein Studium an der Sektion Marxistisch-Lenistische Philosophie. Das MfS war ihm auf den Fersen.[3]

Von einer IM des MfS bei der Parteileitung denuziert, wurde er in tribunalartigen Verfahren wegen „skeptischen Exitentialismus“, „Kritik an den Maßnahmen der Bruderarmeen der Warschauer-Pakt-Staaten anläßlich der konterrevolutionären Ereignisse in der CSSR 1968“, Solidarität mit seinem Freund Jürgen Fuchs, und „Bildung einer konterrevolutionären Plattform“ aus der Leitung der FDJ ausgeschlossen, vor den Disziplinarausschuß gestellt und im März 1976 zum „Ausschluss vom Studium an allen Universitäten, Hoch- und Fachschulen der DDR“ verurteilt.[4] Nach dem Rausschmiss arbeitete er als Hilfsarbeiter, protestierte gegen die Ausbürgerung Biermanns und engagierte sich im Untergrund. Das Ministerium für Staatssicherheit stufte ihn als PID- und PUT-Person[5] ein, zog aber Zersetzungsmaßnamen der mehrfach geplanten Verhaftung vor. 1980 wurde die OPK[6] „Opponent“ in den Operativen Vorgang „Opponent“ umgewandelt, der gegen ihn und Mitstreiter, zu denen unter anderem Roland Jahn gehörte, gerichtet war.[7] Im Ergebnis eines Verhörs durch Offiziere des MfS wurde er genötigt, die DDR zu verlassen und siedelte 1981 mit seiner Frau Christine nach Berlin (West) über. Die „staatsfeindliche Gruppe“ war „aus entspannungspolitischen Gründen“ nicht eingesperrt, sondern ausgebürgert worden; einen IM hatte man gleich mitgeschickt.[8]

Er engagierte sich in der Friedensbewegung. Von 1981 bis 1983 war er Mitglied im Arbeitskreis atomwaffenfreies Europa in Westberlin und solidarisierte sich mit der unabhängigen Friedensbewegung in der DDR.[9] 1983 trat er in die SPD ein, auch, um die Politik Helmut Schmidts in der NATO-Nachrüstung zu unterstützen. Er studierte in Kiel Ozeanographie und Geophysik und überwinterte von Dezember 1986 bis März 1988 in der Antarktis auf der Georg-von-Neumayer-Station des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Auch im Westen stand er unter Beobachtung der Stasi[10][11] und war noch bis nach dem Mauerfall 1989 mit einem Einreiseverbot in die DDR belegt.

In den 1990er Jahren arbeitete er im deutsch-türkischen Erdbebenforschungsprojekt der Christian-Albrechts-Universität Kiel und im GeoForschungsZentrum Potsdam.[12] 1992 trat Reiprich aus der SPD aus Protest gegen die Behandlung des Falles Stolpe aus. 1998 ging er in die CDU.[13] 2000 wurde er auf Vorschlag von Bürgerrechtlern wie u.a. Freya Klier und des Justizministers Heitmann von der Regierung Biedenkopf für das Amt des sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit nominiert.[14] Die schon im Landtag angesetzte Wahl wurde in letzter Minute von der Tagesordnung genommen.

Heute arbeitet Reiprich als stellvertretender Direktor und Datenschutzbeauftragter[15] der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.[16][17] Er engagiert sich in verschiedenen Vereinen und Initiativen für die Belange der Opfer des SED-Staates. Nach dem Tod von Jürgen Fuchs wurde er in den Vorstand des Bürgerbüro Berlin e.V., Verein zur Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur gewählt[18].

