Ivo von Chartres
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Ivo von Chartres, französisch Yves de Chartres (* um 1040 vermutlich in Chartres; † 23. Dezember 1115 in Chartres) war ein französischer Kirchenreformer und Bischof von Chartres.
Ivo studierte vielleicht in Le Bec, wo er wohl Schüler Lanfrancs und Kommilitone Anselms gewesen sein soll, die beide später Erzbischöfe von Canterbury wurden.
Vor 1078 leitete er das Chorherrenstift St. Quentin in Beauvais. Schließlich wurde er 1090 zum Bischof von Chartres gewählt. Als er sich weigerte, die Ehe des französischen Königs Philipp I. zu scheiden, der Bertrade von Anjou heiraten wollte, wurde er verfolgt und 1092 gefangen genommen. Erst auf Druck Papst Urban II. wurde Ivo freigelassen. König Philipp wurde zwischen 1095 und 1104 mehrfach exkommuniziert.
Im Investiturstreit vertrat Ivo eine moderate Position, die auch auf seinen Ideen beruhende Lösung des Streits durch das Wormser Konkordat 1122 erlebte er jedoch nicht mehr.
Ivo gilt als wichtiger Wegbereiter der klassischen Entwicklung der hochmittelalterlichen Scholastik und Kanonistik.
Der Zeitpunkt seiner Heiligsprechung ist unbekannt, sein Gedenktag ist der 23. Dezember.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Drei Sammlungen des Ivo von Chartres
[Bearbeiten] Allgemein
Nach dem Tod von Gregor VII. versuchte Ivo von Chartres einen Mittelweg zu gehen zwischen den Forderungen der Gregorianischen Reform und dem vorhergehenden Kirchenrecht.
[Bearbeiten] 1. Collectio Tripartita
Auch Collectio trium partium genannt und entstand 1094. Es ist eine chronologische Sammlung und enthält echte und falsche Dekretalen, konziliare Kanons, Auszüge aus Vätertexten sowie römisches und fränkisches Recht. Ein Teil basiert auf pseudoisidorischen Dekreten, Konzilskanones, Texten von Kirchenvätern und -schriftstellern.
[Bearbeiten] 2. Decretum
Entstand um 1094. In 17 Bücher mit 3760 Kapiteln gegliedert und umfasst nahezu das gesamte Gebiet des kanonischen Rechts. Die Texte werden von Dekretalen, Konzilen, Kirchenvätern und den christlichen Kaisern genommen. Es hängt vom Dekret des Burchard von Worms ab.
[Bearbeiten] 3. Panormia
Auch Pannomia genannt, entstand nach 1095; Ivos Autorschaft ist nicht gesichert. Besteht aus acht Büchern mit 1038 Kapiteln und stellt eine Bearbeitung der beiden vorhergehenden Sammlungen dar. Sie war relativ kurz und ihre innere Ordnung gestattete das rasche Auffinden der gesuchten Stelle, die Summarien erleichterten das Verständnis, inhaltlich enthielt sie den Stoff, der für die Praxis ausreichte. Sie fand deshalb größten Einfluss und weiteste Verbreitung. 1499 in Basel als Druck erschienen.
[Bearbeiten] Literatur
- Péter Erdő: Die Quellen des Kirchenrechts. Eine geschichtliche Einführung. Frankfurt 2002, S. 98-100
- Hans Erich Feine: Kirchliche Rechtsgeschichte. 4. Auflage 1964, S. 159
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Ivo von Chartres im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ivo von Chartres. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Personendaten | |
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NAME | Ivo von Chartres |
ALTERNATIVNAMEN | Yves de Chartres |
KURZBESCHREIBUNG | Bischof und Kirchenrechtler |
GEBURTSDATUM | um 1040 |
GEBURTSORT | Beauvais oder Chartres |
STERBEDATUM | 23. Dezember 1115 |
STERBEORT | Chartres |