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Gavrinis – Wikipedia

Gavrinis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gavrinis (altbretonisch: Gavriniz, franz. l'île de la chevre "Ziegeninsel") ist eine kleine Insel im Golf von Morbihan (bretonisch: kleines Meer) zwischen Locmariaquer und Larmor-Baden in der Bretagne.

Die Insel ist durch eines der bedeutendsten Megalithmonumente in Europa bekannt. Zur Zeit der Errichtung des kreisrunden Grabhügels war der Meeresspiegel etwa 5 m niedriger, so dass es, ebenso wie der nahegelegene Steinkreis auf der heutigen Insel Er Lannic (auch Lanic) auf dem Festland lag.

Gavrinis Grundriss von Kammer (li.) und Gang
Gavrinis Grundriss von Kammer (li.) und Gang

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Anlage

Im Inneren eines Hügels von mehr als 50 m Durchmesser und 8 m Höhe befindet sich ein Ganggrab, das wohl zu den schönsten Anlagen der gesamten Jungsteinzeit gehört. Es hat einen 14 m langen etwa 1,5 m breiten, mit großen Platten gepflasterten Gang, der in eine 1,8 m hohe etwa nur 6 m² größe Kammer (2,5 x 2,6 m) führt. 24 der 29 Granit-Orthostaten in der Kammer und im Gang sind auf einer Gesamtfläche von ca. 60 m² verziert. Eingeritzt sind besonders deutlich auf der rechten Seite (auf den Steinen 4, 5, 6, 9, 10 und 12) spitznackige Steinbeile ohne Schäftung, Schlangen, konzentrische Halbkreise, Schildformen, Fischgrätenmuster und Dolche. Der hintere linke Tragstein der Kammer hat drei mehr als faustgroße Löcher mit Stegen dazwischen.

[Bearbeiten] Wiederverwendete Menhire

Beispiel Mané Rutual
Beispiel Mané Rutual

Der einzige Deckstein der Kammer barg lange Zeit ein Geheimnis. Den Archäologen C.-T. Le Roux und J. L'Helgouac'h verdanken wir die Kenntnis über eine bedeutende Verknüpfung zwischen der Table des Marchands, Er Vingle und Gavrinis. Ein gewaltsam gestürzter Menhir, der wohl gleichzeitig mit dem Grand Menhir Brisé zu Fall gebracht wurde, aber anders als dieser von flach-rechteckigem Querschnitt war und in drei Teile zerbrach, lieferte (vermutlich Jahrhunderte später) die Deckenplatte für die Anlagen Er Vingle, Table des Marchands und Gavrinis. Den Beleg lieferte außer der Übereinstimmung der Bruchkanten, an denen im Falle der beiden letztgenannten sogar eine Gravierung durchtrennt wurde. Der Menhir erhielt den Namen "Menhir von Locmariaquer". Er stand ursprünglich vermutlich neben dem Grand Menhir Brisé. Das Teilstück, das als Deckstein für Gavrinis bestimmt war, könnte eventuell sogar über das Wasser des Flusses Auray transportiert worden sein. Allerdings lässt sich der alte Lauf des Fluss des Auray nicht mehr rekonstruieren, er kann damals auch um den Standort Gavrinis herum mäandriert haben.

Weitere, jedoch unzerteilte Tafelmenhire von diesem Platz lieferten die Deckenplatten für die Anlagen Mané Rutual und Mané Lud. Dabei ist von besonderem Interesse, dass beim Einbau in die Anlagen stets versucht wurde, die Gravierungen zu verbergen. Das deutet auf einen religiösen Umsturz, dem die gravierten Menhire der älteren Generation zum Opfer vielen. Die flachrechteckigen Querschnitte der Tafelmenhire und die typischen Gravierungen tauchen in der Folgezeit, in der unzählige neue Menhire aufgerichtet wurden, nicht mehr auf.

[Bearbeiten] Tourismus

Gavrinis ist touristisch erschlossen. Im Sommer fahren Boote von Larmor-Baden aus kleine Besuchergruppen auf die Insel.

[Bearbeiten] Literatur

  • J. L'HELGOUAC'H, Les Idoles qu'on abat. Bulletin de la Société Polymatique du Morbihan 110, 1983, 57-68.
  • Charles-Tanguy Le Roux, New excavations at Gavrinis. Antiquity 59, 1985, 183–187.
  • Charles-Tanguy LE ROUx, Gavrinis et les îles du Morbihan. Guides archéologiques de la France (Paris, Ministère de la Culture 1985).
  • Charles-Tanguy LE ROUX, Gavrinis (Paris, J.P. Gisserot 1995).
  • CASSEN, S. et J. L'HELGOUAC'H, 1992. Du Symbole de lacrosse: chronologie, répartition et interprétation. XVIIème colloque interrégional sur le Néolithique: Vannes 1990, actes. Rennes: RAO, supplément 5:223-235.

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 47° 34' 26" N, 2° 53' 52" W

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