Objektschutz (Luftwaffe)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Objektschutz ist ein Dienstbereich der Luftwaffe.
Er umfasst die Aufgabe, Objekte der Luftwaffe sowohl im passiven als auch im aktiven Objektschutz vor Schaden zu bewahren. Das schließt den Schutz stationärer Anlagen (z. B. Flugplätze, Kasernen, Depots) und mobiler Kräfte der Luftwaffe (z. B. Flugabwehrraketen-Einheiten im Einsatz) gegen ein breites Spektrum von Bedrohungen ein. Hierfür werden vor allem (aktive und mobilmachungsabhängige) Infanterie-, Flugabwehr-, ABC-Abwehr-, Brandschutz-, Kampfmittelerkundungs-, Kampfmittelbeseitigungs- und Pionierkräfte vorgehalten.
Die Einsatzkräfte des Objektschutzes sind vorwiegend im Objektschutzregiment der Luftwaffe "Friesland" und der Luftwaffensicherungsstaffel "S" des Jagdbombergeschwader 33 zusammengefasst. Zusätzlich bildet das Luftwaffenausbildungsregiment an mehreren Standorten die Rekruten der Luftwaffe aus, unabhängig von deren weiterer Verwendung.
Angehörige des Objektschutzregiments der Luftwaffe "Friesland" tragen das dunkelblaue Barett mit den gekreuzten Gewehren und der Schwinge als Barettabzeichen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte des Objektschutz in der Luftwaffe
Die Kräfte des Objektschutzes der Luftwaffe unterlagen in der Vergangenheit einigen Reformen, die aus den anfänglichen dezentralen Sicherungsstaffeln hochprofessionelle und zentralisierte Objektschutzstaffeln entstehen ließen. In der Regel wurden in diesem Bereich junge Grundwehrdienstleistende verwendet, die direkt nach der Grundausbildung drei bis vier Monate lang bis zum Status CR (Combat ready = einsatzfähig) geschult wurden. In den letzten Jahren fand ein zunehmender Übergang zur Verwendung von Zeitsoldaten und freiwillig längerdienenden Soldaten statt, um den neuen Einsatzszenarien Rechnung zu tragen und eine gesteigerte Verwendungsdauer zu erreichen.
[Bearbeiten] Sicherungsstaffeln der Geschwader
Objektschutz in der Luftwaffe war in der Vergangenheit eine verbandsinterne Aufgabe. Jedes Geschwader besaß hierfür eigene Sicherungsstaffeln, zumeist nur teilaktiv mit zwei aktiven und zwei nicht aktiven Zügen. Hinzu kamen rein Mob-beorderte Sicherungsstaffeln, die erst im Spannungsfall durch die Einberufung von Reservisten mit Personal besetzt werden sollten. Je nach Geschwadergröße und Einsatzort konnten auf diese Weise 4 bis 16 infanteristisch ausgebildete Sicherungszüge an einem Objekt eingesetzt werden. Ein zentrales Vorhalten dieser Sicherungskomponenten war nicht vorgesehen. Im jeweiligen Geschwader wurden diese Sicherungsstaffeln, zusammen mit der Sanitätsstaffel und im Regelfall auch der Transportstaffel in der Fliegerhorstgruppe zusammengefasst.
[Bearbeiten] Objektschutzbataillon
Mit der Einnahme der Luftwaffenstruktur 5 als Folge der sich ändernden Bedrohungslage wurden die nichtaktiven Staffeln teilweise aufgelöst und zudem im März 1997 eine zentrale Komponente für den Objektschutz geschaffen, das Objektschutzbataillon der Luftwaffe mit Sitz in Upjever. Der Verband zählte ungefähr 1.100 Soldaten. Zu seinen Aufgaben gehörten der "infanteristische" Objektschutz (1. und 2. Staffel), die Flugabwehr (3. Staffel), die ABC-Abwehr und Brandbekämpfung (4. Staffel), sowie das Pionierwesen und die Kampfmittelbeseitung im Rahmen von Startbahninstandsetzungen (5. Staffel). Insgesamt waren fünf Staffeln in den drei Standorten Upjever (1., 2. und 4. Staffel), Wittmund (Stab und 3. Staffel) und Diepholz (5. Staffel) disloziert. Das Objektschutzbataillon der Luftwaffe stellte innerhalb seiner Teilstreitkraft, nach den Lufttransportverbänden, den Verband mit den meisten Auslandseinsätzen dar.
[Bearbeiten] Umstrukturierung der Objektschutzstaffeln
Zum 1. April 2003 wurden die Fliegerhorstgruppen umgegliedert: Viele nichtaktive Sicherungsstaffeln wurden aufgelöst, sämtliche noch bestehenden Staffeln (alle teilaktiv) wurden zusammengelegt und in drei Fliegerhorstgruppen konzentriert. Diese befanden sich in Jagel (AufklG 51 "I"), Kerpen (JaBoG 31 "B") und Lechfeld (JaBoG 32). An jedem Standort waren drei Staffeln (nun Objektschutzstaffeln genannt), davon jeweils 2 infanteristische Staffeln à 4 aktive Züge und eine Sonderstaffel (EOD, ABC/Se bzw. Fliegerabwehr) in unterschiedlicher Zugstärke eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Luftwaffe über ein theoretisches Einsatzäquivalent von 32 Zügen infanteristischem Objektschutz (8 Staffeln à 4 Züge, davon 2 im Objektschutzbataillon). Die tatsächliche Einsatzstärke dürfte, bedingt durch Personalfluktuation und Ausbildung, bei ca. 20 Zügen gelegen haben.
