Pilotenkanzel
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Die Pilotenkanzel (auch: Cockpit oder Flight Deck) ist ein Teil eines Luftfahrzeuges und der Arbeitsplatz eines oder mehrerer Luftfahrzeugführer und gegebenenfalls eines Flugingenieurs. Von der Pilotenkanzel aus wird die gesamte Steuerung vorgenommen. Ferner werden hier sämtliche fliegerischen und technischen Prozesse veranlasst und kontrolliert.
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[Bearbeiten] Lage und Aufteilung
Sie befindet sich an der Frontseite des Fahrzeuges hinter der Flugzeugnase und meistens direkt hinter der Radaranlage oder bei Frachtflugzeugen mit Bugladeklappe über der Flugzeugnase. Der Pilot und eventuell sein Kopilot sitzen in Flugrichtung, der Pilot hat in der Regel seinen Platz links vom Kopiloten. In den meisten Kampfjets sitzen der Pilot und der Kopilot wegen Platzmangels hintereinander und verständigen sich über eine Sprechanlage.
Der Flugingenieur, sofern vorgesehen, sitzt bei großen Verkehrsmaschinen quer zur Flugrichtung, meist hinter dem Kopiloten mit Blick auf seine Instrumente auf der Steuerbordseite. Der Navigator (den es bis vor einigen Jahrzehnten im Cockpit noch gab, ebenso wie einen Funker) saß dementsprechnend noch ein Stück weiter hinten (um einen Durchgang zu lassen), meist hinter dem Kapitän, quer zur Flugrichtung mit Blick auf seine Instrumente an der Backbordseite.
Größere Fluggeräte haben eine abgetrennte Pilotenkanzel, sodass Störungen bei der Arbeit vermieden werden. Das erste Flugzeug mit einer abgeschotteten Kabine war das 1913 gebaute Flugzeug The Grand von Igor Iwanowitsch Sikorski.
[Bearbeiten] Ausstattung
In der Pilotenkanzel eines modernen Verkehrsflugzeuges sind mehrere Hundert Bedien- und Kontrollelemente für den Betrieb, die Steuerung, die Kontrolle, die Navigation, die Kommunikation und den Betriebsablauf vorhanden. Die Boeing 747-300 hat beispielsweise 971 Bedienelemente und Anzeigen in der Pilotenkanzel.[1] Mit dem Fortschreiten der Computertechnik ist die Anzahl immer kleiner geworden, sie liegt heute bei Großraumflugzeugen etwa bei 300. Es lassen sich heute mehr Informationen abrufen, jedoch werden nicht mehr alle gleichzeitig angezeigt. Viele Funktionen werden jetzt über die Menüstruktur der Flight Management Systeme bedient.
[Bearbeiten] Steuerung
Die wichtigsten Bedienelemente sind das Steuerhorn oder der Steuerknüppel, heute auch Sidesticks, für Höhen- und Querruder, Pedale für Seitenruder und Radbremsen, Gas- oder Schubhebel und Hebel zur Bedienung der Auftriebshilfen, der Störklappen und des Fahrwerks, sowie Handräder für die Bugradsteuerung beim Rollen am Boden. In älteren Modellen werden mechanische Elemente durch Seilzüge von der Pilotenkanzel aus gesteuert. Heute wird oft die Technik Fly-by-Wire eingesetzt.
[Bearbeiten] Funk und Navigation
Weiterhin finden sich in der Pilotenkanzel die Bedieneinheiten der Funkgerät(e), des Flight Management Systems, des Autopiloten und eventuell automatischer Schubregelanlagen, der Sicherungsautomaten, der Feuerlöschanlagen, der Sprechanlage, usw.
[Bearbeiten] Instrumente
Wichtige Instrumente sind der Fahrtmesser, der künstliche Horizont, der Höhenmesser, das Variometer, der Kurskreisel, der Kompass, der Drehzahlmesser, der Wendezeiger, der Radiokompass, der VOR-Anzeiger, die Tankmengenanzeige, die Öldruck- und Öltemperaturanzeige, die Ladedruckanzeige etc.
