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Priapismus – Wikipedia

Priapismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Klassifikation nach ICD-10
N48.3 Priapismus - Schmerzhafte Dauererektion
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Als Priapismus (latinisierte Form des griechischen πριαπισμός, priapismós - die Erektion) wird eine schmerzhafte Dauererektion des Penis bezeichnet, die länger als zwei Stunden anhält und unbehandelt zu erektiler Dysfunktion führt. Eine möglichst sofortige Behandlung, oder auch Selbsthilfe, ist daher zur Vermeidung von Dauerschäden unbedingt erforderlich.

Die weibliche Entsprechung wird Klitorismus genannt (allerdings heißt auch die bloße Hypertrophie der Klitoris so).

Der Name ist vom griechischen Gott Priapos hergeleitet, dem Sohn der Aphrodite und des Dionysos, der als Fruchtbarkeitsgott bildlich mit übergroßem, erigiertem Penis dargestellt wurde.

Beim Priapismus sind beide Penisschwellkörper steif, die Eichel und das corpus spongiosum jedoch schlaff. Diese Erektion ist schmerzhaft und mit keinem Lustgefühl verbunden. Wenn der Priapismus nicht behandelt wird, klingt die Erektion erst nach zwei bis drei Wochen spontan ab – in aller Regel sind die Schwellkörper des Penis dann jedoch fibrös umgewandelt, und die Erektionsfähigkeit des Penis ist verloren gegangen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Formen

Es werden zwei Formen des Priapismus unterschieden:

  1. Beim Low-Flow-Typ, der für etwa 90 % der Fälle von Priapismus verantwortlich ist, führt der verminderte Abfluss des venösen Blutes aus den Schwellkörpern (lat.: corpora cavernosa) des Penis zur verlängerten Versteifung.
  2. Beim High-Flow-Typ, der in den restlichen 10 % zugrunde liegt, ist die vermehrte Zufuhr von arteriellem Blut für die Dauererektion verantwortlich.

Der Low-Flow-Typ ist wesentlich gefährlicher als der High-Flow-Typ, da es hier zu einer Unterversorgung des glatten Muskelgefüges mit Sauerstoff kommt. Dauert die Unterversorgung zu lange, kommt es zu einem dauerhaften hypoxischen Schaden am Muskelgewebe.[1]

[Bearbeiten] Ursachen

Eine Ursache lässt sich in mehr als der Hälfte der Fälle nicht angeben, in denen man deshalb von einem idiopathischen oder primären Priapismus spricht. 2008 haben Wissenschaftler der Universität von Texas in Houston durch Zufall herausgefunden, dass bei genetisch veränderten Mäusen, denen ein Enzym zum Abbau von Adenosin fehlte, die Geschlechtsteile dauerhaft erigiert waren. Dies weist darauf hin, dass der Mangel dieses Enzyms die Dauererektion verursacht.

Mögliche Ursachen der sekundären Form sind:

[Bearbeiten] Therapie

Es handelt sich beim Priapismus um einen Notfall, der entsprechend rasch nach einem Stufenplan behandelt werden muss. Zunächst muss versucht werden, möglichst viel Blut aus den Schwellkörpern abzuziehen. Führt das zu keinem Erfolg, werden alpha-adrenerge Substanzen wie zum Beispiel Etilefrin unter fortlaufender Blutdruckkontrolle in die Schwellkörper injiziert. Eine weitere Möglichkeit ist die Spülung des Corpus cavernosum mit einer stark verdünnten Adrenalinlösung.[1] Schließlich kommen auch operative Methoden in Betracht. Eine entsprechende Schmerztherapie muss immer durchgeführt werden.

Der Priapismus sollte am besten in der urologischen Notfallambulanz einer Klinik behandelt werden.[1] Bei fachgerechter Therapie innerhalb von höchstens zwölf (besser vier bis sechs[1]) Stunden kann in bis zu 90 % der Fälle eine dauerhafte Erektionsstörung verhindert werden.

[Bearbeiten] Spätfolgen

Als Spätfolgen können (besonders infolge zu später Behandlung) Penisdeviation, Erektionsverlust und manchmal sogar Gangrän auftreten.[2]

[Bearbeiten] Quellenangaben

  1. a b c d Titel 24.4 in „Behandlung mit Psychopharmaka“, Brigitte Woggon. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2005. © Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern 1998/2005. ISBN 3-456-83538-8
  2. vgl. Roche Lexikon Medizin, 4. Auflage, München 1999, S. 1366

[Bearbeiten] Literatur

  • Christian Buchert: Die Bedeutung des Traumas beim Priapismus. Dissertation, Universität München 1964.
  • Alfred H. Schmitz: Priapismus. Zur prognostischen Bedeutung therapieunabhängiger Faktoren. Dissertation, Universität Münster 1989.


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