Informationstechnischer Assistent
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Der Bildungsgang Informationstechnischer Assistent/Informationstechnische Assistentin (ITA) orientiert sich an dem breiten Spektrum der angewandten Informationstechnik.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Berufsbild
Die Ausbildung zum/zur Informationstechnischen Assistenten/in ist eine schulische Vollzeitausbildung, die ein Praktikum von 8 bis 12 Wochen enthält. Mögliche berufliche Tätigkeiten finden sich im Bereich von Service, Wartung und Inbetriebnahme von Computersystemen u. a.. Informationstechnische Assistenten sind auch dort tätig, wo es um die Programmierung technischer Systeme und Prozesse geht. Informationstechnische Assistenten verfügen über fundierte Fachkenntnisse in den Bereichen Soft-, Hardware und Netzwerktechnik. Auf Grund der praxisorientierten Ausbildung besitzen sie sehr gute praktische Erfahrung und sind eigenverantwortliches und kooperatives Arbeiten gewohnt. Der Bildungsgang ist so gestaltet, dass stets praxisbezogen das notwendige Wissen aus Informatik und Elektro- und Produktionstechnik vermittelt wird. Dabei werden praxisorientierte Aufgabenstellungen an vernetzten Computer- und rechnerintegrierten Fertigungs- und Montagesysteme auf industriellem Niveau gelöst.
Praktika und enge Kontakte zu Unternehmen aus dem Industrie-, Handwerks- und Dienstleistungsbereich gehören zum Pflichtprogramm. Eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis wird durch handlungsorientierten Unterricht erreicht. Die Schüler haben die Möglichkeit, ihre Lernaufgaben selbständig zu strukturieren. In praxisnahen Projekten, die Eigenständigkeit und Einsatz fördern, erwerben und vertiefen sie ihre Kenntnisse. Eigenes Planen und Handeln sind dabei besonders wichtig.
Der Bildungsgang schließt mit einer staatlichen Prüfung ab. Die Berufsbezeichnung lautet „staatlich geprüfte/r Informationstechnische/r Assistent/in“. Zusätzlich wird durch eine Abschlussprüfung die Fachhochschulreife erworben. Dieser Bildungsgang kann außerdem auf einigen Berufskollegs mit der "allgemeinen Hochschulreife" (AHR/Abitur) abgeschlossen werden. In diesem Fall sind Mathematik und Datenverarbeitungstechnik die Leistungskurse (LKs). Die schulische Ausbildung dauert dann 3 1/2 Jahre.
[Bearbeiten] Praktika
Betriebspraktika mit einer Mindestlänge von acht Wochen sind fester Bestandteil der Ausbildung und damit verpflichtende Schulveranstaltung. Es ist hierbei Aufgabe der Schüler, einen geeigneten Praktikumsplatz zu finden, wobei sie durch die Schule unterstützt werden. Über ihre Tätigkeiten während des Praktikums fertigen die ITAs Dokumentationen an, die in Berichten zusammengefasst sein sollen. Diese werden der Ausbildungsschule vorgelegt und bewertet.
[Bearbeiten] Berufliche Einsatzgebiete
Typische Arbeits- und Aufgabenfelder sind:
- Anwendungsentwicklung
- Verwaltung von Rechnersystemen und Netzwerken
- Organisation von Schulungen
- Erbringen von Serviceleistungen an Hard- und Software
- Auslegung von Rechnerkomponenten und Vertrieb bzw. Verkauf informationstechnischer Produkte.
