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Haus Töller – Wikipedia

Haus Töller

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Eingang „Haus Töller“
Eingang „Haus Töller“
Blick vom Eingang in den Schankraum mit Thekenschaaf, dahinter rechts der Zugang zur Gaststube
Blick vom Eingang in den Schankraum mit Thekenschaaf, dahinter rechts der Zugang zur Gaststube

Das Haus Töller in Köln ist ein traditionelles Kölner Gasthaus im Brauhausstil in der südlichen Altstadt. Das im Jahr 1871 als Brauerei Töller gegründete Haus behielt in Einrichtung und Raumaufteilung weitgehend seinen Originalzustand, wobei der Grundriss dem seit dem 17. Jahrhundert verbreiteten Aufbau kleiner Kölner Hausbrauereien[1] entspricht. Das Haus betreibt als eine der letzten Einrichtungen Kölns ein Thekenschaaf in seiner ursprünglichen Funktion.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Haus Töller (drittes Haus von links) vor dem Weyertor im Jahre 1886
Haus Töller (drittes Haus von links) vor dem Weyertor im Jahre 1886

Das „Haus Töller“ liegt in der Weyerstraße, die in der Nachfolge einer Römerstraße nach Trier und Luxemburg führte. Wenige Meter vom Gebäude befand sich das Weyertor, eines der wichtigsten und größten Tore der mittelalterlichen Kölner Stadtmauer.

An dieser wichtigen westlichen Ausfallstraße siedelten sich seit dem 15. Jahrhundert erste Herbergen, Gasthäuser und Hausbrauereien an. Im kurzen Straßenverlauf zwischen Rothgerberbach und Weyertor gab es zum Ende des 19. Jahrhunderts bis zu neun Betriebe, die jeweils auch einen Ausschank besaßen.[2]

[Bearbeiten] Steynen Huys

Grundmauer aus dem 14. Jahrhundert, Ansicht im Keller
Grundmauer aus dem 14. Jahrhundert, Ansicht im Keller

Das Gebäude des Brauhauses mit der Hausnummer 96 ist eines der ältesten Häuser Kölns, erstmals im Jahre 1343 urkundlich erwähnt. Das „Steynen Huys“, im Unterschied zu den bescheidenen Fachwerkbauten der Nachbarschaft aus Stein errichtet, war zunächst als Doppelhaus in zwei „Halbscheide“ geteilt konzipiert worden. Diese stellten getrennte Besitztümer dar und wurden wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals verkauft und vererbt und hatten dadurch zahlreiche adlige und wohlhabende Besitzer. Auch das Kölner Domkapitel ist als Eigentümer der stadteinwärts gelegenen Haushälfte vom Jahr 1626 an bis zur Säkularisation belegt, während die andere Hälfte weiterhin die Besitzer wechselte und im Jahre 1772 zeitweise an die Kölner Alexianer fiel. Ab dem Jahre 1726 wurden beide Hälften zu einem Besitztum vereint, das einer Familie Lintlau bis ins Jahr 1813 zugeschrieben wird.

In der Franzosenzeit erhielt das Haus im Jahre 1797 erstmals eine Hausnummer, die 6377. Die preußische Regierung führte die bis heute übliche Nummerierung der Häuser innerhalb der gleichen Straße ein, wodurch das Haus 1813 die Adresse Weyerstraße 90 (seit 1893 bis heute: Nummer 96) erhielt. Ebenfalls ab 1813 ist im „Steynen Huys“ erstmals ein gastronomischer Betrieb mit Alkoholausschank unter dem Besitzer Joseph Geerling nachweisbar.[3]

[Bearbeiten] Haus Töller

Heutige Außenansicht
Heutige Außenansicht

Peter Töller, der in einem Nachbarhaus ab 1859 eine Brennerei betrieb, kaufte das Haus im Jahre 1864 von der Familie Geerling. Er ließ den Giebel zurücksetzen und das Haus um eines, später dann um zwei Stockwerke erhöhen und verputzen, so dass es schließlich sein heutiges Aussehen erhielt.

