Benutzer:Hanfried.lenz
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Ich bin der älteste Sohn von Fritz Lenz, geb. am 22. 4. 1916, daher seit langem im Ruhestand. Früher war ich Mathematiker an der Freien Universität Berlin. Ich habe die Zeit der Wirksamkeit meines Vaters Fritz Lenz bewusst miterlebt und muss daher feststellen, dass der ihm gewidmete Wikipediabeitrag ihn sehr einseitg zu seinem Nachteil darstellt. Ich habe mehrfach versucht, durch Mitteilung meiner Erinnerungen an ihn sowie von bekannten Tatsachen das einseitige Bild richtigzustellen. Meine Bearbeitungen sind aber immer wieder von anderer Seite gelöscht worden. Im Folgenden will ich auf einzelne Stellen dieses Wikipediabeitrages eingehen, gestützt auf meine persönlichen Erinnerungen etwa seit 1931.
T e x t: "Er war einer der führenden Rassenhygieniker des Nationalsozialismus".
K o m m e n t a r: Ein führender Rassenhygieniker war er schon lange vor der Zeit des Nationalsozialismus. Die Rassenhygiene (wie Alfred Ploetz die von Francis Galton begründete Eugenik nannte) wurde keineswegs nur (und das auch noch verfälscht) von den Nationalsozialisten vertreten, sondern z. B. vorher von dem Sozialdemokraten Alfred Grotjahn und dem der Zentrumspartei nahestehenen Jesuitenpater Hermann Muckermann.
T e x t: "1931 veröffentlichte er das .... einflussreiche, von Hitler in der Festungshaft in 'Mein Kampf' eingearbeitete Standardwerk ...".
K o m m e n t a r: Dass Hitler den Baur-Fischer-Lenz in Landsberg gelesen hat, glaubte auch mein Vater. Und Hitler hat in 'Mein Kampf' auch Gedanken vertreten, die daraus stammen können. Jedoch scheint mir "eingearbeitet" ein zu starker Ausdruck zu sein.
T e x t: "Mit Wirkung 1. Mai 1937 wurde Lenz in die NSDAP aufgenommen".
K o m m e n t a r: Dies geschah nach meiner (nicht ganz sicheren) Erinnerung auf Drängen von Arthur Gütt, dem Vorsitzenden des Sachverständigenbeirats, dem mein Vater widerstrebend nachgab. Ich erinnere mich, dass er vorher sagte: "Ich will keinen Papst über mir haben". Aus seinem Entnazifizierungsbescheid Göttingen 1949: "Der Betroffene ist erst im Jahre 1937 zum Eintritt in die NSDAP gezwungen worden. Kein Amt!" In diesem Entnazifizierungsbescheid wurde er als "entlastet" eingestuft.
T e x t: "Im Nationalsozialismus war er beteiligt an der Zwangssterilisierung aller farbigen deutschen Kinder ('Rheinlandbastarde')".
K o m m e n t a r: Im Baur-Fischer-Lenz (Band II, S. 283) hat er sich klar gegen Zwangssterilisierung (natürlich nicht gegen freiwillige) ausgesprochen. Ich halte es für möglich, dass der Sachverständigenbeirat einen entsprechenden Beschluss gegen sein Votum gefasst hat, ebenso vielleicht bei der Formulierung des Sterilisierungsgesetzes. Späterer Z u s a t z (16. 8. 2007): Die Zwangssterilisierung der "Rheinlandbastarde" war meines Wissens nicht vom Sterilisierungsgesetz gedeckt.
T e x t: "Außerdem war er beteiligt an der Vorbereitung eines Euthanasiegesetzes für Krebskranke und 'nutzlose Esser'."
K o m m e n t a r: In Baur-Fischer-Lenz (Band II, S. 306-307) hat sich Fritz Lenz eindeutig gegen Euthanasie als eugenische Maßnahme ausgesprochen. Für ihn war sie "eine Frage der Humanität". Das heißt, er bejahte sie als letzten Ausweg zum Wohl Leidender mit deren Einverständnis. Davon konnte bei den in der späten Hitlerzeit ausgeführten Massentötungen Behinderter keine Rede sein. Das genannte Gesetz kam übrigens m. W. nicht zustande. Die erwähnten Massentötungen erfolgten auf Grund eines Erlasses des "Führers"
T e x t: "Mit diesem Werk und der 1933 publizierten Schrift 'Die Rasse als Wertprinzip' (Nachdruck der Schrift 'Zur Erneuerung der Ethik' von 1917) bot Lenz ... den Nationalsozialisten eine ... Rechtfertigung für die sogenannte Ausmerze 'lebensunwerten Lebens'. Es war ein Prozess, der sich von der 'Euthanasie' zu dem mit dem Begriff 'Endlösung der Judenfrage' getarnten Genozid an den Juden entwickelte."
K o m m e n t a r: Eine solche 'Rechtfertigung' ist den genannten Schriften nicht zu entnehmen. Das geht nur in Verbindung mit den Wahnideen Hitlers, dem seine Unterführer bedingungslos gehorchten.
Damit will ich diese Kommentare, die Einseitigkeiten berichtigen sollten, beenden. Mit freundlichen Grüßen Hanfried Lenz.