- First- und Second-Level-Support
[Bearbeiten] Unterrichtsinhalte
[Bearbeiten] Elektro- und Prozesstechnik
Elektrotechnische Grundkenntnisse:
- Elektrische Grundgrößen in Gleich-und Wechselstromkreisen
- Elektromagnetische Verträglichkeit
- Dimensionierung von Leitungen und Stromversorgungen
- Schutzmaßnahmen nach VDE Schaltungstechnik, Verbindungstechniken, Bauteileauswahl, Beschaffung, Kalkulation
- Struktur von Systemkomponenten
- Schaltungsanalyse und -synthese
- Übertragung analoger und digitaler Signale
- Zusammenwirken von Bauelementen und Komponenten
- Funktionsüberprüfung und Inbetriebnahme
- Fehleranalyse
- Messtechniken für Komponenten und Systemgrößen
- Systemdokumentation
- Systemstruktur einer Prozesssteuerung
- Auflösung in Funktionsblöcke
- Bussysteme
- Übertragung von Prozessdaten
- Konvertierung und Bereitstellung der Prozessdaten zur Weiterverarbeitung in IT-Systemen
[Bearbeiten] Betriebssysteme und Netzwerke
Einfache IT Systeme:
- Überblick über das Zusammenwirken der Systemkomponenten; Rechner und Systemarchitekturen
- Betriebssystemseitige Konfiguration von Hardwarekomponenten bzw. BIOSKonfiguration
- Leistungsbeschreibung und –abgrenzung unterschiedlicher Betriebssysteme
- Installation und Konfiguration von mind. zwei marktüblichen Betriebssystemen (Windows/Linux)
- Dateiverwaltungssysteme unterschiedlicher Betriebssysteme und deren Kompatibilität
- Anwendung von betriebssystemeigenen Skriptsprachen
- Speicher-, Geräte- und E/A-Verwaltung; Schnittstellenkonfiguration
- Aufbau von Verzeichnisstrukturen
- Installation von Applikationen
- Planung und Durchführung von Datensicherungen
- Installation von Datensicherungssystemen
Vernetzte IT-Systeme:
- Planung verschiedener Netzwerkstrukturen unter praxisnahen Gesichtspunkten
- Installation und Konfiguration von mindestens zwei aktuellen Netzwerkbetriebssystemen
- Installation und Konfiguration geeigneter Netzwerkprotokolle und Dienste
- Moderne Netzwerkmanagementsysteme planen und umsetzen (AD)
- Benutzerverwaltung, Vergabe von Rechten und Richtlinien
- Implementierung von Sicherheitsmechanismen
- Einbindung von Überwachungsmechanismen
- Einsatz von Dienstprogrammen für Anwender und Administratoren
- Beachtung der Datenschutzbestimmungen
- Installation und Konfiguration von marktgängiger Hard- und Software zur Einbindung des Internets und anderer öffentliche Netze
- Sicherheit in Netzwerken, Datensicherungskonzepte, Datenschutzbestimmungen,
- Zugriffschutz auf Benutzerebene, Schutz vor Viren, Firewallkonzepte und Verschlüsselungssysteme
- Kommunikation in heterogenen Netzen, VoIP...
- Netzwerkmanagement
[Bearbeiten] Datenbanken
Datenbankkonzepte:
- Vom Dateisystem zum Datenbanksystem
- Datenbankmodelle (Entity-Relationship-Modell)
- Beziehungstypen
- Datenintegrität
- Redundanz
- Konsistenz
Konzeptioneller Entwurf:
- Logischer Entwurfsprozess
- Datenmodellierung
Logischer Entwurf:
- Normalformen und Normalisierungsprozess
- Referentielle Integrität
Physischer Entwurf (SQL, MySQL):
- Anlegen der Tabellenstruktur, Datentypen, Schlüssel, Indizierung
- Programmierung der internen Datenverarbeitung
- Programmierung der Benutzerschnittstellen
- Zugriffsberechtigungen, Datenschutz, Datensicherheit
- Sprachkonstrukte und Anwendung der Data Definition Language, Data Manipulation Language und Data Control Language
- Einbettung von SQL in Host- und Skriptsprachen
- Vergleich mit PL/SQL
Datenbanken in Netzwerken:
- Client-Server-Architektur
- Datenbanken in verteilten Anwendungen
- Datenaustausch mit anderen Anwendungen
- Zugriff auf externe Datenquellen
- Datenbank-basierte Internetanwendungen
[Bearbeiten] Programmierung
- MS Office Paket
- Softwareentwicklungsprozess
- Entwicklungsstrategien und Vorgehensmodelle
