Jugendsprache

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Die Jugendsprache ist der Jargon der Jugend.

Jugendliche sprechen teils anders als Erwachsene, anders als ihre Eltern. Jugendsprachen kann man überall in der Welt beobachten, oftmals noch deutlicher ausgeprägt als im deutschen Sprachgebiet. Beispielsweise sprechen die Jugendlichen in den Slums der Großstädte Kenias eine völlig neue Sprache, das sogenannte "Sheng".

Inhaltsverzeichnis

Ursachen der Jugendsprache

Als wesentliche sprachliche Motive und Motivationen erscheinen wie bei allen Jargons Abgrenzung und Selbstdefinition (Identitätsfindung). Jugendsprache wird meistens nur unter Gleichaltrigen verwendet, in den so genannten Peer Groups (Bezugsgruppe gleichaltriger Jugendlicher). Dort verbreitet sich neues Vokabular recht schnell. Des Weiteren ist die Bequemlichkeit und "Coolness" zu nennen, denn Sprache soll neben Kleidung und Verhalten die Lebenseinstellung widerspiegeln.

Merkmale der Jugendsprache im deutschen Sprachraum

Quellenangaben
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Die verwendeten Ausdrücke unterscheiden sich regional und von Gruppe zu Gruppe oft so stark, dass es teilweise zu Verständnisproblemen kommen kann. Manche Gruppen gebrauchen in hohem Maße Vulgarismen oder bevorzugen es, neue Wortkreationen in ihre Gespräche einzubauen.

  • Ein großer Teil der Ausdrücke sind Wortneuschöpfungen (Neologismen), teilweise in Anlehnung an bestehendes Wortmaterial, beispielsweise:
    • alken (= sich betrinken)
    • Wumme (= Schusswaffe)
    • cool (= schön, angenehm, erstrebenswert, toll, super)
    • geil, fett (= super, atemberaubend)
  • Manche Wörter werden leicht verändert (Amalgamierung, Kurzwörter): aus vorgestern wird vordergestern, aus einsam wird alleinsam, aus Personalausweis wird Perso, aus Konzert Konzi und aus telefonieren telen bzw. fonen/phonen. Solche Neuschöpfungen können auch aus Spielsprachen stammen (im Deutschen eher selten).
  • Lehnwörter (vor allem Anglizismen): Der Film war boring (= „langweilig“), Ich habe den Mann geownt (= „besiegt, geschlagen, auch: beklaut“)
  • Bedeutungsverschiebungen: „Das Auto sieht geil aus“ ist nicht anstößig gemeint. Das Wort arm kann bedeuten, dass man ein bestimmtes Verhalten einer Person nicht in Ordnung findet. Das Adjektiv gediegen wird synonym zu entspannend und cool verwendet. Möglich sind zudem ironische Veränderungen der Semantik eines Wortes: So verstehen manche Jugendliche unter dem Wort Massage eine Schlägerei und benutzen Rauchmelder als Synonym für Lehrer, die kontrollieren, ob in der Schule geraucht wird.
  • Superlativbildung: Viele Begriffe werden gesteigert, indem Wörter oder Vorsilben wie voll, krass, super, mega, hammer, über-, extra, spitzen, ober-, end-, übel(st), fucking, derb(st), hyper oder ur(est) davorsetzt.
  • Kreatives Verwenden von Zeichen der Popkultur, Werbung, Film oder Jugendszenen, oft in Form von Anglizismen (englischer Lehnwörter) wie zum Beispiel „cool“ als Synonym für „schön; toll; beeindruckend“ oder „chillen“ für „sich ausruhen; entspannen“. Jedoch gibt es manchmal auch den umgekehrten Fall: Statt des schon als Erwachsenensprache angesehenen englischen Wortes „checken“ wird das deutsche Wort „peilen“ verwendet.
  • In einigen Fällen werden Wörter ohne eigene Bedeutung verwendet, deren Aussage sich nur aus dem Zusammenhang ergibt, zum Beispiel „schärfen“:
    • „Wir gehen den XY aufschärfen.“ (= „Wir suchen XY.“)
    • „Schärf doch einmal die Marmelade herüber.“ (= „Gib die Marmelade her.“)
    • „Aufschärfen!“ oder „Aufgeschärft!“ (= „Wer möchte mitspielen?“; vor einem sportlichen Wettbewerb)
  • Fäkalismen und sexuelle Begriffe sind für viele Jugendliche alltäglich. Diese mögen zwar anstößig klingen, sind aber meistens nicht ernst gemeint. Es kann also tatsächlich „normal“ sein, wenn man hört, dass ein Jugendlicher zu seinem Kameraden sagt: „Ach, fick dich doch, du Spasti!“, was so viel bedeutet wie „Lass mich doch in Ruhe.“. Der Satz „Er wurde gefickt.“ bedeutet beispielsweise „Er wurde erwischt.“ "Mich fickt der Eisbär/der Minus" bedeutet "Mir ist kalt". "Mich fickt die Sonne" bedeutet "Mich blendet die Sonne". Der Umgang mit derartigen Wörtern ist jedoch von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich, in manchen Gruppen verpönt. Bildungsnahe Schichten verwenden eine deutlich weniger vulgäre Sprache als bildungsfernere. Auch die Zahl der Mädchen, die eine vulgäre Sprache verwenden, ist geringer als die der Jungen, wobei hier oft Cliquen existieren, die eine besonders obszöne Ausdrucksweise verwenden.
  • Diskriminierende Begriffe wie zum Beispiel „Nigger“ (Dunkelhäutiger), „Mongo“ (Gestörter, Narr, unfähiger Typ), „Spasti“ (Spinner) sind zum Teil ebenfalls alltäglich und werden ohne Rücksicht auf die Etymologie verwendet; insbesondere wird der für männliche Homosexuelle verwendete Begriff „schwul“ oder „Schwuchtel“ abwertend oder als Synonym für „schlecht; schwach“ verwendet. Ebenso tauchen rassistisch anmutende, auf Stereotype zurückgreifende Begriffe wie „Mafiatorte“ für „Pizza“ und „polen“ für „stehlen“ auf.
  • Füllwörter wie zum Beispiel „Alter“, „Mann“, „Langer“, „halt“, „Lan” oder „ey“ selbst sind in der Jugendsprache ebenso zahlreich anzufinden (siehe auch Hip-Hop).
  • Lautveränderungen, zum Beispiel stimmhafte statt stimmlosen Konsonanten in Wörtern wie „Vadda“ statt „Vater“, „Mudda“ statt „Mutter“, „Brudda“ statt Bruder, „Digga“ statt „Dicker“, „Gheddo“ statt „Ghetto“. Die Lautersetzungen sind oft mundartbedingt.
  • Eventuell durch den Einfluss einer zweiten Muttersprache zeichnet sich die Sprache mancher Jugendlicher durch das Auslassen von Präpositionen aus („Erst war ich Kino, danach Mägges und dann Kneipe.“).