[Bearbeiten] Quellen

  1. Baldur Haase, Mielke kontra Pegasus
  2. Jürgen Fuchs, Landschaften der Lüge, SPIEGEL 48/1991
  3. Wohnungsskizze der Stasi und Bericht eines auf Reiprich angesetzten Spitzels, November 1975
  4. Fuchs, ebenda; Reiprich, Der verhinderte Dialog; MfS-Akten aus dem Bestand der BStU
  5. PID - Politisch-ideologische Diversion, PUT - Politische Untergrundtätigkeit
  6. Operative Personenkontrolle
  7. MfS-Akten im Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft Berlin, z.T. publiziert in Reiprich, Der verhinderte Dialog.
  8. ebenda, letztes Kapitel
  9. „Ich sage was ich sehe“. Portrait von einem Freund. taz, 15. September 1982, Solidaritätsaufruf zur Verhaftung von Roland Jahn und: Die Angst vor der polnischen Fahne, ebenda, S. 3
  10. Einige Dokumente aus dem Zentralen Operativen Vorgang „Weinberg“
  11. Schreiben Innenminister Schleswig-Holstein zu Abhörauftrag des MfS gegen Reiprich
  12. Turkish-German Project on Earthquake Research - Magnetic
  13. Die Welt 18. Mai 1998
  14. Die Welt 7. Juli 2000
  15. Stoppt die Vorratsdatenspeicherung!
  16. Bildungsangebote der Gedenkstätte
  17. Webseite der Gedenkstätte, Impressum
  18. Website des Bürgerbüros

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Publikationen Siegfried Reiprich (Auswahl)

  • Der verhinderte Dialog. Meine politische Exmatrikulation. Eine Dokumentation, Schriftenreihe des Robert-Havemann-Archivs, Berlin 1996, ISBN 978-3-9804920-2-7
  • Die linke Opposition in der DDR als eigene Größe zwischen Prag 1968 und westeuropäischer Studentenrevolte. In: Geschichtswerkstatt Jena (Hg.): Linke Opposition in der DDR und undogmatische Linke in der BRD, Dokumentation einer Tagung von Friedrich-Ebert-Stiftung und Heinrich-Böll-Stiftung, Jena 1996, S. 37-54
  • Möglichkeiten und Formen abweichenden und widerständigen Verhaltens und oppositionellen Handelns, die friedliche Revolution im Herbst 1989, die Wiedervereinigung Deutschlands und Fortwirken von Strukturen und Mechanismen der Diktatur, Red. Thomas Ammer, Reihe Materialien der Enquete-Kommission "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland" Band VII/1, Hg. Deutscher Bundestag, Nomos Verlag, Suhrkamp Verlag, Baden-Baden, Frankfurt a. M. 1995, Siegfried Reiprich: Bericht als Zeitzeuge, ISBN 3-518-09174-3.
  • Zu den Mechanismen ideologischer Disziplinierung an DDR-Universitäten. In: Deutscher Hochschulverband (Hg.): Zeitzeugen berichten. Wie die DDR die Universitäten unterdrückte. Forum des Hochschulverbandes Heft 67, März 1999
  • Eroberung und Konsolidierung der Macht - zwei Phasen in der Geschichte der Stasi. In: Karsten Dümmel, Christian Schmitz (Hg.): Was war die Stasi? Einblicke in das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) (=Zukunftsforum Politik 43), Sankt Augustin (Konrad-Adenauer-Stiftung) 2002, ISBN 3-933714-02-8
  • Aufbau Ost: Geld statt Geist. ISSN 0459-1992 G 4511 liberal Heft 3/2004
  • Vakuum und nostalgische Legendenbildung. Vom Umgang mit der DDR-Geschichte an der Berliner Schule. PAC-Korrespondenz Zeitschrift des Politisch-Akademischen Clubs e.V. Neue Folge Nr. 15 (75) 2006. ISSN 1433 4178
  • Stasi in der Offensive - der 14. März 2006 in Berlin-Hohenschönhausen. PAC-Korrespondenz Zeitschrift des Politisch-Akademischen Clubs e.V. Neue Folge Nr. 17 (77) 2006. ISSN 1433 4178 sowie in Gerbergasse 18. Thüringer Vierteljahresschrift für Zeitgeschichte und Politik, Heft 41, II/2006. ISSN 1431-1607
  • Wohin treibt die DDR-Erinnerung? Dokumentation einer Debatte. Martin Sabrow, Rainer Eckert, Monika Flacke, Klaus-Dietmar Henke, Roland Jahn, Freya Klier, Tina Krone, Peter Maser, Ulrike Poppe, Hermann Rudolph (Hg.), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-36299-0. Autorenregister: Beitrag von Siegfried Reiprich S. 110-116. Kurzbiographie auf S. 439-440.

