Nambiar
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Nambiar (auch Nambiyar oder Nambier geschrieben) ist der Titel einer indischen Kaste. Sie gehört zum Stand der Kshatriya aus der Region Malabar im Norden des südindischen Bundesstaates Kerala.
Nambiar ist dort die zweithöchste Kaste aus der Gruppe der Kshatriya und steht damit im Rang gleich unter der Kaste des Königs (Raja). Außerdem bezeichnet der Name Nambiar auch eine zahlenmäßig kleinere Gruppe von Mitgliedern der Ambalavasi-Brahmanen-Kaste.
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[Bearbeiten] Ursprung
Die Nambiar aus dem Stand der Kshatriya sind ursprünglich indoarischer Herkunft. Sie sind zwischen dem zweiten und dem siebten Jahrhundert mit Angehörigen der Nambuthiri-Kaste nach Kerala eingewandert. Sie haben deutlich andere Gewohnheiten und Traditionen als indigene Keralesen, dagegen sind ihre Gewohnheiten denen der Menschen im nördlichen Indien auffallend ähnlich. Man vermutet, dass der Ursprung des Namens „Nambiar“ eine Veränderung von „Nambuthiri“ ist. Nambuthiri ist der Name der Brahmanen, die gleichzeitig mit den Nambiar nach Kerala eingewandert sind und wahrscheinlich eine gemeinsame Herkunft mit ihnen haben.
[Bearbeiten] Kshatriya Nambiar
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Kaste: | Kshatriya | |
Dynastie: | Nagavanshi | |
Ort: | Malabar | |
Sprache: | Malayalam | |
Religion: | Hinduismus |
[Bearbeiten] Dynastien
Die Nambiar gehören zur Nagavanshi (Schlange-)Dynastie, können jedoch auch mit anderen Rajput Dynastien verbunden sein, wie der Suryavanshi (Solar-), Chandravanshi (Mond-) oder Agnivanshi (Feuer-) Dynastie.
[Bearbeiten] Position in der Gesellschaft
Mitglieder der Nambiar werden zu den Arya, den Edlen, gezählt und viele führen deshalb diesen Titel Arya als Namensbestandteil. Sie gehören wie die Nayars dem Stand der Krieger und der Lehrer an. Deshalb klassifiziert man sie als Kiriyathil-Nayars, obgleich aufgrund der Wanderungen die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe aus kulturhistorischer Sicht nicht sicher ist.
Angehörige der Nambiar durchliefen traditionell eine standesgemäße formelle Ausbildung, wie sie früher allein höherstehenden Kastenmitgliedern vorbehalten war. Infolgedessen spielten sie in Indien eine große Rolle in der Entwicklung der Astronomie, der Mathematik und hier besonders der Algebra und der Geometrie sowie von anderen Wissenschaften. Die Kaste der Nambiar ist eng verbunden mit der frühesten Form der traditionellen indischen Kampfkunst Kalarippayat.[1]
Die Nambiar haben zusammen mit den Nambuthiri dazu beigetragen, dass Sanskrit, welches ihre ursprüngliche Sprache ist, mit tamilischen Dialekten zur Form des Malayalam verschmolz. Als gelehrte und gesellschaftlich hochstehende Kaste waren sie in der Vergangenheit sehr einflussreich. Obgleich ein großer Teil dieses Einflusses durch Britische Kolonialrichtlinien und moslemische Invasionen in der Zeit der Sultanate verloren ging, werden sie noch heute zum indischen Adel gezählt.
[Bearbeiten] Traditionen
Ein Teil der Traditionen der Nambiar werden heute nicht mehr praktiziert. Dazu gehören das System der matrilinearen Erbfolge und die Vetternehe. Die strikte gesellschaftliche Trennung in Kasten ist seit dem letzten Jahrhundert aufgehoben, und dadurch die Unterdrückung untererer Kasten durch Nambiar beseitigt. Die frühere Praxis der Vermählung vor allem der Erbberechtigten unter Verwandten (Vetternehe) wurde inzwischen fast vollständig aufgegeben, hauptsächlich aus dem Grund des damit verbundenen genetischen Risikos. Vor drei Generationen war die Vetternehe jedoch noch weit verbreitet. Der ihr zugrundeliegende Sinn war das Fixieren des gesellschaftlichen Status Quo und die Sicherung fürstlichen Besitzes innerhalb der Familie.
[Bearbeiten] Ambalavasi - Brahmin Nambiar
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Kaste: | Pushpaka Brahmanen | |
Sprache: | Malayalam | |
Religion: | Hinduismus |
Einige Mitglieder aus der Gemeinschaft der Ambalavasi Kaste haben den Namen „Nambiar“ angenommen, obgleich bei diesen keine unmittelbare kulturelle Verbindung zu den Kshatriya Nambiar besteht. Der Grund hierfür ist die Bedeutung des Namens. "Nambiar" heißt im Sanskrit Panivada. Der Wortteil "pani" bedeutet "Hände", und 'vada' ist eine Ableitung des Verbes "vadanam", welches "spielen" bedeutet. Zusammengenommen ist also gemeint "der mit den Händen spielt". [2] Die Ambalavasis erfüllen Aufgaben im Tempeldienst. Dazu gehört das rituelle, allein mit der Hand ausgeführte Spiel mit der Trommel „Mizhavu“, wie es zu den Zeremonien des Kutiyattam und Kuthu im Kuthambalam-Theater gehört. Die weiblichen Nambiar übernehmen hingegen die darstellenden Rollen im Tempeldienst des Kuthambalam, sie nennt man Nangyaramma. Diese gehören der Kaste der Chakyar an.
Die Aufgabe, im Tempeldienst zu helfen, besaßen ursprünglich nur Angehörige der Kasten Nambuthiri, Nambiar oder Unnithan. Erst in jüngerer Zeit wurde dieses Amt auf die Ambalavasi übertragen.
Traditionsgemäß waren die Mitglieder der Ambalavasi-Kaste Sanskrit-Gelehrte. Der berühmte Malayalam Satiredichter Kunchan Nambiar und das große Rama Panivada gehörten der Ambalavasi-Kaste an.
[Bearbeiten] Nambiar als Name außerhalb Indiens
Der Name Nambiar existiert auch in der englischen Grafschaft Suffolk, innerhalb der alten Adelsfamilie der Lord of the Manor, ohne Bezug zu der indischen Kaste oder den Nambiar des Tempeldienstes zu haben. [3] Im mittleren siebzehnten Jahrhundert wurde der Name in vielen Abwandlungen mit der großen Migration von Europa zur Ostküste der USA weitergetragen. Er ist vor allem an der östliche Meeresküste von Neufundland, Maine, Virginia, nach Carolina und auf den Inseln verbreitet. Einige der ersten Siedler dieses Namens trugen Namensvarianten wie Nanby, Nanbie, Namby, Nambie und andere.