Im Jahre 1871 gründete sein Sohn Theodor Töller in dem Gebäude eine Brauerei, die jedoch nur zehn Jahre in Betrieb war. Fortan betrieb Töller, der auch „Vater Töller“ oder „reinlicher Döres“ genannt wurde, das Haus mit Erfolg als Gastwirtschaft.[2] Den zweiten Spitznamen erhielt Töller, weil er stets mit einem „Plaggen“ (Wischlappen) ausgerüstet war und in seiner Ordnungsliebe nicht nur den Tabakgenuss in seiner Gaststube verbot, sondern auch peinlichst darauf geachtet haben soll, dass Gäste niemals Zeitungen unterschiedlicher politischer Ausrichtung zusammen legten.[4]

[Bearbeiten] Die „Ära Esser“

1912 übernahm der Gastwirt Peter Esser das Haus und führte es unter der Bezeichnung Schenkwirtschaft und Restauration von Peter Esser. Vorm. Th. Töller weiter. Aus der Ära Esser, die nach dem „alten Esser“ von seinem Sohn Willy bis in die 1980er Jahre fortgesetzt wurde, wird berichtet, das Lokal habe zahlreiche Prominente als Stammgäste angezogen.[5]

„Der junge Esser“, als Studierter auch „dä akademische Zappjung“ genannt, war schließlich derjenige, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem zerstörten Köln nach Dänemark zur Carlsberg-Brauerei reiste und von dort obergärige Hefe für das erste Nachkriegs-Kölsch importierte, die von mehreren Kölner Brauereien dringend benötigt wurde.[6]

Das Gasthaus selbst war als eines der wenigen nahezu unbeschädigten Gebäude der nach alliierten Bombenangriffen zu über 90% zerstörten Kölner Innenstadt. So konnte es 1947 zum Ausgangspunkt für die Wiederbegründung der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Rappoltstein (Straßburg) zu Köln werden.[7]

[Bearbeiten] Gegenwart

Nach mehreren Pächterwechseln übernahm im November 2003 der gegenwärtige Inhaber Henning Heuser das Haus Töller. Außerdem änderte sich die beliefernde Brauerei: Nach 51 Jahren Sion- und 34 Jahren Mühlen-Kölsch beliefert seit dem Jahr 1. Juli 2007 die kleine Brauerei Päffgen Kölsch die Gastwirtschaft.[8] Das Haus Töller ist neben dem Päffgen-Stammhaus einer von nur sechs gastronomischen Betrieben, die diese Kölschmarke führen.

[Bearbeiten] Einrichtung und Betrieb

Gescheuerter Tisch in der Gaststube
Gescheuerter Tisch in der Gaststube

Weil seit der Gründung nur wenige Veränderungen am Haus Töller vorgenommen wurden, entsprechen Ausstattung und gastronomischer Betrieb des Hauses auch heute in weiten Teilen einer kölschen Gastwirtschaft des 19. Jahrhunderts. Der überwiegende Teil des Mobiliars wurde seit 1871 nicht ausgetauscht sondern stets nur repariert und restauriert, so dass man zum Beispiel vielen Tischen in der Gaststube die jahrzehntelange Behandlung mit der Scheuerbürste gut ansieht. Im Original erhalten ist auch die hölzerne Kassettendecke der Gaststube, die letzte erhaltene ihrer Art in Köln.[9]

[Bearbeiten] Aufbau

Fassbank
Fassbank

Der Grundriss des Gasthauses folgt dem traditionellen Aufbau der Kölner Hausbrauereien: So wie bei einem Wohnhaus gelangt man durch die straßenseitige Eingangstür zunächst in einen Hausflur, der seitwärts zur Gaststube und geradeaus zur früheren Brauerei und in den Keller führt. Der Flur wird nicht nur als Durchgang genutzt: Er ist gleichzeitig Schankraum (kölsch: et Zappes[10]) zum Zapfen des Bieres von einer hölzernen Fassbank, war früher Anlaufstelle für den Kleinverkauf außer Haus sowie Schwemme zum Aufenthalt solcher Gäste, denen der Eintritt in eine Gaststube nicht gestattet war. Dazu gehörten in reichsstädtischen Zeiten etwa der Henker und seine Knechte, die Abdecker, die Diener des Gewaltgerichts und auch die Stadtsoldaten. Nachdem die Franzosen diese „Klassengesellschaft“ beendet hatten, blieb eine schichtspezifisch unterschiedliche Nutzung von Schwemme und bestuhlter Gaststube verbreitet, die für „gewisse Klassen“[11] nach wie vor das Bier im Hausflur vorsah.

