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Internationale Beziehungen – Wikipedia

Internationale Beziehungen

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Das Fach Internationale Beziehungen, Abgekürzt IB, (manchmal auch Internationale Politik) bildet eine Teildisziplin der Politikwissenschaft, die sich vor allem mit dem Verhältnis von Staaten ("inter-national" - zwischen Nationen) und nichtstaatlichen Akteuren, wie Internationale Unternehmen oder Organisationen, zueinander befasst.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Gegenstand der Internationalen Beziehungen

Die Teildisziplin Internationale Beziehungen beschreibt, analysiert und systematisiert die Summe grenzüberschreitender Aktivitäten und Interaktionen verschiedener Akteure mit ihren politischen Wirkungen.

Darüber hinaus befinden sich in zunehmendem Maße internationale Zusammenarbeit und Verhalten jenseits der Nationalstaaten im Fokus des Forschungsinteresses; Nichtregierungsorganisationen (NGOs), internationale Organisationen und Staaten befinden sich demnach in einem Raum internationaler Kommunikation oder jedenfalls Interaktion. Die Inhalte der Disziplin lassen sich auf zwei verschiedene Arten untergliedern: Einmal nach den Interpretationsansätzen, die verwandt werden (Theorien), und zum anderen nach den behandelten Politikfeldern (Policies). In der Geschichte der IB gab es drei sog. "Große Debatten", langandauernde Forschungsdiskussionen, die das Fach geprägt haben: in den 1940/50er Jahren die erste zwischen Idealismus und Realismus, in den 1960er Jahren zwischen Szientismus und Traditionalismus und in den 1980er Jahren zwischen Postmodernismus und Positivismus. Die IB sind bisher sehr stark von der US-amerikanischen Politikwissenschaft behavioralistischer Ausrichtung geprägt.

Das Politikverständnis der IB ist mit Czempiel (2004) als die "autoritative Zuteilung von Werten in den Bereichen Sicherheit, Wohlfahrt und Herrschaft" zu bezeichnen.

[Bearbeiten] Geschichte der Internationalen Beziehungen

Der Anfang dieser Teildisziplin der Politikwissenschaften lässt sich auf die Pariser Friedenskonferenz von 1919 datieren. Damals war den Politikern wichtig, eine Katastrophe wie den Ersten Weltkrieg in Zukunft zu vermeiden. Dazu sollte eine Wissenschaft eingerichtet werden, die Bedingungen dauerhaften Friedens aufzeigen sollte.

Die ersten Institute in Internationalen Beziehungen waren:

  • 1919: erster Internationale Beziehungen-Lehrstuhl in Aberystwyth
  • 1920: Royal Institute of International Affairs (in London)
  • 1922: Council of Foreign Relations (in New York)
  • 1923: Institut für Auswärtige Politik (in Hamburg)

Heute bieten eine Reihe von Hochschulen spezielle Studiengänge in Internationalen Beziehungen an. Im deutschsprachigen Raum sind vor allem die Hochschule Fulda, Universität St. Gallen, die Universität Passau, die Technische Universität Dresden und die Jacobs University Bremen zu nennen.

[Bearbeiten] Theorien der Internationalen Beziehungen

Es herrscht in den Internationalen Beziehungen weder eine allgemein akzeptierte, noch eine verbindliche Theorie vor. Daraus folgt, dass kein allgemein anerkannter Theoriebegriff vorzufinden ist. Zur Zeit sind der Neorealismus, Liberalismus, Institutionalismus und - mit Abstrichen - Sozialkonstruktivismus die bedeutendsten Theorien, in den Vereinigten Staaten dominiert bislang eindeutig der Neorealismus (Waltz) und der neoliberale Institutionalismus (Keohane). Kennzeichnend für die IB sind ausladende Theoriediskussionen auch und vor allem metatheoretischer Art.

