Hippodrom
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Als Hippodrom (griech.: Pferderennbahn) bezeichnet man eine Pferderennbahn, wie sie im antiken Griechenland und im Byzantinischen Reich zur Austragung von Pferde- und Wagenrennen genutzt wurde.
Im antiken Rom wurde der Name für eine Gartenform verwendet.
In der frühen Neuzeit wurde die Bezeichnung Hippodrom für Großbauten und Jahrmarktzelte aufgegriffen, in denen vor Publikum und bei Musik Akrobatik zu Pferde (Voltigieren) vorgeführt wurde.
Das Wort „Hippodrom“ leitet sich von den griechischen Worten ἵππος / hippos („Pferd“) und δρόμος / dromos („Weg, Pfad“) ab. Hippodromos bzw. hippodromus ist im Altgriechischen und Lateinischen maskulin; im Deutschen hat sich daneben das Neutrum eingebürgert.
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[Bearbeiten] Der Hippodrom bei den Griechen
Die Grundform des Hippodroms bestand aus einem freien Feld, auf dem zwei Zeichen aufgestellt waren, die als terma (Plural termai) bezeichnet wurden. Diese beiden Zeichen waren von den Reitern oder Wagenlenkern zu umrunden. Wenn in der modernen Literatur die Rennbahn oft als „elliptisch“ oder „oval“ bezeichnet wird, dann ist damit vermutlich die Kurve gemeint, die sich bei der Umrundung der termai zwangsläufig als die günstigste ergibt. Die äußere Form war für die eigentliche Rennbahn unerheblich, sie bestand üblicherweise aus einem Rechteck, dessen eine Schmalseite durch einen Halbkreis ersetzt war. Auf dem Feld selbst war kein Platz für eine Bepflanzung oder anderweitige Nutzung; sämtliche Einrichtungen befanden sich daher am Rand des Feldes.
Eine Urform dieser Anlage taucht in Homers Ilias auf. In einer ebenen Gegend wird für ein Wagenrennen eine Rennbahn improvisiert (XXIII 257 ff.).
„Deutlich genug ist das Zeichen des Ziels; du wirst es nicht fehlen:
Ragt von Klafterlänge ein dürrer Pfahl in die Höhe,
Eich- oder Fichtholz, der nicht vermodert im Regen,
Und zwei weiße Steine sind eingerammt an den Seiten,
Dort an der Wende des Wegs, wo die ebene Bahn sich herumschwingt. [...]
Jetzt bestimmt es als Ziel der göttliche schnelle Achilleus.
Treib dein Rossegespann so nah, daß du eben es streifest,
Selbst aber biege dich über den festgeflochtetenen Sessel
Leicht zur Linken hinaus und treibe mit Geißel und Zuruf
Rechts das Pferd und laß mit den Händen die Zügel ihm fahren.
Aber das linke Pferd soll dicht an die Säule sich drängen,
So daß die Nabe des wohlgefertigten Rades die Fläche
Fast schon berührt; doch gegen den Stein vermeide zu prallen,
Daß du die Rosse dir nicht verletzt und den Wagen zerschmetterst . . .“– (XXXIII 326–341)
„Schnurgerad standen sie nun; da wies auf das Zeichen Achilleus
Fern im ebenen Feld und setzte als Wächter daneben
Phoinix, den göttlichen Greis, den Kriegsgefährten des Vaters,
Über das Rennen zu wachen und Wahrheit nur zu berichten.“– (XXXIII 358–361)[1]
Es sind nur wenige archäologische Zeugnisse von Hippodromen erhalten; die wichtigsten Informationen stammen aus schriftlichen Quellen. Die verschiedenen Anlagen scheinen sich in ihrer Größe und technischen Einrichtung stark unterschieden zu haben. Auch der bekannteste griechische Hippodrom, der von Olympia, ist nicht erhalten. Die termai waren dort zwei Säulen, die Seitenlänge des Feldes betrug etwa zwei Stadien (= 384,5 m).
[Bearbeiten] Liste bekannter griechischer Hippodrome
Der Hippodrom in Istanbul stammt nicht aus griechischer, sondern aus römischer Zeit und ist damit streng genommen ein circus.
[Bearbeiten] Der römische Hippodrom
Die wenigen überlieferten Quellen weisen darauf hin, dass man in Rom unter einem hippodromus nicht mehr eine Pferderennbahn (eine solche hieß circus), sondern eine Gartenanlage verstand, die sich in ihrem Grundriss an die des griechischen Hippodroms anschloss. Das einzige römische Bauwerk, das durch eine schriftliche Quelle mit einiger Sicherheit als hippodromus ausgewiesen wird, ist ein Teil der Domus Augustana auf dem Palatin in Rom (oft auch als stadium bezeichnet). Der typische Grundriss ist hier variiert: Der Bogen der südwestlichen Schmalseite ist nicht halbkreisförmig, die Begrenzung der Anlage wird durch eine durchlaufende Portikus gebildet. Zugänge, durch die Pferde hätten hineingeschafft werden können, fehlen; es kann sich also nicht um eine tatsächliche Pferderennbahn gehandelt haben.
Die zweite ausführlichere Quelle stammt von Plinius dem Jüngeren. Die von ihm beschriebene Anlage, die zu seinem Landsitz in der Toskana gehörte, ist nicht erhalten.
„Vor diesen reizvoll angeordneten Baulichkeiten erstreckt sich weithin die Reitbahn. Sie ist in der Mitte offen und bietet sich sogleich beim Eintreten den Augen in ihrer ganzen Ausdehnung dar. Sie ist von Platanen eingefaßt. [...] Dieser gerade Grenzrain [nämlich von Platanen] der Reitbahn biegt gegen Ende hin in einen Halbkreis ein. [...] Am Ende dieser bunten, abwechslungsreichen Krümmung wird er wieder schnurgerade [...]“
– (V, 6, 32–34)[2]
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Übersetzt von Hans Rupé und E. R. Weiß. Rheingauer Verlagsgesellschaft, Eltville am Rhein 1980 ISBN 3-88102-005
- ↑ Übersetzt von Helmut Kasten (München 1968)
[Bearbeiten] Literatur
- Andri Gieré: Hippodromus und Xystus. Untersuchungen zu römischen Gartenformen. Diss. Zürich 1986
- Pierre Grimal: Les Jardins Romains à la Fin de la République et aux deux premiers Siècles de l'Empire. Essai sur le naturisme romain. Paris 1943.
- Paulys Realencyklopädie der Classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung begonnen von Georg Wissowa . . . hg. von Wilhelm Kroll. 7. Band 1912. – Darin: Artikel Hippodromus 2) und 3) (von K. Schneider)
- Ingomar Weiler: Der Sport bei den Völkern der alten Welt. Eine Einführung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1981, ISBN 3-534-07056-9. (S. 200-206)
[Bearbeiten] Weblinks
- Haus des Augustus Grundriss der Domus Augustana bei Roma Antiqua