Hugo Koblet
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Hugo Koblet (* 21. März 1925 in Zürich; † 6. November 1964 in Esslingen, Gemeinde Egg bei Zürich) gilt als einer der erfolgreichsten Radrennfahrer der Schweiz. Zusammen mit seinem Erzrivalen Ferdi Kübler war er ein Auslöser einer unvergleichlichen Radsport-Euphorie in der Schweiz der Fünfzigerjahre.
Seine Profikarriere begann er im Jahr 1946 als Bahnradfahrer. Zwischen 1947 und 1954 gewann er sämtliche Schweizermeistertitel in der Einzelverfolgung. In dieser Disziplin wurde er bei der Weltmeisterschaft 1947 Dritter und je zweimal Zweiter in den Jahren 1951 und 1954. Nachdem er 1950 die Strassen-Schweizermeisterschaft gewonnen hatte, wurde er in ganz Europa bekannt, als er als erster Nicht-Italiener den Giro d'Italia für sich entschied. Kurz darauf folgte sein erster Gesamtsieg der Tour de Suisse.
1951 bezwang er den italienischen Radrennfahrer Fausto Coppi im Grand Prix des Nations, welches damals als inoffizielle Weltmeisterschaft im Zeitfahren galt. Der grösste Erfolg seiner Karriere war jedoch der Sieg bei der Tour de France 1951, wo er ausserdem fünf Etappen für sich entschied.
Zwar konnte er den Tour-de-France-Sieg nicht wiederholen, war aber dennoch sehr erfolgreich. So wurde er zweimal Zweiter des Giro d'Italia (1953/1954), gewann weitere zweimal die Tour de Suisse (1953/1955), zweimal die Meisterschaft von Zürich (1952/1954) und ein Mal die Tour de Romandie (1953). Nach dem Gewinn des Schweizer Strassenmeistertitels im Jahr 1955 sank sein Leistungsniveau jedoch deutlich, Koblet konnte nur noch relativ unbedeutende Rennen gewinnen und trat 1958 zurück. Tatsächlich konnte Koblet bereits nach seinem überragenden Tour de France Sieg 1951 nie mehr an seine unvergleichliche Form anknüpfen. Dies lag primär an einer fatalen Ampulle des aggressiven Amphetamins Akzedron, das ihm gegen seinen Willen verabreicht wurde: Koblet, das Aushängeschild der Tour de Suisse 1952, war mit einer Nierenbeckenentzündung und 39 Grad Fieber im Bett. Der Tour-Chef wollte nicht auf Koblet verzichten und verschrieb die Rosskur: "Koblet fit machen, à tout prix". Die nächste Etappe endete im Mannschaftswagen. Koblets Arzt stellte kurz darauf einen irreversiblen Herzschaden fest. 20% des gepumpten Blutes fliesst durch kaputte Herzklappen gleich wieder zurück anstatt in die Muskeln. Der Arzt prophezeite, die Spritze werde Koblet zehn Jahre seines Lebens kosten.
In den Fünfzigerjahren war Doping noch nicht verboten, und Amphetamine omnipräsent im Feld. Koblet galt als Fahrer, der auf Dopingmittel verzichtete, oder ihnen zumindest kritisch gegenüberstand, wie folgendes Zitat zeigt: "Zuerst fährst du 'sec' und verabscheust solches Zeug. Dann gibt dir der Masseur vor einem sehr wichtigen Rennen eine Amphetaminpille für alle Fälle. Du brauchst sie nicht, und bringst sie am Abend zurück. Einmal, mehrmals. Eines Tages, beim noch wichtigeren Rennen, klopft der 'Hammermann' an, und du probierst es mit der Pille, um den toten Punkt hinauszuschieben. Es klappt, und du gewinnst. Doch der tote Punkt kommt wieder, und wieder. Das Aufputschmittel, jetzt bereits etwas stärker, hilft erneut. Im Fachjargon nennt man's 'frisieren'. So fängt's an und endet nicht selten im Schlamassel."
Aufgrund seines guten Aussehens, seiner Leichtfüssigkeit und seiner Eleganz gab man ihm den Spitznamen Pédaleur de charme. Selbst bei grossen Anstrengungen und Strapazen wirkte er stets locker und elegant, ganz im Gegensatz zu seinem Rivalen Ferdi Kübler. Oft kämmte er sich kurz vor der Zielankunft die Haare, um sich auf dem Zielfoto vorteilhaft präsentieren zu können. Koblet war 1953 mit der Schauspielerin Waltraut Haas verlobt und ab Sommer 1954 zehn Jahre lang mit dem Fotomodell Sonja Buehl liiert.
