Fulda Gap
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fulda Gap (engl. Fulda-Lücke) ist ein Begriff, mit dem die US-Streitkräfte während des Kalten Krieges das Gebiet bei Fulda (Osthessen) nahe der Grenze zur DDR bezeichneten.
Im osthessischem Raum ragte das Gebiet des Ostblocks am weitesten Richtung Westen vor. Unter Präsident Ronald Reagan entwickelte die NATO unter der Bezeichnung General Defense Plan 31001 allgemeine Verteidigungspläne für die Bundesrepublik und Westeuropa für den Fall einer Invasion durch die Streitkräfte des Warschauer Pakts. Als wahrscheinlichster Angriffspunkt der Ostblock-Streitkräfte wurde das Gebiet östlich von Fulda angenommen.
Es wurde davon ausgegangen, dass die Armeen Moskaus im Westen Thüringens – dem sogenannten „Thüringer Balkon“ – aufmarschieren, die Grenze in Richtung Fulda durchbrechen und durch das vergleichsweise flache Gelände und die kurze Strecke zwischen den Mittelgebirgen innerhalb von zwei Tagen bis zum Rhein-Main-Gebiet vorstoßen könnten. Damit wäre die Bundesrepublik von den zahlenmäßig stark überlegenen Truppen des Ostblocks in zwei Hälften geteilt und die Rhein-Main Air Base, der wichtigste Nato-Luftwaffenstützpunkt in Europa, ausgeschaltet worden.
Im Rahmen des General Defense Plan wurden massiv amerikanische Truppenverbände um Fulda konzentriert, um einen solchen Angriff zu bremsen, bis Nachschub einträfe. Zu diesem Zweck wurde sogar der Einsatz taktischer Kernwaffen in Betracht gezogen, im Bereich um Fulda herum wären beispielsweise an die 120 taktische Atomwaffen im Rahmen des sogenannten „Zebra-Pakets“ eingesetzt worden. Außerdem wurden in vielen Straßen – vermehrt innerhalb eines etwa 50 Kilometer breiten Gürtels entlang der Grenze – Sprengschächte angelegt, die nach ihrer Zündung die Truppentransporte der feindlichen Armeen verlangsamt hätten. Diese Verteidigungspläne behielten ihre Gültigkeit bis zum Jahr 1994.
1977 erschien in den USA ein Brettspiel, mit dem die strategischen Überlegungen simuliert werden konnten.