- Softwareentwicklung (Methoden und Werkzeuge)
- Modellierungsprozess
- Zerlegung in sinnvolle Teilprobleme, Module, Klassen
- Aspekte der Qualitätssicherung
- Programmiertechniken
- Elemente der Programmierung:
- Algorithmen
- Datenstrukturen und Datentypen
- Programmstrukturen (Kontrollstrukturen)
- Operatoren
- Grundlagen der strukturierten Programmiertechnik
- Grundlagen der objektorientierten Programmiertechnik
- Sprachkonzepte
- Mehrere aktuelle Programmiersprachen (C/C++, c# Java, Assembler, Visual Basic, Turbo-Pascal)
- Grammatiken, Syntaxregeln
- Anwendung der Konzepte der prozeduralen und objektorientierten Programmierung
- Softwareentwicklungswerkzeuge
- Praxisrelevante Softwareentwicklungsumgebungen
- Editor, Compiler, Linker, Interpreter, Debugger
- Installation, Anpassung und einfache Nutzung aktueller komplexer Werkzeuge (Entwicklungsumgebungen, IDEs)
- Standardbibliotheken, Programmbibliotheken
[Bearbeiten] Rechner- und Systemtechnik
Grundlagen:
- EVA-Prinzip
- Bedeutung und Darstellung von Informationen
- Analoge und digitale Darstellung von Informationen
- Realisierung binärer Signale
- Struktur binärer Informationen in Computern
- Zahlensysteme
- Konvertieren von Zahlen in andere Zahlensysteme
- Codes
- Logische Grundverknüpfungen der Digitaltechnik
- Zusammengesetzte Verknüpfungen
- Boolesche Algebra / Schaltalgebra
- Schaltungsanalyse
- Schaltungssynthese
- Schaltkreisfamilien
- Zeitabhängige binäre Schaltungen
- Zählerund Frequenzteiler
- Register- und Speicherschaltungen
- Digital-Analog-Umsetzer, Analog-Digital-Umsetzer
- Rechenschaltungen
- Programmierbare Logikschaltungen
- Mikroprozessoren und Mikrocomputer
- Baugruppen eines Mikrocomputers
- 8051-Mikrocontroller
- Programmierung von Mikrocomputern in Assembler und C
- Professionelle IDEs inkl.Monitor, Debugger...
- I/O-Baugruppen
- Parallelports
- ADU
- Serielle Schnittstelle
- Timer/Counter
- Polling
- Interrupt
[Bearbeiten] Abschluss mit Doppelqualifikation
Der Bildungsgang schließt mit zwei getrennten Abschlussprüfungen ab , in der die Lernenden den Nachweis der erworbenen beruflichen Kompetenz und der Studierfähigkeit erbringen. Die allgemeine Hochschulreife beinhaltet die Leistungskurse Datenverarbeitung und Mathematik. Durch das Bestehen der Abschlussprüfungen erwerben die Schüler einerseits
- den staatlich anerkannten Berufsabschluss "Staatlich geprüfte Informationstechnische Assistentin/Staatlich geprüfter Informationstechnischer Assistent"
und andererseits
- die Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife
Diese Doppelqualifikation ermöglicht es den Absolventen, in den folgenden Lebensphasen entweder eine Entscheidung zugunsten der Berufsausübung oder aber zur Aufnahme eines wissenschaftlichen Studiums zu treffen. Auch ein späteres Umsteigen zwischen Beruf und Studium wird offen gehalten und bleibt möglich.
[Bearbeiten] Sonderregelungen
[Bearbeiten] Hessen
In Hessen dauert die Ausbildung nur 2 Jahre, die Zusatzkurse für die Fachhochschulreife sind hierbei lediglich die Hauptfächer. Während der Ausbildung zum "staatl. gepr. informationstechnischen Assistenten - Computer- und Netzwerktechnik" muss ein 4 wöchiges bescheinigtes Praktikum in einem Betrieb absolviert werden. Wer die Fachhochschulreife haben möchte, muss nach dem zweiten Ausbildungsjahr entweder ein halbjähriges Praktikum, oder direkt eine weiterführende Ausbildung machen. Mit dem Praktikumszeugnis des 1/2 jährigen Praktikums oder den Abschlusszeugnis einer Ausbildung darf man sich dann sein Fachhochschulreifezeugnis abholen. Anzumerken ist noch, dass informationstechnische Assistenten in Hessen zu der Schulform der "höheren Berufsfachschule" gehören, welche ebenso wie Abiturienten gegebenenfalls eine weiterführende Ausbildung um 1 Jahr verkürzen dürfen.