Pogo
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Der Pogo ist ein Tanz, der seine Ursprünge in der Punkszene der 1970er-Jahre hat. Der Begriff „Pogo“ wird auch für unterschiedliche Arten des Tanzes in der Punk-Szene oder Sub-Genres des Punks und Metal verwendet.
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Geschichte
Der Pogo, entstanden um 1976, ist ursprünglich ein Anti-Disco-Tanz der alternativen Punkbewegung. Sich mit allen Mitteln gegen den gleichförmigen und als langweilig empfundenen Disko-Takt zu bewegen war die Maxime. Punk wurde anfangs sehr schnell gespielt, um nicht mit dem alles beherrschenden Disko-Mainstream musikalisch und gesellschaftspolitisch in Berührung zu kommen. Punkbands spielten in erster Linie Livemusik – daher auch der Pogo-Tanz in der Gruppe vor und auf der Bühne. Das Stagediving entstand aus dem Pogo. Häufig fand der Pogo auch in den 1980ern bei Vertretern der Electronic Body Music Anwendung.
Ursprünglich bestand der Pogo-Tanz Ende der 1970er nur aus unkontrolliertem „In-die-Luft-springen“. Doch mit der immer aggressiveren Musik, die sich aus dem Punkrock entwickelte, wurden auch die Bewegungen zu der Musik immer heftiger. Besonders in der Hardcore-Szene setzte sich das Slamdancing durch.
Laut Glen Matlock (Sex Pistols) geht der Pogo auf Sid Vicious zurück. In seinem Buch „I was a teenage Sex Pistol“ beschreibt Matlock, Sid sei bereits vor seiner Zeit bei den Pistols eine bekannte Persönlichkeit in der Punkszene gewesen. Bei einem Konzertbesuch habe er unter Drogeneinfluss seinem Drang zu tanzen freien Lauf gelassen und sei aufgrund der Enge vor der Bühne wie wild auf und ab gehüpft, wobei er die anderen Zuschauer anrempelte. Musikreporter hätten dies beobachtet und dies als neuen Tanz interpretiert, der zu der neuen Musik bisher noch gefehlt hatte. Den Namen Pogo hätten sie gewählt, weil Sid wirkte, als hüpfe er auf einem Pogostab.
Formen des Pogo
Grundsätzlich ist der Pogo ein Tanzstil, der auf kurzen und heftigen Körperkontakt zu anderen ebenfalls Tanzenden ausgerichtet ist. Die Tanzenden führen sämtliche Bewegungen individuell, und nicht wie im klassischen Tanz mit einem Partner synchronisiert, aus. Der Bereich der Tanzfläche, an dem der Pogo getanzt wird, wird im Allgemeinen als Moshpit bezeichnet. Beim Pogo-Tanzen kommt es zu heftigen bis schmerzhaften Berührungen zwischen den Tanzenden, die sich nach Art und Intensität der Ausführung je nach Tanzstil (s.u.) unterscheiden, wobei es schwierig ist, die einzelnen Stile voneinander abzugrenzen. Häufig verschwimmen die Begriffe und werden szene-intern auch unterschiedlich ausgelegt.
Up-and-Down
Up-and-down ist die ursprüngliche Form des „Pogos“, in den 1970er-Jahren verwurzelt und der Legende nach von Sex-Pistols-Bassist Sid Vicious erfunden.
Es entstammt aber wohl eher zum einen der Ska-Tradition des Skankens, zum anderen der Tatsache, dass bei Rock-Konzerten die Besucher die Band häufig aus den letzten Reihen nicht mehr sehen konnten und deshalb begannen, auf und ab zu hüpfen.
Bei härteren Varianten des Pogos zerren sich die Pogotänzer gegenseitig an der Kleidung und stoßen sich beim Abspringen voneinander ab. Obwohl das klassische „Up-and-Down“ noch existiert, ist es mittlerweile bei Punkkonzerten größtenteils durch das brutalere „Moshen“ oder „Slammen“ ersetzt worden.
Bei Punk-Konzerten werden die Zuschauer oft animiert, das „Up-and-Down“ zur Musik durchzuführen. Für die Zuschauer ist dies meist ein großer Spaßfaktor. Beim „Up-and-Down“ wird Körperkontakt normalerweise vermieden, jedoch kann es auch in einen brutaleren Pogo übergehen.