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

  • LEXIKON Opposition und Widerstand in der SED-Diktatur, Hg. Hans-Joachim Veen, Peter Eisenfeld, Hans Michael Kloth, Hubertus Knabe, Peter Maser, Ehrhart Neubert und Manfred Wilke. Propyläen Verlag, Berlin und München 2000, ISBN 3-549-07125-6. Biographischer Lexikonartikel zu Siegfried Reiprich S. 296, Autorin Hildigund Neubert. Personenregister: Reiprich auch auf S. 353.
  • Udo Scheer: Vision und Wirklichkeit. Die Opposition in Jena in den siebziger und achtziger Jahren. Ch.Links Verlag, Forschungen zur DDR-Gesellschaft, Berlin 1999, ISBN 3-86153-186-0. Personenregister: Reiprich, Siegfried S. 8, 18, 19-22, 27, 29, 32 f., 86, 88 f., 91-95, 105, 123-126, 162, 203, 212. Kurzbiographie Siegfried Reiprich auf S. 236, 30 Zeilen. (Christine Reiprich S. 33, 91, 105, 163, 165, 212.)
  • Ehrhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Band 346, Bonn 1997, 2., durchgesehene und erweiterte sowie korrigierte Auflage 2000, ISBN 3-89331-294-3, ISSN 0435-7604. Buchhandelsaufgabe Ch. Links Verlag, Berlin. Reiprich S. 240.
  • Henning Pietzsch: Jugend zwischen Kirche und Staat, Geschichte der kirchlichen Jugendarbeit in Jena 1970-1989. Böhlau Verlag Köln, Weimar, Wien 2005, ISBN 3-412-17204-9. Personenregister: Reiprich, Siegfried S. 10, 71, 78, 85, 134, 142-143. (Reiprich, Christine S. 201). Siehe auch Wiki Jugendkultur.
  • Baldur Haase: Mielke kontra Pegasus. LStU Thüringen, Erfurt 2001, ISBN 3-932303-32-6. In Kapitel Spitzel-Salat „Information zum Poetenseminar in Greiz“ (1974) Reiprich S- 140-142 und S.147, Literaturempfehlungen (Reiprich, Der verhinderte Dialog).
  • Jürgen Fuchs: Magdalena: MfS, Memfisblues, Stasi, Die Firma, VEB Horch & Guck – ein Roman. Rowohlt, Berlin 1998, ISBN 3-87134-051-0. Reiprich in Zusammenhang mit dem Tod von Matthias Domaschk (kein Personenregister, da Roman-Report).
  • Jürgen Fuchs: Landschaften der Lüge. Jürgen Fuchs über Schriftsteller im Stasinetz (Teil II, Spiegel-Serie): Pegasus, Spinne, Qualle, Apostel. SPIEGEL 48/1991, S.72 bis 90, davon zu Reiprich (OV Pegasus) S. (87)88–89.
  • Pingel-Schliemann, Sandra: Zersetzen. Strategie einer Diktatur. Schriftenreihe des Robert-Havemann-Archivs, Berlin 2004, ISBN 3-9804920-7-9, R. Mehrfachnennung.
  • Udo Scheer: Kritisches oder oppositionelles Verhalten? Die Exmatrikulationen von Jürgen Fuchs, Siegfried Reiprich, Roland Jahn und Lutz Rathenow. In: AHF, Jahrbuch der Historischen Forschung 2005.
  • Der Kommunismus im Museum, Formen der Auseinandersetzung in Deutschland und Ostmitteleuropa, Knigge, Volkhard/ Mählert, Ulrich (Hg.), Böhlau Verlag Köln, Weimar, Wien 2005, ISBN 3-412-20705-5. Beitrag Reiprich S. 225
  • Freya Klier, Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand, Berlin 2007, ISBN 978-3-00-021021-1
  • Udo Scheer: Jürgen Fuchs. Ein literarischer Weg in die Opposition. Jaron Verlag, Berlin 2007, ISBN 3-897-73573-3. Darin Beiträge von R. als Zeitzeuge.

[Bearbeiten] Weblinks


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