Entwicklung

Die meisten Ausdrücke der Jugendsprache verschwinden nach einiger Zeit wieder aus dem Sprachgebrauch, viele Ausdrücke sogar schon nach Wochen oder Monaten, so zum Beispiel der Ausdruck „Stecks!“ [ʃtɛks], der gegen Ende der 90er Jahre als Synonym für „Hör auf!“, abgeleitet von „Steck es dir an den Hut“ oder „Lass (es) stecken!“, verwendet wurde. Manches bleibt aber auch erhalten, geht zum Teil in die Erwachsenensprache über und ist eine Hauptquelle für den allmählichen Sprachwandel.

Ein „Wörterbuch der Jugendsprache“ zu veröffentlichen, gestaltet sich daher äußerst schwierig. So wurde beispielsweise in einem Giveaway-Wörterbuch von Pons die Vokabel „toggo“ mit „gut; modern“ übersetzt. Zum Zeitpunkt des Drucks war die Vokabel bei älteren Jugendlichen aufgrund der gleichnamigen Kindersendung bei Super RTL mit „kindisch“ gleichzusetzen.

Versuchen ältere Menschen, Jugendsprache und andere Slangs zu benutzen (etwa Politiker, die sich so der Zielgruppe anzunähern versuchen, oder Eltern), so wirkt dies auf Jugendliche oft unbeholfen und lächerlich, weil sie zumeist Vokabeln verwenden, die mehrere Schöpfungsgenerationen alt sind und tatsächlich oft nicht mehr oder kaum noch Verwendung finden bzw. mit dem nonverbalen Verhalten des Sprechers überhaupt nicht übereinstimmen.

Ein Parade-Beispiel dafür kommt im Film Sex Up vor, in dem eine ältere Dame versucht, einem Jugendlichen an der Haustür eine Bibel mit den Worten „Immer mehr junge Menschen finden Jesus richtig geil“ zu verkaufen, worauf der Hauptdarsteller genervt die Tür zuschlägt. Die österreichische Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat kündigte im Jahr 2004 an, der neue Gesundheitspass werde „mega-affen-titten-geil“ sein, um die Akzeptanz unter Jugendlichen zu erhöhen.

Siehe auch

Literatur

  • Robert Sedlaczek: leet & leiwand. Das Lexikon der Jugendsprache. Echo, Wien, 2006. ISBN 3-901-76149-7
  • Hermann Ehmann: Voll konkret – Das neueste Lexikon der Jugendsprache. Beck, München 2001. ISBN 3-406-45946-3
  • Hermann Ehmann: Endgeil – Das voll korrekte Lexikon der Jugendsprache. Beck, München, 2005. ISBN 3-406-52828-7
  • Claus Peter Müller-Thurau: Lass uns mal ne Schnecke angraben. Sprache und Sprüche der Jugendszene. Econ, Düsseldorf 1983. ISBN 3-442-06747-2
  • Eva Neuland (Hrsg.): Jugendsprache, Jugendliteratur, Jugendkultur. Lang, Frankfurt/Main 2003. ISBN 3-631-39739-9
  • PONS-Wörterbuch der Jugendsprache: Deutsch – Englisch – Französisch – Spanisch. Klett Verlag, Stuttgart 2003. ISBN 3-12-517644-1
  • Peter Schlobinski (Hrsg.): Jugendliche und ‚ihre‘ Sprache. Westdeutscher Verlag, Opladen 1998. ISBN 3-531-13241-5
  • Peter Schlobinski; Gaby Kohl; Irmgard Ludewigt: Jugendsprache – Fiktion und Wirklichkeit. Westdeutscher Verlag, Opladen 1993. ISBN 3-531-12268-1

Weblinks