Johannes Voigt
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Johannes Voigt (* 27. August 1786 zu Bettenhausen im Herzogtum Sachsen-Meiningen; † 23. September 1863 in Königsberg) war ein namhafter Historiker und Vater des Humanismusforschers Georg Voigt.
Er studierte seit 1806 zu Jena erst Theologie bei Johann Jakob Griesbach, dann Geschichte und Philologie, folgte 1809 einem Ruf als Lehrer am Pädagogium in Halle, habilitierte sich 1812 dort als Privatdozent entsprechend einer Empfehlung seines Jenaer Lehrers Heinrich Luden zu einer akademischen Laufbahn und wurde 1817 Professor in Königsberg, nachdem er einen Ruf nach Greifswald abgelehnt hatte.
[Bearbeiten] Bedeutung Voigts
Seine Arbeit Hildebrand als Papst Gregor VII. und sein Zeitalter war die erste unparteiische Würdigung dieses Papstes durch die protestantische Geschichtsschreibung. Sie brachte ihm mehrere Anträge zum Übertritt zum Katholizismus ein. Wesentlich größere Bedeutung erlangte Voigt jedoch als Geschichtsschreiber Preußens. Zu dieser Aufgabe war er nicht zuletzt auch deshalb prädestiniert, weil er Direktor des Universitätsarchives in Königsberg war.
Wenn man Voigts Geschichtsschreibung mit der der späteren Generation vergleicht, wird deutlich, dass Voigt noch nicht über die historisch-kritische Methode wie später sein Sohn Georg verfügte. Er verwendete die Quellen, wenn sie Primärquellen waren, als wären es die authentischsten Belege der zu bearbeitenden Zeit. Er hinterfragte nicht die Absichten, die bei der Abfassung solcher Schriftstücke zugrunde lagen, sondern arbeitete sie direkt in seine Darstellungen ein. Auch seine Quellensammlungen zur Geschichte Preußens verfügten nicht über einen ausreichenden historisch-kritischen Apparat.
Der Methode der historisch-kritischen Schule nach dem Muster Leopold von Ranke öffnete sich Voigt nur teilweise und zudem recht spät. Vielfach blieb er noch den Anschauungen der mittelalterlichen Welt der Romantik verhaftet. Auch rühmte er sich, mit dem Romantiker Joseph von Eichendorff befreundet gewesen zu sein. Ein großer Anteil seiner Arbeiten gehörte tatsächlich auch zum Mittelalter.
Sein Sohn Georg hatte ihm gegenüber einen entscheidenden Standortvorteil, weil er durch die Vermittlung durch Heinrich von Sybel in München an den Reichstagsakten den modernen Editionsbetrieb nach neuem Muster kennen lernte.
Trotz der aufgeführten Mängel sind Voigts Arbeiten zur Geschichte Preußens bahnbrechend und sind auch heute noch Standardliteratur. Sie nehmen nichts von der grundlegenden Bedeutung von Voigs Lebenswerk namentlich für die Geschichtsschreibung Preußens. (Die Urkundenbände zur Geschichte Preußens sind nicht zuletzt auch deshalb besonders hoch zu schätzen, weil durch spätere historische Ereignisse wie dem Zweiten Weltkrieg diese Quellen heute nicht mehr zugänglich sind. Dabei muss man nicht unbedingt davon ausgehen, dass sie allesamt vernichtet wurden. Ihr Verbleib ist jedoch ungesichert bzw. unbekannt.) Das schließt seine Arbeit Papst Gregor VII. ebenso ein wie den Markgraf Alcibiades. Von seinen Schülern in Königsberg waren sein Sohn Georg und der spätere Kunsthistoriker Ernst August Hagen die bedeutendsten. Eine eigentliche Schule wie Ranke, Sybel, Johann Gustav Droysen hinterließ Voigt nicht.
[Bearbeiten] Hauptwerke Voigts
- Hildebrand als Papst Gregor VII. und sein Zeitalter, Weimar 1815, 2. Aufl. 1846.
- Geschichte des Lombardenbunds", Königsberg. 1818.
- Geschichte Preußens, Königsberg 1827-39, 9 Bde.
- Codex diplomaticus prussicus, Königsberg 1836-61, 6 Bde.
- Die westfälischen Femgerichte in Bezug auf Preußen", Königsberg 1836.
- Briefwechsel der berühmtesten Gelehrten des Zeitalters der Reformation mit Herzog Albrecht von Preußen, Königsberg 1841.
- Handbuch der Geschichte Preußens bis zur Reformation, Königsberg 1842-43, 3 Bde.
- Geschichte des sogen. Tugendbunds, Königsberg 1850.
- Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach" Berlin 1852, 2 Bde.
- Geschichte des Deutschen Ritterordens" Berlin 1857-59, 2 Bde.
- Die Erwerbung der Neumark, Ziel und Erfolg der Brandenburgischen Politik unter den Kurfürsten Friedrich I. und Friedrich II. 1402-1457. Nach archivalischen Quellen von Johannes Voigt, Berlin 1863.
Artikel erstellt unter Verwendung von Meyers Konversationslexikon von 1888
[Bearbeiten] Literatur
- Hyacinth Holland, Voigt, Johannes, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 40, S. 205-212.
- Mario Todte, Georg Voigt (1827-1891): Pionier der historischen Humanismusforschung, Leipzig 2004. (ISBN 3-937209-22-0) Neben den literarischen Verweisen zu seinem Vater Johannes in dem biographischen Abriss zu Georg Voigt kommt an anderer Stelle ein Vergleich zwischen ihnen in historiographiegeschichtlicher Hinsicht vor.
Personendaten | |
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NAME | Voigt, Johannes |
KURZBESCHREIBUNG | Historiker und Vater des Humanismusforschers Georg Voigt |
GEBURTSDATUM | 27. August 1786 |
GEBURTSORT | Bettenhausen im Herzogtum Sachsen-Meiningen |
STERBEDATUM | 23. September 1863 |
STERBEORT | Königsberg |