[Bearbeiten] Sonstige Ausstattung
Auch befinden sich in der Pilotenkanzel Unterlagen wie Handbücher, Kartenmaterial, Funkfrequenzlisten und andere wichtige schriftliche Aufstellungen. Die bei Verkehrsflugzeugen zahlreichen Bordcomputer befinden sich in der Regel (i. d. R.) unter oder hinter der Pilotenkanzel.
Die Anzeigen (Uhren) sind hauptsächlich frontal vor dem Körper unterhalb der Sichtachse der Piloten angeordnet, während sich die meisten Schalter und Kontrolllampen über dem Kopf oder quer zur Flugrichtung befinden.
Für Nachtflüge müssen sämtliche Anzeigen beleuchtet sein, zusätzlich ist mindestens eine funktionsbereite Taschenlampe mitzuführen. Moderne Pilotenkanzeln sind mit Computertechnik ausgestattet; so findet man hier eine Vielzahl an großen und kleinen Monitoren vor. Die eigentlichen Computer der Avionik befinden sich in modernen Verkehrsflugzeugen meist in einem Raum unter dem Cockpit. Der neueste Stand der Technik sind sogenanntes Glascockpits, auch Elektronisches Fluginformationssystem genannt.
Die Besatzung der Pilotenkanzel trägt i.d.R. Kopfhörer oder Headsets. Zum Schutz vor Luftpiraten sind die Türen zur Kabine bei Passagierflugzeugen heute verriegelt und gepanzert. In Kampfflugzeugen sind die Sitze der Piloten als Schleudersitz ausgestaltet. Bei der Auslösung wird die Glaskuppel weggesprengt. Notausstiege gibt es meist nur in größeren Flugzeugen.
[Bearbeiten] Fenster
Die Fenster der Pilotenkanzel sind entspiegelt, können teilweise mit einer wasserabweisenden Flüssigkeit, dem "Rain Repellent" benetzt werden und haben häufig Scheibenwischer an den Frontscheiben. Ferner gibt es Sonnenblenden zur Front und zur Seite. Die Frontscheiben sind aus Stabilitäts- und Sicherheitsgründen nicht durchgängig, sondern mittig geteilt. Die Seitenfenster können bei vielen Mustern geöffnet werden. Manche Flugzeugtypen haben auch eine Sicht nach unten seitlich und frontal.
[Bearbeiten] Etymologie des Begriffs Cockpit
Der Ausdruck Cockpit stammt von den Kriegsschiffen des 18. Jahrhunderts, hier wurde das Lazarett, das sich bei größeren Schiffen in der Regel auf dem Orlopdeck ganz vorne im Bug befand direkt bei der 2. Kammer des Schiffarztes, so genannt. Da normalerweise viel Blut bei den Verletzten floss, bürgerte sich auf den englischen Schiffen die scherzhafte Bezeichnung Cockpit ein (in Anlehnung an Hahnenkämpfe, die bekanntlich sehr blutig sein können).
Cock (englisch: Hahn) und pit (englisch: Grube) bedeuten eigentlich Hahnengrube. Wobei mit der "Grube" die Kampfarena für Hahnenkämpfe gemeint war. (Im gleichen Sinn wurde das Wort "pit" auch für die Kampfarena für Hundekämpfe benutzt, woher z.B. die Rassebezeichnung Pit-Bullterrier stammt.)
Daher geht eine viel einfachere Erklärung für die Bezeichnung Cockpit dahin, dass im ersten Weltkrieg, als der Begriff Cockpit geprägt wurde, dieses tatsächlich ein Loch im Rumpf der (damals offenen) Flugzeuge war, in die sich der Kampfhahn, also der Kampfpilot, setzte.