Slamdance
Slamdance (engl. slam, zuschlagen; dance, Tanz) ist eine raue Abart des Pogos und wurde angeblich von Darby Crash, dem Sänger der Punkband Germs erfunden. Der Begriff „slammen“ existiert aber auch in der Skateboard-Szene. Mit einem „Slam“ wird hier ein unkontrollierter, meist sehr schmerzvoller Sturz bezeichnet. Beim Slamdancing oder auch „slammen“, werden andere Mittänzer bewusst gestoßen, geschubst und angerempelt. Für außenstehende Betrachter wirken solche Tänze oft wie riesige Massenschlägereien, aber solche Tanzeinlagen gehen nur selten mit ernsthaften Verletzungen zu Ende. Das liegt zum Einen daran, dass die Beteiligten sich keine Schmerzen zufügen wollen. Man möchte zwar Aggressionen und Frust abbauen und sucht auch den Körperkontakt, aber gezielte Schläge und Tritte werden ungern gesehen. Slamdancing kann auch mit Stagediving kombiniert werden. Ferner werden hier häufig sogenannte Circle Pits gebildet. Der Slamdance war vor allem im Hardcore Punk und der US-amerikanischen Punkszene verbreitet und ist heute häufig durch das Moshen ersetzt, wobei die Abgrenzung dazwischen nicht ganz einfach ist.
Moshing
Der Begriff Moshen oder Moshing stammt aus der Thrash-Metal- und Metal-Crossover-Ecke des Hardcore Punk. Beim Moshen bilden die Tänzer einen Pulk und schubsen sich gegenseitig durch die Gegend, wobei sich die Tänzer jedoch nur an Armen und Schultern gegenseitig abstoßen und üblicherweise nicht wirklich zuschlagen. Im Unterschied zum ursprünglichen Pogo springen die Tänzer im sogenannten Moshpit nicht hoch. Moshen ist im modernen Punk und Oi! heute der am weitesten verbreitete Tanz.
Wrecking
Wrecking bezeichnet eine sehr rauhe Art des Pogo, die vor allem aus der Psychobilly-, Horrorpunk- und Oi!-Szene stammt und von „Wreckern“ häufig als „Mischung aus Tanz und Freestyle-Wrestling“ beschrieben wird. Das Wrecking verbindet die Aggressivität des Pogo mit den Bewegungen des Tanzens des 1950er-Rockabilly, häufig bewegen sich die Wrecker dabei in einer Reihe vorwärts und rückwärts und fassen andere Wrecker, die sie mit ganzer Kraft von sich schleudern. Häufig stellen die Wrecker sich auch in Reihen auf und schlagen stehend um sich. Kleinere Verletzungen sind beim Wrecken im „Wrecking-Pit“ (vor allem z. B. bei Meteors-Konzerten) oft vorprogrammiert; diese werden meistens später an der Bar wie Kriegsverletzungen gefeiert.
Wrecking ähnelt zwar in Elementen dem seit Ende der 1970er Anfang der 1980er punktypischen Pogo, allerdings herrscht eine größere, von allen Seiten offensichtlich gewünschte, Rücksichtslosigkeit vor. Wrecking ähnelt in vielem somit dem Slamdancing, wobei der Einsatz von Armen, insbesondere Ellenbogen, deutlich betont ist. Knie und Beine hingegen werden praktisch nie eingesetzt. Der Begriff Wrecking wurde maßgeblich durch die Psychobilly-Band The Meteors mit dem Album „The Wrecking Crew“ geprägt.
Unbeteiligte Personen können dieses Verhalten leicht missverstehen, so dass einige Veranstalter der Schwarzen Szene gänzlich auf Horrorpunk und Deathrock in ihrem Veranstaltungsprogramm verzichten.
Das mutwillige oder auch unbeabsichtigte Anstoßen einer Person wird in der Regel als Einladung bzw. Eröffnungsritual gesehen, das es dem Gegenüber erlaubt, es gleich zu tun.
Wall of Death
Die Wall of Death (zum Teil auch als Brave Heart bezeichnet, in Anspielung an die Schlachtszenen des gleichnamigen Filmes), beschreibt eine besondere Variante des Pogo, die ursprünglich angeblich von der Band Sick of It All erfunden wurde: zwei etwa gleich große Fraktionen stehen sich im „Pit“ gegenüber und stürmen aufeinander los. Diese Form des Tanzens wird vorzugsweise bei Hardcore- und Metalcore-Konzerten ausgeführt.
Das Publikum bildet in der Mitte eine Gasse, die den Moshpit in zwei Hälften teilt. Dabei entsteht aus dem normalerweise runden Kreis des Moshpits ein künstliches Rechteck. Dieses bleibt nur kurzzeitig bestehen, bis sich die Wall of Death gebildet hat. Danach warten die tanzenden Massen auf ein bestimmtes Startsignal des Sängers oder der Band und laufen mit einer hohen Geschwindigkeit aufeinander zu. Zu beachten ist, dass die Wucht des Aufpralls in der ersten Reihe der beiden aufeinander zulaufenden Seiten am höchsten ist. Der Aufprall ist aber bei recht großen Konzerten noch in einigen darauffolgenden hinteren Reihen zu spüren. Es kommt auf die Größe der Wall of Death an, also wie viel Personen an der Aktion beteiligt sind. Nach dem Zusammenprall läuft das normale Pogo-Tanzen weiter.
Eine andere Form der Wall of Death beginnt mit dem Sammeln der „Tänzer“ hinter den nicht Tanzenden. Diese werden dann von einer von hinten anrollenden Menschenmasse nach vorne in den Moshpit gedrückt. Diese Form findet häufig beim Beginn von Konzerten statt oder wenn der Moshpit gerade abflaut und dient dazu, die Stimmung wieder zu steigern.
Stomp
„Stomp“ beschreibt die ruhigere Art des „Pogos“ oder „Mosh“, bei dem die Tänzer weit ausholende und stampfende Bewegungen ausführen, sich aber nicht absichtlich schubsen oder abstoßen, wie sonst bei Pogo oder Moshing üblich. „Stomping“ oder „Psycho-Stomping“ war ursprünglich hauptsächlich bei Psychobilly- und Gothic-Punk-Konzerten üblich und ist eher verwandt mit dem „Skanken“ bei Ska-Konzerten.
Violent Dancing
„Violent Dancing“ beschreibt eine besonders brutale Art des „Moshings“ oder „Slamdances“ auf Hardcore-Konzerten. Es werden Schläge, Kickbox-Griffe und hohe Tritte im Moshpit eingesetzt, dabei trennt sich jedoch häufig der eigentlich Pit vom Rest des unbeteiligten Publikums. Dabei kann es geschehen, dass jemand heftigere Treffer einstecken muss. Die Tritte können aus einer Körperdrehung heraus oder in geradlinigen Auf- und Abbewegungen erfolgen. Gelegentlich werden auch komplizierte Sprungtritt-Varianten gezeigt, für die die Ausübenden teilweise extra Kampfsportarten trainieren.
Die häufigsten Schläge sind die sog. „Windmühlen“: Die Arme werden, meist gestreckt, in kreisenden Bewegungen nach hinten geschlagen. Es gibt auch stumpfere seitliche Varianten. Zum Teil haben sich auch harte und gezielte Ellenbogenschläge durchgesetzt, wobei es schnell zu Verletzungen kommen kann.
Besonders verbreitet ist „Violent Dancing“ im „New-School“-Hardcore Punk und Metalcore. Der Tanzstil wird jedoch selbst von vielen Angehörigen der Punk- und Hardcore-Szene nicht nur wegen der extremen Verletzungsgefahr, sondern auch, da das eigentliche Gesamterlebnis für die Gruppe durch einzelne „Karatekids“ unmöglich gemacht wird, abgelehnt und als albern und unnötig angesehen.
Fighting
„Fighting“ oder „Streetfighting“ stammt ursprünglich aus der Hardcore-Punk-Szene, ist jedoch auch im Industrial und EBM sowie besonders im Electropunk weit verbreitet.
Die Bewegungen sind ähnlich wie im „Mosh“ oder „Wrecking“, jedoch mit vielen Richtungsänderungen und Ausfallschritten. Die Bewegungen ähneln aggressivem „Schattenboxen“ oder Kampfsport-Übungen, jedoch wird üblicherweise kein Mittänzer berührt, bzw. die Tänzer achten auf ausreichenden Körperabstand zueinander.
Ausführung
Im Allgemeinen gilt beim Pogo ein „Ehrenkodex“, der verlangt, auf Schwächere Rücksicht zu nehmen, Gestürzten sofort wieder auf die Beine zu helfen und niemanden absichtlich zu gefährden. So ist auch auf großen Konzerten mit vielen Menschen zu beobachten, dass sofort ein großer Kreis gebildet wird, um einem Gestürzten wieder auf die Beine zu helfen. Teilweise werden kurze Blicke oder ähnliche Gesten ausgetauscht, wenn sich Tänzer beim Pogo unabsichtlich zu hart treffen oder aus Versehen jemandes Gesicht oder ähnlich verletzliche Stellen treffen. Unterlassen solcher Gesten wird häufig als Aufforderung zu härteren Tanzarten verstanden.
Besonders hoch ist das Verletzungsrisiko beim „Wrecking“, der „Wall of Death“ und vor allem beim „Violent Dancing“. Während es beim normalen Pogo und Slamdance oft zu blauen Flecken und Prellungen und nur selten zu schwerwiegenderen Verletzungen kommt, sind diese dort häufiger anzutreffen.