Sechs Jahre nach seinem Rücktritt starb Koblet im Alter von 39 Jahren bei einem Autounfall, wobei nicht auszuschliessen ist, dass es sich dabei um einen Suizid handelt. Augenzeugen berichteten, dass Koblet auf der Hauptstrasse zwischen Zürich und Esslingen mit hoher Geschwindigkeit in seinem weissen Alfa Romeo unterwegs gewesen war. Die Wetter- und Strassenverhältnisse waren ideal. Doch das Fahrzeug fuhr nachweislich geradlinig in einen Baum, ohne dass Koblet versucht hätte, die Kollision zu vermeiden.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Hugo Koblet im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Palmarès - Liste der Erfolge und Platzierungen
1903 Maurice Garin | 1904 Henri Cornet | 1905 Louis Trousselier | 1906 René Pottier | 1907, 1908 Lucien Petit-Breton | 1909 François Faber | 1910 Octave Lapize | 1911 Gustave Garrigou | 1912 Odile Defraye | 1913, 1914, 1920 Philippe Thys | 1919, 1922 Firmin Lambot | 1921 Léon Scieur | 1923 Henri Pélissier | 1924, 1925 Ottavio Bottecchia | 1926 Lucien Buysse | 1927, 1928 Nicolas Frantz | 1929 Maurice Dewaele | 1930, 1932 André Leducq | 1931, 1934 Antonin Magne | 1933 Georges Speicher | 1935 Romain Maes | 1936, 1939 Sylvère Maes | 1937 Roger Lapébie | 1938, 1948 Gino Bartali | 1947 Jean Robic | 1949, 1952 Fausto Coppi | 1950 Ferdi Kübler | 1951 Hugo Koblet | 1953–1955 Louison Bobet | 1956 Roger Walkowiak | 1957, 1961–1964 Jacques Anquetil | 1958 Charly Gaul | 1959 Federico Bahamontes | 1960 Gastone Nencini | 1965 Felice Gimondi | 1966 Lucien Aimar | 1967 Roger Pingeon | 1968 Jan Janssen | 1969–1972, 1974 Eddy Merckx | 1973 Luis Ocaña | 1975, 1977 Bernard Thévenet | 1976 Lucien van Impe | 1978, 1979, 1981, 1982, 1985 Bernard Hinault | 1980 Joop Zoetemelk | 1983, 1984 Laurent Fignon | 1986, 1989, 1990 Greg LeMond | 1987 Stephen Roche | 1988 Pedro Delgado | 1991–1995 Miguel Induráin | 1996 Bjarne Riis | 1997 Jan Ullrich | 1998 Marco Pantani | 1999–2005 Lance Armstrong | 2006 Óscar Pereiro | 2007 Alberto Contador
1909 Luigi Ganna | 1910, 1911 Carlo Galetti | 1912 Atala (nur Teamwertung) | 1913 Carlo Oriani | 1914 Alfonso Calzolari | 1919, 1923 Costante Girardengo | 1920 Gaetano Belloni | 1921, 1922, 1926 Giovanni Brunero | 1924 Giuseppe Enrici | 1925, 1927–1929, 1933 Alfredo Binda | 1930 Luigi Marchisio | 1931 Francesco Camusso | 1932 Antonio Pesenti | 1934 Learco Guerra | 1935 Vasco Bergamaschi | 1936, 1937, 1946 Gino Bartali | 1938, 1939 Giovanni Valetti | 1940, 1947, 1949, 1952, 1953 Fausto Coppi | 1948, 1951, 1955 Fiorenzo Magni | 1950 Hugo Koblet | 1954 Carlo Clerici | 1956, 1959 Charly Gaul | 1957 Gastone Nencini | 1958 Ercole Baldini | 1960, 1964 Jacques Anquetil | 1961 Arnaldo Pambianco | 1962, 1963 Franco Balmamion | 1965 Vittorio Adorni | 1966 Gianni Motta | 1967, 1969, 1976 Felice Gimondi | 1968, 1970, 1972–1974 Eddy Merckx | 1971 Gösta Pettersson | 1975 Fausto Bertoglio | 1977 Michel Pollentier | 1978 Johan de Muynck | 1979, 1983 Giuseppe Saronni | 1980, 1982, 1985 Bernard Hinault | 1981 Giovanni Battaglin | 1984 Francesco Moser | 1986 Roberto Visentini | 1987 Stephen Roche | 1988 Andy Hampsten | 1989 Laurent Fignon | 1990 Gianni Bugno | 1991 Franco Chioccioli | 1992, 1993 Miguel Induráin | 1994 Eugeni Berzin | 1995 Tony Rominger | 1996 Pawel Tonkow | 1997, 1999 Ivan Gotti | 1998 Marco Pantani | 2000 Stefano Garzelli | 2001, 2003 Gilberto Simoni | 2002, 2005 Paolo Savoldelli | 2004 Damiano Cunego | 2006 Ivan Basso | 2007 Danilo Di Luca | 2008 Alberto Contador
Personendaten | |
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NAME | Koblet, Hugo |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Radrennfahrer |
GEBURTSDATUM | 21. März 1925 |
GEBURTSORT | Zürich |
STERBEDATUM | 6. November 1964 |
STERBEORT | Esslingen, Gemeinde Egg b. Zürich |