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Franz Hitze – Wikipedia

Franz Hitze

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Franz Hitze (* 16. März 1851 in Hanemicke bei Olpe; † 20. Juli 1921 in Bad Nauheim) war ein deutscher katholischer Theologe und Politiker der Zentrumspartei.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Beruf

Hitze war der zweite Sohn einer Bauernfamilie. Er studierte, nachdem er sein Abitur am Paderborner Gymnasium Theodorianum absolviert hatte, von 1872 bis 1877 Theologie und Philosophie in Würzburg. 1878 wurde er im Bistum Paderborn zum Priester geweiht. Von 1878 bis 1880 betrieb er Studien am Campo Santo Teutonico im Vatikan, Rom. Nach einer Ehrenpromotion zum Dr. theol. wurde er 1893 der erste Professor für christliche Gesellschaftslehre im deutschsprachigen Raum in Münster. Seit 1875 war er Mitglied im wissenschaftlichen katholischen Studentenverein Unitas-Hetania Würzburg.

Hitze gilt als Vater der katholischen Arbeitervereine und Wegbereiter des Caritasverbandes, an dessen Gründung er 1897 beteiligt war. Als Mitbegründer des Volksvereins für das katholische Deutschland (1890) setzte er sich insbesondere für soziale Belange ein, wozu auch die Erwachsenenbildungsarbeit gehörte. Er war Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Sauerlandia Münster im CV und der Katholischen Studentenvereine Askania-Berlin und Suevia-Köln im KV.

[Bearbeiten] Abgeordneter

Hitze war von 1882 bis 1893 sowie 1898 bis 1912 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses.

Von 1884 bis 1918 gehörte er dem Reichstag zunächst für den Wahlkreis Geilenkirchen-Erkelenz und ab 1898 für den Wahlkreis Gladbach an. 1919/20 war er Mitglied der verfassunggebenden Weimarer Nationalversammlung. Anschließend gehörte er bis zu seinem Tode erneut dem Reichstag an.

Hitze galt als einer der einflussreichsten deutschen parlamentarischen Sozialpolitiker und der sozialpädagogische "Altmeister" der katholischen praktisch-sozialen Arbeit. Reichskanzler Joseph Wirth schätzte den von ihm so bezeichneten "edlen Prälaten" unter den "Koryphäen" der Zentrumspartei als den "besten von allen, den bescheidensten, liebenswürdigsten und selbstlosesten" Mann ein. Franz Hitze half mit, die Fundamente des heutigen Sozialversicherungssystems im Bismarckschen Reich zu legen, im Wilhelminischen Deutschland zu verstärken und in der Weimarer Republik weiter auszubauen. Er gilt als Wegbereiter der Reichsversicherungsordnung.

[Bearbeiten] Ehrungen

Franz Hitze erhielt 1893 den Dr. theol. h.c. durch die Theologische Fakultät und 1908 den Dr. phil. h.c. der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie 1897 den Dr. iur. h.c. der Universität Löwen. 1903 ernannt ihn Papst Pius X. zum Päpstlichen Protonotar. Kaiser Wilhelm II. ehrte ihn mit der Verleihung des Adler- und des Kronenordens. Ferner wurde er Ehrenpräses der katholischen Gesellenvereine und Ehrenvorsitzender des Verbandes katholischer Arbeitervereine.

Nach Hitze wurden die Franz-Hitze-Straße in Köln, Dortmund-Hörde, Mönchengladbach und Paderborn, der Franz Hitze Weg in Harsewinkel und die Katholische Akademie Franz-Hitze-Haus des Bistums Münster benannt.

Am 3. Juni 1956 wurde im hessischen Hasselroth, Ortsteil Neuenhaßlau, eine Franz-Hitze-Gedächtsniskirche konsekriert. Sie ist der Jungfrau Maria geweiht und entstand unter Patronanz des katholischen Unitas-Verbandes. An der Kirche ist ein Mosaik mit Hitzes Porträt angebracht. [1]

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

  • Die soziale Frage und die Bestrebungen zu ihrer Lösung, 1876.
  • Die Quintessenz der sozialen Frage. Paderborn 1880.
  • Aufgaben und Organisation katholischer Arbeitervereine, Köln 1886.
  • Schutz dem Arbeiter! Köln 1890.
  • Was jeder bezüglich der Invalidenversicherung wissen muß. Vermehrte und verbesserte Ausg. Berlin 1907.
  • Abriß der Agrarfrage. M.Gladbach 1908.
  • Zur Würdigung der deutschen Arbeiter-Sozialpolitik. Kritik der Bernhardschen Schrift: Unerwünschte Folgen der deutschen Sozialpolitik. M. Gladbach 1913.
  • Die Arbeiter-Sozialpolitik (Sonderdruck aus: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II.). Berlin 1914.
  • Geburtenrückgang und Sozialreform. M. Gladbach 1917.
  • Kapital und Arbeit und die Reorganisation der Gesellschaft. Nachwort zu der gleichnamigen Schrift. In: Deutsche Arbeit. Jg. 6 (1921). S. 41-70.

Herausgeberschaft

  • zusammen mit Wilhelm Hohn, Soziale Kultur. Der Zeitschrift Arbeiterwohl und der Christlich-sozialen Blätter Neue Folge. M.Gladbach 1905 ff.

[Bearbeiten] Literatur über Hitze und sein Werk

  • Hans Freiherr von Berlepsch (Hrsg.): Soziale Arbeit im neuen Deutschland. Festschrift zum 70. Geburtstag Franz Hitzes; Mönchen-Gladbach 1921
  • Karl Gabriel, Hermann-Josef Große Kracht (Hrsg.); Franz Hitze (1851 - 1921), Sozialpolitik und Sozialreform: „Beginnen wir einmal praktisch ...“; Paderborn 2006; ISBN 3506729209
  • Manfred Hermanns: Reichstagsreden von Franz Hitze. In: Olpe in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Heimatvereins für Olpe und Umgebung e.V. 12 (2004). S. 15-56. ISSN 0943-996X.
  • Manfred Hermanns: Sozialethik im Wandel der Zeit. Persönlichkeiten - Forschungen - