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Kurt Riezler – Wikipedia

Kurt Riezler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kurt Riezler (* 12. Februar 1882 in München; † 6. September 1955 ebenda) war ein deutscher Diplomat, Politiker und Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Karriere

Der Sohn des 1889 verstorbenen katholischen Kaufmanns Heinrich Riezler und seiner Ehefrau Margarete, geborene Heffner, besuchte in München das Gymnasium und studierte dort bis zur wirtschaftsgeschichtlichen Promotion über Das zweite Buch der Pseudoaristotelischen Ökonomik bei Robert von Pöhlmann und Lujo Brentano 1905 Altertumswissenschaften und Philosophie.

Nach einer Weltreise trat er 1906 als Pressereferent ins Auswärtige Amt ein und wurde nach Gesandtschaften ab 1910 in Ostasien, Stockholm und Moskau 1915 Vortragender Rat in der Reichskanzlei unter Theobald von Bethmann Hollweg. Als dessen engster Berater verteidigte er die Kriegs- und Außenpolitik Wilhelms II., etwa als Verfasser des Septemberprogramms, und setzte sich unter anderem für die Förderung einer kommunistischen Revolution in Russland ein, die mit der Unterstützung Lenins im Vorfeld der Oktoberrevolution auch durchgeführt wurde. Die Riezler-Tagebücher genannten Notizen Riezlers aus der Zeit vor und während des Ersten Weltkrieges, die Karl Dietrich Erdmann 1972 herausgab, waren schon vor der Veröffentlichung eine umstrittene, aber wichtige Quelle für die deutsche Kriegszielpolitik im Ersten Weltkrieg und als solche unter anderem Gegenstand der Fischer-Kontroverse.

„Bethmann und Riezler waren ein seltsames Gespann: der deutsche Kanzler von 1908 bis 1917 und ein brillanter junger Gelehrter, seiner Ausbildung nach Altphilologe, seiner Geistesart nach Philosoph und Moralist […]. Die Entdeckung des Riezler-Tagebuchs machte Historiker, mich eingeschlossen, begierig darauf, doch Erdmann beanspruchte die Exklusivrechte und verwehrte den Zugriff auf den vollständigen Text.[1]

Nach dem Frieden von Brest-Litowsk wurde Riezler 1918 Botschaftsrat in Moskau. In den letzten Kriegswochen war er Kabinettschef des letzten kaiserlichen Staatssekretärs Auswärtigen Amtes, Wilhelm Solf. Nach Kriegsende dann wirkte er bis Juni 1919 als Vertreter der Reichsregierung bei der bayerischen Regierung unter Johannes Hoffmann in Bamberg maßgeblich an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik mit. 1920 wurde er kurzfristig Leiter des Büros des Reichspräsidenten Friedrich Ebert und im Zusammenhang damit zum Gesandten ernannt.

Im April 1920 zog sich das DDP-Mitglied Riezler aus Protest gegen die Unterzeichnung des Versailler Vertrags aus der Politik zurück und wurde Privatgelehrter. Im Jahr 1928 wurde er Vorsitzender des Kuratoriums der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und dort Honorarprofessor für Philosophie.

Nach der Emigration 1938 in die USA wurde Riezler Professor an der New School for Social Research in New York City, hatte daneben Gastprofessuren an der University of Chicago und der Columbia University inne. 1954 kehrte er nach Europa zurück und siedelte sich zunächst in Rom an, hielt noch Gastvorlesungen an der Frankfurter Universität, starb aber bereits 1955 in seiner Heimatstadt München.

[Bearbeiten] Familie

Die Familie Riezler stammt aus dem Gebirgsort Riezlern im Kleinwalsertal. Über seinen Vater war Kurt Riezler mit Joseph Riezler verwandt, dem Jüngeren der als Gebrüder Riezler bekannten Mitbegründer der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, deren Vater als Händler ein Vermögen erworben, eine Erbin des Bankhauses Ruedorffer geehelicht hatte und in München ansässig geworden war.

Unter dem nach dem Namen seiner Urgroßmutter ausgewählten Pseudonym J. J. Ruedorffer veröffentlichte Kurt Riezler 1912 eine Theorie der Politik, 1914 die Schrift Grundzüge der Weltpolitik der Gegenwart und 1920 Die drei Krisen. Eine Untersuchung über den gegenwärtigen politischen Weltzustand.

Kurts Bruder Walter Riezler (1878–1965) war Archäologe und Musikwissenschaftler. Sein Onkel Sigmund von Riezler (1843–1927) war Professor für bayerische Geschichte an der Universität München, dessen Sohn Erwin Riezler (1873–1953) ebendort Jura-Professor, dessen Sohn Wolfgang Riezler (1905–1962) wiederum Professor für Kernphysik in Bonn.

1915 heiratete Kurt Riezler Katharina Liebermann, genannt Käthe, die einzige Tochter des Malers Max Liebermann. Die schon 1933 beginnenden Nazi-Anfeindungen führten zu Riezlers Rücktritt während der „Schutzhaft“ am 1. April 1933. Unter dem Nazi-Regime wurde die Ehe mit der Jüdin und Nachfahrin einer Berliner jüdischen Industriellen-Familie als „Mischehe“ gebrandmarkt, Riezler im Januar 1934 die Lehrbefugnis entzogen. Danach aus Frankfurt wieder nach Berlin umgezogen, floh Riezler mit seiner Frau 1938 in die USA.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Fritz Stern: Fünf Deutschland und ein Leben. Erinnerungen. Verlag Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55811-5, S. 303−304

[Bearbeiten] Schriften

  • Über Finanzen und Monopole im alten Griechenland. Berlin 1907.
  • Die Erforderlichkeit des Unmöglichen: Prolegomena zu einer Theorie der Politik und zu anderen Theorien. München 1913.
  • Grundzüge der Weltpolitik der Gegenwart. Stuttgart/Berlin 1914.
  • Gestalt und Gesetz. Entwurf einer Metaphysik der Freiheit. München 1924.
  • Parmenides. Frankfurt am Main 1934.
  • Traktat vom Schönen. Zur Ontologie der Kunst. Frankfurt am Main 1935.
  • Physics and Reality. Lectures of Aristotle on Modern Physics at an International Congress of Science. New Haven (Connecticut) 1940.
  • Karl Dietrich Erdmann (Hrsg.): Kurt Riezler: Tagebücher, Aufsätze, Dokumente. Göttingen 1972 (mit Schriftenverzeichnis, S. 739–742, Neuausgabe mit einer Einleitung von Holger Afflerbach, Göttingen 2008).

[Bearbeiten] Literatur

  • Andreas Hillgruber: Riezlers Theorie des kalkulierten Risikos und Bethmann-Hollwegs politische Konzeption in der Julikrise 1914. In: Historische Zeitschrift 202, 1966.
  • Imanuel Geiss: Weltpolitik des 19. und 20. Jahrhunderts. Düsseldorf 1973.
  • Wolfgang J. Mommsen: Kurt Riezler, ein Intellektueller im Dienst Wilhelminischer Machtpolitik. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 25, 1974.
  • Wayne C. Thompson: In the Eye of the Storm: Kurt Riezler and the Crises of Modern Germany. Iowa City 1980, ISBN 0-87745-094-3.

[Bearbeiten] Weblinks

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