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Modernisierungstheorie – Wikipedia

Modernisierungstheorie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff Modernisierungstheorie bezieht sich auf eine Gruppe von Entwicklungstheorien aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Annahmen und Argumentation

Die Modernisierungstheorien schöpfen dabei aus einer Reihe von wirtschaftswissenschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und geschichtswissenschaftlichen Disziplinen. Ihnen allen gemeinsam ist die Annahme, Entwicklungshemmnisse würden nicht so sehr aus wirtschaftlichen Defiziten, sondern aus den Eigenarten und Wertvorstellung traditionaler Gesellschaften entspringen. Grund für "Unterentwicklung" seien somit endogene Faktoren, wie z.B. mangelnde Investitionsneigung, Korruption, Misswirtschaft, Mangel an Good Governance. Grundzüge dieses Gedankenganges finden sich bereits bei Max Weber in "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" (1905), auch wenn Weber anders als die Anhänger der Modernisierungstheorien die Entwicklung des modernen Betriebskapitalismus äußerst kritisch sah.

Kern der Modernisierungstheorien ist der postulierte Gegensatz zwischen "moderner" (mit den Attributen dynamisch – rational – städtisch) und "traditionaler" (mit den Attributen statisch – irrational/fatalistisch – agrarisch) Welt, wie man ihn z.B. auch in der Dependenztheorie von Raúl Prebisch findet.

Das Konzept der Modernisierung begreift Entwicklung als unumkehrbare und zielgerichtete Wachstumsprozesse und steht damit in einem ausdrücklichen Gegensatz zu zyklischen Vorstellungen der geschichtlichen Entwicklung. Dazu werden evolutionäre Universalien aufgelistet, die für jedwede Entwicklung von Gesellschaft charakteristisch sein sollen (Talcott Parsons [1]).

Differenzierungstheorem: Die Spannungen, die in jeder Gesellschaftsstruktur bestehen, können durch Differenzierung, etwa durch Herausbildung unterschiedlicher sozialer Rollen oder durch Aufteilung der Machtsphären, gemindert werden.

Mobilisierungstheorem: Gesellschaftliche Entwicklung setzt die Mobilisierung von Legitimität bzw. die Erhöhung des Erwartungsniveaus und der Beteiligung sowie die Verfügbarmachung von Ressourcen voraus (Kapital, Kaufkraft, militärische Gewaltmittel, Naturschätze, Technik). Technische, organisatorische oder kulturelle Innovationen in den Industrieländern können dabei einen Demonstrationseffekt auslösen, indem sie eine Steigerung der Leistungsfähigkeit vorstellen, und zur weltweiten Diffusion bzw. Nachahmung dieser Praktiken anreizen.

Partizipationstheorem: Je höher der Differenzierungsgrad einer Gesellschaft, desto mehr werden Vermittlungsmechanismen zwischen den einzelnen Teilen der Gesellschaft erforderlich. Die größere Abhängigkeit aller von einer Zentralinstanz erfordert ein höheres Niveau der Beteiligung aller zur Stiftung von Legitimät der zentralen Entscheidungen.

Theorem der Konfliktinstitutionalisierung: Strukturell bedingte Interessenkonflikte werden durch die Institutionalisierung der Austragungsformen in ihrem gesamtgesellschaftlichen Störwert reduziert.

Modernisierung durchläuft dabei verschiedene konkrete Phasen der Entwicklung, die jeweils Vorbedingungen für die weitere Entwicklung schaffen und aufeinander aufbauen. So stellt z.b. die Urbanisierung die für die Industrialisierung nötigen Arbeitskräfte in städtischen Zentren bereit, führt dadurch zu einem Anstieg des Bildungsniveaus, usw..

Ausgangs des 20. Jahrhunderts wurde in der (deutschen) Soziologie besonders von Ulrich Beck das Schlagwort von der reflexiven Modernisierung ins Spiel gebracht. Die Moderne hat nicht mehr die traditionale Gesellschaft zur Basis und zum Gegenspieler, sondern die herausgebildete moderne Gesellschaft selbst.

[Bearbeiten] Bekannte Vertreter

Beiträge zum Feld der Modernisierungstheorien kommen u.a. von folgenden Vertretern:

[Bearbeiten] Kritik

Gegner der Modernisierungstheorien bringen folgende Kritikpunkte an:[2]

  • "Tradition" und "Moderne" seien in vielen Ansätzen idealtypische Konstruktionen, die nicht der Wirklichkeit entsprächen. Weder die traditionellen noch die modernen Gesellschaften entsprächen einem dieser Idealtypen, sondern stellten unterschiedliche Kombinationen traditioneller und moderner Elemente dar. Es herrschten große Unterschiede zwischen den Entwicklungsländern, die 'Dritte Welt' habe es nie gegeben. Diese Heterogenität erfordere unterschiedliche Entwicklungsstrategien für die einzelnen Länder.
  • Auch die Vorstellung der Interdependenz der Subprozesse der Modernisierung hat einen idealtypischen Charakter.
  • Die Vorstellung von Modernisierung als unausweichlichen, unumkehrbaren, gleichartig ablaufenden und progressiven Prozess sei eine Übertragung der Evolutionstheorie auf Staaten. Dass wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Fortschritt sich aber nicht zwangsläufig linear entwickelt, zeigten viele Beispiele von Rückschritten (vgl. den zunehmenden Fundamentalismus in den arabischen Staaten). Der Vorstellung von Modernisierung als nachholende Entwicklung (gegenüber den Vorreiterstaaten wie zb. den USA) stehe die Erfahrung gegenüber, dass Geschichte sich nicht wiederholt. Die Situation der Entwicklungsländer sei eine ganz andere als die der europäischen Staaten des 18. und 19. Jahrhunderts.
  • Ein weiterer Aspekt sei die Fokussierung auf die USA oder die westlichen Industrieländer als Vorbild und Ziel, welches es zu erreichen gilt. Dieser "Eurozentrismus" lasse keine anderen Wege zu und im Kontext der politischen Gegebenheiten zu dieser Zeit (kalter Krieg) wurde so das westliche System für die Entwicklungsländer als einzig anzustrebendes System erwogen.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Evolutionäre Universalien der Gesellschaft. In: Theorien des sozialen Wandels, hrg. Wolfgang Zapf, Köln Berlin 1969, S. 55-74
  2. Vgl. stellvertretend Anja Rullmann: »Modernisierung und Dependenz. Paradigmen internationaler Kommunikationsforschung«, in Miriam Meckel, Markus Kriener (Hrsg.): Internationale Kommunikation. Opladen: Westdt. Vlg. 1996, S. 19-47, dort S. 28 ff.

[Bearbeiten] Literatur

  • Berger, Johannes (1996): Was behauptet die Modernisierungstheorie wirklich - und was wird ihr nur unterstellt? In: Leviathan, 1996, Heft 1, S. 45-62.
  • Fischer,Monika E. (2007): Raum und Zeit. Die Formen des Lernens Erwachsener aus modernisierungstheoretischer Sicht. Baltmannsweiler: Verlag Schneider Hohengehren, ISBN 978-3-8340-0266-2
  • Rostow, Walt W. (1960/1971/1991): The Stages of Economic Growth: A Non-Communist Manifesto. Erste Auflage 1960, Zweite Auflage 1971, Dritte Auflage 1991, jeweils Cambridge University Press, ISBN 978-0521409285
  • Rullmann, Anja: Modernisierung und Dependenz. Paradigmen internationaler Kommunikationsforschung. in: Meckel, Miriam/Kriener, Markus (Hg.): Internationale Kommunikation. Eine Einführung. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 19-47.

[Bearbeiten] Siehe auch

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