Im „Haus Töller“ gibt es keine Zapfanlage. Die Köbesse zapfen das Bier im Schankraum direkt aus hölzernen Bierfässern, die mit einem Kettenzug durch eine Öffnung im Boden aus dem im Keller gelegenen Kühlhaus gehoben und dann auf der angeschrägten Zapfbank platziert werden.

[Bearbeiten] Thekenschaaf

Thekenschaaf von der Gaststube aus gesehen
Thekenschaaf von der Gaststube aus gesehen

Schankraum und Gaststube sind im „Haus Töller“ durch einen Durchgang verbunden, der von einem üppigen geschnitzten Holzrahmen umgeben ist. Zwischen beiden Räume ist das ebenfalls schnitzereiverzierte Thekenschaaf, auch „Beichtstuhl“ genannt, eingebaut. Dieser traditionelle Arbeitsplatz des Wirtes ist erkerförmig in den Schankraum gewölbt. Hinter der mit Fenstern versehenen geschnitzten Holzkonstruktion befinden sich auf der Gaststubenseite eine Doppelsitzbank und ein Schreibpult mit Schubladen für Besteck. Das Thekenschaaf wird auch heute in seiner ursprünglichen Funktion genutzt: Es ist regelmäßig durch den Wirt besetzt, der die Gaststube und den Schankraum bis zur dahinter gelegenen Küche gleichermaßen beobachten kann. Die Köbesse geben ihre Biermarken am „Beichtstuhl“ ab, wo sie an einem auf der Tischplatte angebrachten Metallwinkel aufgereiht werden. Am Winkel, der genau 100 Biermarken aufnehmen kann, liest der Wirt die Zahl der ausgeschenkten Kölsch ab und kann so den Füllstand des angeschlagenen Fasses erkennen. Der „Beichtstuhl“ ist gleichzeitig Büro und Aufbewahrungsort für Tabakwaren und Soleier, die in einer großen gläsernen Schale präsentiert werden. Auch das Telefon, in dem Fall ein alter Tischfernsprecher vom Typ W48, steht im Thekenschaaf.

Direkt am Thekenschaaf sind einige Tische als Stammtisch gekennzeichnet; sie sind den Stammgästen vorbehalten, von denen manche seit Jahrzehnten ins Töller kommen.

[Bearbeiten] Betrieb

Die Bedienung der Gäste wird vom Köbes in traditioneller blauer Arbeitskleidung verrichtet, der, brauhaustypisch, ein leeres Bierglas auch ohne Bestellung gegen ein volles austauscht.

Die kölsch-rustikaleSpeisenkarte beinhaltet brauhaustypische Gerichte wie den Halven Hahn, Hämchen, Himmel und Ääd, Rheinischen Sauerbraten vom Pferd oder, nur am rheinischen Reibekuchentag Freitag, Rievkooche mit Schwarzbrot, Rübenkraut und Apfelmus. Merkmale vieler moderner Gastronomiebetriebe wie Musikanlage, Spielautomat, Registrierkasse, Espressomaschine oder Fernseher findet man im Haus Töller nicht.

[Bearbeiten] Literatur

  • Heinz Magka: Das Haus Töller - aus der Geschichte einer kölschen Kneipe, Verlag Oberberg. Bote, Köln, 1937

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Haus Töller – Bilder, Videos und Audiodateien

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Edmund Renard: Berühmte Kunsstätten Band 78:Köln, Verlag Seemann, Leipzig 1907, S. 180
  2. a b Mathar / Spiegel, S. 105
  3. Heinz Magka: Das Haus Töller - aus der Geschichte einer kölschen Kneipe, S. 6
  4. Magka, S. 9
  5. Website Haus Töller, „Die Esser Ära“
  6. Wenig Hopfen und viel „Trümmer-Malz“, Website des Kölner Brauereiverbandes
  7. http://www.rappoltstein.de/web/historie/Chronik/3.1%20CG2%20Background.pdf, Seite 19
  8. „Wie Springbrunnen in der Sahel-Zone“, Kölner Stadt-Anzeiger 29. Juni 2007
  9. Website Haus Töller, „Ambiente“
  10. Online-Wörterbuch der Akademie för uns kölsche Sproch:[1]
  11. Ernst Menden: Köln am Rhein vor hundert Jahren - Sittenbilder nebst historischen Andeutungen und sprachlichen Erklärungen im Nachdruck des im Jahre 1862 unter dem Titel Köln am Rhein vor fünfzig Jahren erschienenen Buches, Verlag Stauff & Cie., Köln, 1913, S. 109

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