[Bearbeiten] Analyseebenen

Internationales System als Analyseebene- Der systemare Ansatz

In dieser umfangreichsten Ebene können Interaktionsmuster untersucht werden um eventuelle Kausalitäten aufzeigen zu können. Da kein hoher einheitlicher methodologischer Entwicklungsstand vorherrscht, entsteht kein "lästiger" Empirismus, was Forschern viel Freiraum ermöglicht.

Der Nachteil dieser Analyseebene ist die deutliche Überbewertung des Systemeinflusses auf staatliche Akteure und die deutliche Unterschätzung staatlicher Einflussmöglichkeiten auf das internationale System. Es kommt somit leicht zu einer deterministischen Orientierungsweise indem staatliche Autonomie vernachlässigt wird. Auch wird Staaten eine gewisse Gleichförmigkeit unterstellt und die Innenpolitik als Black Box angesehen, wodurch womöglich wichtige Einflussfaktoren ausgeschlossen werden. So werden auch kulturellle Unterschiede im Zuge der Verallgemeinerung oft nicht berücksichtigt. Daher ist die Aussagefähigkeit dieser Analyseebene auf korrelative Aussagen beschränkt, da für kausale Aussagen keine angemessene Grundlage gegeben ist.

Der Nationalstaat als Analyseebene- Der subsystemare Ansatz

Durch Unterscheidung der Akteure wird eine differenzierte Analyse ermöglicht. Generalisierungen haben somit durch genauere Betrachtung der einzelnen Akteure eine tendenziell größere Genauigkeit. Dadurch wird eine genaue Analyse der Ziele, Motivationen und Zwecke der nationalen Politik ermöglicht.

Jedoch besteht eine große Schwierigkeit bei dem Versuch ein hoch entwickeltes Modell für die vergleichende Untersuchung von Außenpolitik zu erzeugen, da viele Detailfragen den Vorgang erschweren. Es besteht auch des weiteren die Gefahr der Überdifferenzierung, wodurch Unterschiede überbetont werden. Dies wird vor allem durch eine gewisse Ethnozentrik unterstützt, welche objektive Aussagen erschwert.

[Bearbeiten] Metatheorien

Es gibt drei metatheoretische Richtungen, die nach Carl Böhret, Werner Jann, Eva Kronenwetter (1988) wie folgt einzuteilen sind:

1 Gruppe: normativ-ontologisch, hierbei werden bestimmte Werte und Normen innerhalb der Theorien einfach gesetzt und es gilt, diese 'gute' Ordnung herzustellen. Es werden also Soll-Aussagen oder auch Ideale für ein gesellschaftliches Zusammenleben innerhalb dieser Theorien formuliert, i.S., dass es objektive Wahrheiten gibt, die m.H. von Wissenschaft zu erkennen sind.

2 Gruppe: empirisch-analytisch, Ziel ist es, die Zusammenhänge der empirisch wahrnehmbaren Wirklichkeit in Form von Gesetzesaussagen herauszufinden und zu formulieren. Gesellschaftliche Wirklichkeit wird hier vorausgesetzt, gilt indes immer als zugänglich/wahrnehmbar, man muss eben nur die 'richtigen' Methoden und Instrumente zur Verfügung haben. Absolute Wahrheiten indes kennt diese metatheoretische Perspektive nicht.

3 Gruppe: kritisch-dialektisch, gesellschaftliche Wirklichkeit wird hier eher als Produkt begriffen. Ferner sind es immer Formen von Dialektik, die den Fortschritt einer Gesellschaft bewirken. Dabei gilt, dass Gesellschaft durch Forschung in ihrer Gesamtheit zu erfassen ist.

Der Rationalismus ist hierbei dem empirisch-analytischem Politikverständnis zuzurechnen, der des Konstruktivismus eher dem kritisch-dialektischen Verständnis.

