Gesamtdeutsche Volkspartei
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Die Gesamtdeutsche Volkspartei (GVP) war eine Partei (allerdings nach allgemeiner Definition keine Volkspartei) in der Bundesrepublik Deutschland, die am 29. November 1952 aus der Ablehnung zur Wiederbewaffnung und der Anbindung an die Westmächte entstanden ist. Sie bestand aus früheren Mitgliedern der CDU, der Zentrumspartei und der Bekennenden Kirche und ging aus der von Gustav Heinemann und Helene Wessel gegründeten „Notgemeinschaft für den Frieden Europas“ hervor.
Führender Kopf und prominentestes Gründungsmitglied war der ehemalige Innenminister und spätere Bundespräsident Gustav Heinemann. Weitere bekannte Mitglieder der GVP waren u. a. Carl Amery, Thea Arnold, Hans Bodensteiner, Erhard Eppler, Diether Posser, Johannes Rau, Robert Scholl, Jürgen Schmude, Ludwig Stummel und Helene Wessel. Bei den ersten Bundestagswahlen, bei denen sie antrat – den Wahlen von 1953 –, erreichte sie trotz einer gemeinsamen Wahlliste mit dem Bund der Deutschen vom Reichskanzler a. D. Joseph Wirth nur 1,3 %. Einziger Wahlerfolg waren die 78 Mandate bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen am 28. Oktober 1956.
Im Jahr 1955 beteiligte sich die GVP zusammen mit der SPD und dem DGB an der Paulskirchenbewegung gegen die Wiederbewaffnung.
Nachdem sie auch bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg 1956 nur 1,6 % erzielte, löste die GVP sich am 19. Mai 1957 auf. Den Mitgliedern wurde ein Beitritt zur SPD empfohlen, den Erhard Eppler bereits vollzogen hatte, und wo auch Heinemann und andere GVP-Mitglieder ihre politische Laufbahn fortsetzten. Die Übertritte aus der GVP durchbrachen das damals übliche Schema, nach dem die SPD als atheistische Partei angesehen und christliche Politik nur in der CDU für möglich gehalten wurde. Die SPD wurde damit auch für Teile des Bürgertums akzeptabel. Näheres hierzu ist unter Gustav Heinemann ausgeführt.
[Bearbeiten] Literatur
- Siegfried Heimann: Die Gesamtdeutsche Volkspartei; in: Richard Stöss (Hrsg.): Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980, Band 2; Opladen: Westdeutscher Verlag, 1984; ISBN 3-531-11592-8
- Barbara Jobke: Aufstieg und Verfall einer wertorientierten Bewegung. Dargestellt am Beispiel der Gesamtdeutschen Volkspartei; Universität, Dissertation Tübingen 1974
- Diether Koch: Heinemann und die Deutschlandfrage; München: Kaiser, 1972; ISBN 3-459-00813-X
- Josef Müller: Die Gesamtdeutsche Volkspartei. Entstehung und Politik unter dem Primat nationaler Wiedervereinigung 1950-1957; Düsseldorf: Droste-Verlag, 1990; ISBN 3-7700-5160-2