[Bearbeiten] Objektschutzregiment
Zum 30. Juni 2006 wurden das Objektschutzbataillon und die drei oben genannten Fliegerhorstgruppen aufgelöst. Sämtliche Objektschutzstaffeln (aktiv und teil- bzw nichtaktiv) wurden ebenfalls aufgelöst und teilweise in das zeitgleich neu aufgestellte Objektschutzregiment der Luftwaffe "Friesland" überführt. Hiermit findet sich der Abschluss der Luftwaffenstruktur 6 im Bereich des infanteristischen Objektschutzes. Das neue Regiment besteht aus drei aktiven Bataillonen, zwei des aktiven und eines des passiven Objektschutz, und einem nichtaktiven.
[Bearbeiten] Luftwaffensicherungsstaffel "S"
Eine Ausnahme von den Maßnahmen der Luftwaffenstrukturen 5 und 6 stellt die Fliegerhorstgruppe des JaboG 33 auf dem Fliegerhorst Büchel dar. Bedingt durch den spezialisierten Auftrag, die Sicherheit der Sonderwaffen zu gewährleisten, verblieb in diesem Verband eine Luftwaffensicherungsstaffel.
[Bearbeiten] Das Objektschutzregiment der Luftwaffe Friesland
[Bearbeiten] Gliederung und Stationierung
Das Objektschutzregiment (ObjSRgt) gliedert sich in drei aktive Bataillone mit insgesamt zwölf Objektschutzstaffeln (ObjSStffl) und ein nichtaktives Bataillon mit vier Staffeln (infanteristischer Objektschutz) und zwei Zügen.
- Objektschutzregiment der Luftwaffe Friesland, Schortens
- Stab
- I. Bataillon, Schortens
- Stab
- 1. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Schortens
- 2. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Schortens
- 3. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Schortens
- 4. Staffel (Flugabwehr), Wittmund
- II. Bataillon, Kerpen
- Stab
- 5. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Kerpen
- 6. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Kerpen
- 7. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Kerpen
- Feldnachrichtenkräfte der Luftwaffe, Kerpen
- III. Bataillon, Diepholz
- Stab
- 8. Staffel (ABC-Abwehr und Selbstschutz), Schortens (mit 1 ABC/Se-Zug (na))
- 9. Staffel (Brandbekämpfung), Schortens
- 10. Staffel (Kampfmittelbeseitigung), Diepholz
- 11. Staffel (Startbahninstandsetzung), Diepholz
- 12. Staffel (Startbahninstandsetzung), Diepholz (mit 2 LwPiZügen(na))
-
- IV. Bataillon
- 13. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Schortens
- 14. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Schortens
- 15. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Kerpen
- 16. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Kerpen
- IV. Bataillon
Das Objektschutzregiment umfasst somit 16 Staffeln: 10 für den infanteristischen Objektschutz, zwei Pionierstaffeln, eine Flugabwehrstaffel, eine Kampfmittelbeseitigungsstaffel, eine ABC-Abwehrstaffel und eine Brandbekämpfungsstaffel. Hinzu kommen drei Züge.
Die Einheiten verteilen sich auf die drei Standorte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wie folgt:
- Diepholz (NDS):
- Stab III. Bataillon, 10. / 11. /12. Staffel, zwei LwPiZg (na)
- Kerpen (NRW):
- Stab II. Bataillon, 5. / 6. / 7. Staffel, zwei ObjSStffl (na)
- Schortens (NDS):
- Stab ObjSRgt, Stab I. Bataillon, 1. / 2. / 3./ 8. / 9. Staffel, zwei ObjSStffl (na), ABCAbwZg (na)
- Wittmund (NDS):
- 4. Staffel
[Bearbeiten] Ausrüstung
Neben den Handwaffen sowie den ungepanzerten Fahrzeugen der Bundeswehr finden sich folgende Geräte beim ObjSRgt:
[Bearbeiten] Handfeuerwaffen
[Bearbeiten] ungepanzerte Fahrzeuge
- Wolf - Mercedes G-Klasse
- Mercedes Unimog
- Mercedes Actros - Pritsche und Mulde
[Bearbeiten] Infanterie
- IdZ - Infanterist der Zukunft
- HK GraMaWa (Granat- Maschinen- Waffe)
- G 22 - Scharfschützengewehr
[Bearbeiten] Flugabwehr
[Bearbeiten] Pioniere
- Hydraulik-Bagger
- Feldarbeitsgerät (FAG) 2,5t (Ahlmann AS 12B)
- Flächenräumgerät
- Mehrzweckarbeitsmaschine (Ahlmann AS 6M)
- Radlader (Liebherr L574)
- Vibrationswalze
- Fahrzeugkran
- Fugenschneider
- diverse Kleingeräte
[Bearbeiten] Einsätze
- Afghanistan (seit 2003)
- Schutz der deutschen Kräfte im Rahmen der ISAF
- seit 2003 Schadenbeseitigung am Flughafen Kabul, Kabul
- seit 2005 Schutz des deutschen Camps Marmal in Mazar-e-Sharif
- Schutz der deutschen Lufttransportkräfte im Rahmen der deutschen Beteiligung an der AMIS (African Union Mission In Sudan)
- Usbekistan (2002)
- Schutz des Flughafens Termiz, wo das deutsche Einsatzgeschwader Termez" stationiert ist, welches im Rahmen der ISAF die deutschen Kräfte in Afghanistan mit Nachschub versorgt.
[Bearbeiten] Weblinks
- Der Luftwaffensicherungssoldat
- Reportage über die Luftwaffen-Pioniere
- Das Objektschutzregiment der Luftwaffe
- Das Objektschutzbataillon der Luftwaffe
- Beschreibung des ObjSRgt