[Bearbeiten] Theorien

Im Fach der Internationalen Beziehungen herrscht ein starker Theorienpluralismus. Die Theorien reichen von Dependenztheorien, Feministische IB-Theorie, Interdependenztheoretischer Ansatz, Liberalismus, Neo-Gramscianismus, Pluralismus, Politischer Realismus, Neorealismus, Postmoderne IB-Theorie bis hin zu Institutionalismus in Form von Regimetheorie, Institutionalismus, Neoliberaler Institutionalismus, Konstruktivismus oder Englische Schule.

Hauptströmungen in zeitlicher Ordnung

1920: Idealismus (Woodrow Wilson, Woolf)

1930: Realismus (Morgenthau, Carr)

1940: Funktionalismus (Mitrany)

1970: Neofunktionalismus, Transaktionalismus

1980: Neorealismus (Waltz, Van Evera)

1990: Konstruktivismus (Wendt), Interdependenztheorie, Neoliberaler Institutionalismus (Keohane)

[Bearbeiten] Inhalte der Internationalen Beziehungen

Kernbereich der IB ist die Beschäftigung mit Konflikten. Dabei stehen die Aspekte Konfliktparteien, Konfliktgegenstand, Konfliktumwelt, Positionsdifferenz und Konfliktaustrag zu Analyse an (Schimmelpfennig 1995:29). Die verschiedenen Theorien der IB bieten jeweils unterschiedliche Analysekonzepte und Konfliktlösungsstrategien an. Im deutschsprachigen Raum ist besonders das Konzept der sog. Tübinger Schule (Rittberger, Hasenclever u.a.) bedeutsam, deren Konfliktanalyse einerseits auf einem prozessualen Politikbegriff beruht (Schwerpunkt: friedlicher Konfliktaustrag) und andererseits stark in der Friedensforschung verwurzelt ist.

Themen der internationalen Politik sind Außenpolitik, Diplomatie, Entwicklungspolitik, Friedensforschung, Globale Umweltpolitik, Globalisierung, Internationale Handelspolitik, Internationale Nuklearpolitik, Konfliktforschung, Nahostkonflikt, Nord-Süd-Konflikt, Ost-West-Konflikt und Völkerrecht.

[Bearbeiten] Akteure in den Internationalen Beziehungen

  1. Einzelpersonen
  2. Staaten (international anerkannt)
  3. Internationale Organisationen und internationale Regime. Internationale Organisationen werden auch als "International Governmental Organisation (IGO)" bezeichnet; Beispiele: UNO, OSZE, NATO, ehem. Warschauer Pakt
  4. Transnationale Unternehmen (Business International Non-Governmental Organisation, Abgekürzt "BINGO"), manchmal auch als Multinationale Unternehmen bzw. Konzerne, "Multis" oder "TransNational Corporation (TNC)" bezeichnet oder auch als Global Player.
  5. Gesellschaftliche transnationale Akteure und Netzwerke (International Non-Governmental Organisation, INGO oder vereinfacht mit NGO abgekürzt. Im deutschen Sprachraum oftmals auch mit NRO (Nichtregierungsorganisation) bezeichnet; Beispiele: Amnesty International, ATTAC, Greenpeace, Erklärung von Bern, Freedom House

Unterschiedliche Theorien internationaler Beziehungen akzeptieren allerdings nicht nötigerweise alle diese Akteursklassen als tatsächliche Akteure internationaler Beziehungen. So ist beispielsweise der Realismus stark auf Staaten als Handelnden fokussiert.

[Bearbeiten] Kritik der Internationalen Beziehungen

U.a. genau wegen dieser Staatsfixierung wurden und werden die vorherrschenden Paradigmen der Internationalen Beziehungen auch kritisiert. Die zentrale Rolle des Staates steht dabei im Mittelpunkt der Kritik. Aus feministischer Perspektive wird etwa das im "malestream" (Youngs 2004, S. 74) angewandte Sicherheitsverständnis abgelehnt: Dabei wird kritisiert, dass der - politisch wie wissenschaftlich - verwendete Sicherheitsbegriff, sich auf ein staatsbezogenes Sicherheitsverständnis stützt. Feministische ForscherInnen der Internationalen Beziehungen betonen, dass dieser Sicherheitsbegriff etwa die Lebensrealität der meisten Frauen nicht adressiert. In der - in der englischen Debatte so genannten - Disziplin der "Feminist International Relations" (FIR) wurde daher eine teils radikal veränderte Methodologie angewandt: Die Hauptbegründerin dieser Disziplin, Cynthia Enloe (Enloe 1989), und seither viele andere adressieren nicht mehr die diplomatische Ebene politischer Akteure, sondern die Lebenswelt von Frauen in ihrem konkreten, lokalen Lebensraum im Kontext und als Bestandteil der Internationalen Beziehungen. Damit kann bspw. das konkrete Sicherheitsbedürfnis von Frauen in ihren lokalen Realitäten unabhängig von (fragiler bis autoritärer) Staatlichkeit thematisiert werden. Im Zusammenhang mit diesen Ansätzen kann dementsprechend auch der hier häufig verwendete Terminus 'Das Private ist International' gesehen werden.

[Bearbeiten] Studienliteratur

  • Bueno de Mesquita, Bruce: Principles of International Politics - People's Power, Preferences and Perceptions. Washington 2000
  • Cynthia Enloe: Bananas, Beaches and Bases, making Feminist Sense of International Politics. Berkeley 1989
  • Peter Filzmaier, et al.: Internationale Politik, WUV, Wien 2006, ISBN 3825227332
  • Xuewu Gu: Theorien der internationalen Beziehungen. Einführung, Oldenbourg 2000, ISBN 3-486-25315-8
  • Jürgen Hartmann: Einführung in die Internationalen Beziehungen. Opladen 2001
  • Gunter Hellmann, Klaus Dieter Wolf, Michael Zürn (Hg.): Die neuen Internationalen Beziehungen. Forschungsstand und Perspektiven in Deutschland. Baden-Baden 2003, ISBN 3-8329-0320-8
  • M. Knapp, G. Krell: Einführung in die internationale Politik. München 2004, ISBN 3486259687
  • Torbjörn L. Knutsen: A History of International Relations Theory. Manchester University Press. ISBN 0-7190-4930-X
  • Gert Krell: Weltbilder und Weltordnung. 3. Aufl., Baden-Baden 2004, ISBN 383290347X
  • Christiane Lemke: Gender und Globalisierung in gender…politik…online: http://web.fu-berlin.de/gpo/christiane_lemke.htm
  • Ulrich Menzel: Zwischen Idealismus und Realismus. Frankfurt a.M. 2004
  • Gerhard T. Mollin: Internationale Beziehungen als Gegenstand der deutschen Neuzeit-Historiographie seit dem 18. Jahrhundert Eine Traditionskritik in Grundzügen und Beispielen. In: Internationale Geschichte. München 2000, S. 3-30
  • Siegfried Schieder, Manuela Spindler: Theorien der Internationalen Beziehungen., 2. überarbeitete Auflage, Stuttgart 2006, UTB, ISBN 3825223159
  • Frank Schimmelpfennig: Debatten zwischen Staaten. Eine Argumentationstheorie internationaler Systemkonflikte. 1995
  • Christine Sylvester: Feminist international relations: an unfinished journey. Cambridge University Press, Cambridge, U.K., 2002
  • J. Ann Tickner: Gendering World Politics, New York 2001
  • Paul R. Viotti, Kauppi: International Relations Theory. 3. Aufl., Boston 2002
  • Cynthia Weber, International Relations Theory. A Critical Introduction, 2nd edition, Taylor & Francis 2004, ISBN 0415342082
  • Wichard Woyke: Handwörterbuch Internationale Politik. Stuttgart 2005, ISBN 3825207021
  • Gillian Youngs: Feminist International Relations: a contradiction in terms? Or: why women and gender are essential to understanding the world 'we' live in, in: International Affairs, 80/1, 2004

[Bearbeiten] Zeitschriften

[Bearbeiten] Weblinks

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