Johann Gustav Droysen

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Johann Gustav Droysen
Johann Gustav Droysen

Johann Gustav Bernhard Droysen (* 6. Juli 1808 in Treptow an der Rega; † 19. Juni 1884 in Berlin) war ein deutscher Historiker.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Zunächst Lehrer am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin 1829, war er ab 1833 Privatdozent, ab 1835 außerordentlicher Professor an der Universität Berlin, seit 1840 Professor an der Universität Kiel, dann in Jena (ab 1851) und wieder an der Universität Berlin (seit 1859). J. G. Droysen war in erster Ehe mit Marie Mendheim (1820–1847) verheiratet. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Gustav (1838–1908), Marie (1839–1896), Anna (1842–1918) und Ernst Droysen (1844–1874). In zweiter Ehe war J. G. Droysen mit Emma Michaelis (1829–1881) verheiratet. Aus dieser Ehe stammt Hans Droysen (1851–1918).

Über die schleswig-holsteinische Frage kam Droysen zur Politik. 1846 nahm er an den sogenannten Germanisten-Tagen teil. 1848 war er Vertreter der provisorischen Regierung in Kiel beim Bundestag in Frankfurt, dann Abgeordneter der Nationalversammlung, in der er sich dem rechten Zentrum („Casino“) anschloss. Er hielt zwar nie eine Rede im Parlament, war aber hinter den Kulissen einer der einflussreichsten rechtsliberalen Politiker. Sein entschiedenes Eintreten für die Trennung Schleswigs und Holsteins von der dänischen Krone führte verständlicherweise zu Spannungen mit der Regierung in Kopenhagen. Droysen bewarb sich daher rechtzeitig um den neugeschaffenen Lehrstuhl für Geschichte an der Universität Jena, den er 1851 auch erhielt, während die acht übrigen revolutionären Professoren der Kieler Universität 1852 aus ihrem Amt entlassen wurden.

Johann Gustav Droysen
Johann Gustav Droysen

Droysen stellte sich bereits mit seinem Erstlingswerk Geschichte Alexanders des Großen 1833 in die erste Reihe der Historiker seiner Zeit. Den Begriff Hellenismus erhob er zur Epochenbezeichnung für die Zeit zwischen Alexander und Kleopatra. Später ging er zur neueren Geschichte über (ein in dieser Zeit, in der viele Historiker noch die gesamte Weltgeschichte als ihr Arbeitsfeld ansahen, noch nicht ganz ungewöhnliches Vorgehen); seine Geschichte der preußischen Politik (1855–1886) ist die umfassendste Darstellung der preußisch-kleindeutschen Geschichtsidee. Droysen gehörte nicht direkt zur Schule Heinrich von Sybels und Heinrich von Treitschkes, verstand die Aufgabe der Geschichtswissenschaften aber in einem verwandten Sinne. Die Forderung Leopold von Rankes nach Objektivität in der Geschichtsschreibung lehnte Droysen entschieden ab: für ihn hatte die Geschichte vielmehr eine erzieherische Aufgabe für den Staat wahrzunehmen.

Droysen war Mitglied mehrerer Akademien. So gehörte er zur Königlich Sächsischen Gesellschaft für Wissenschaften zu Leipzig und der Berliner Akademie der Wissenschaften.

Als Geschichtstheoretiker hat Droysen die Grundlage für die hermeneutische Methodik in den modernen Geschichtswissenschaften gelegt. Die quellenkritische Methode, welche von weitreichendem Einfluss auf die Historiographie war, geht auf Droysen und Barthold Georg Niebuhr zurück. Zu Droysens bedeutendsten Studenten zählt Friedrich Meinecke. Sein Sohn Gustav Droysen war ebenfalls Geschichtsprofessor und legte wichtige Forschungen zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges vor.

[Bearbeiten] Werke

  • Geschichte Alexanders des Großen, 1833
  • Geschichte des Hellenismus, 2 Bde., 1836–1843
  • Das Leben des Feldmarschalls Grafen Yorck von Wartenburg, 3 Bde., 1851/52
  • Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), 14 Bde., 1855–1886
  • Grundriß der Historik, 1868

[Bearbeiten] Literatur

  • Otto HintzeDroysen, Johann Gustav. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 48, Leipzig 1904, S. 82–114.
  • Uwe Barrelmeyer: Geschichtliche Wirklichkeit als Problem : Untersuchungen zu geschichtstheoretischen Begründungen historischen Wissens bei Johann Gustav Droysen, Georg Simmel und Max Weber. Beiträge zur Geschichte der Soziologie 9, Münster 1997.
  • Christoph Johannes Bauer: Das Geheimnis aller Bewegung ist ihr Zweck. Geschichtsphilosophie bei Hegel und Droysen. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2001 (Diss. 2000).
  • Andreas Buller: Die Geschichtstheorien des 19. Jahrhunderts. Das Verhältnis zwischen historischer Wirklichkeit und historischer Erkenntnis bei Karl Marx und Johann Gustav Droysen. Logos Verlag, Berlin 2002 (Diss. 2002).
  • Irene Kohlstrunk: Logik und Historie in Droysens Geschichtstheorie. Eine Analyse von Genese und Konstitutionsprinzipien seiner "Historik". Steiner, Wiesbaden 1980, ISBN 3-515-03325-4.
  • Hans-Ulrich Lessing: Das Wahrheitsproblem im Historismus: Droysen und Dilthey, in: Markus Enders und Jan Szaif (Hg.): Die Geschichte des philosophischen Begriffs der Wahrheit. Walter de Gruyter, Berlin u.a. 2006.
  • Wilfried Nippel: Johann Gustav Droysen. Ein Leben zwischen Wissenschaft und Politik. Verlag C. H. Beck, München 2008. ISBN 978-3-406-56937-1
  • Jörn Rüsen: Begriffene Geschichte. Genesis und Begründung der Geschichtstheorie J. G. Droysens. Schöningh, Paderborn 1969 (Diss. 1966).
  • Werner Schiffer: Theorien der Geschichtsschreibung und ihre erzähltheoretische Relevanz: Danto, Habermas, Baumgartner, Droysen. Metzler, Stuttgart 1980.
  • Christian-Georg Schuppe: Der andere Droysen. Neue Aspekte seiner Theorie der Geschichtswissenschaft. Steiner, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07391-4.
  • Robert Southard: Droysen and the Prussian school of history. University Press of Kentucky, Lexington 1995.
  • Christine Wagner: Die Entwicklung Johann Gustav Droysens als Althistoriker. Habelt, Bonn 1991, ISBN 3-7749-2500-3.
  • Wolfgang Eric Wagner (Hrsg.): Die Bibliothek der Historischen Gesellschaft von Johann Gustav Droysen 1860-1884. 2008. Berlin, Akademie Verlag. ISBN 978-3-05-004381-4

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Johann Gustav Droysen – Bilder, Videos und Audiodateien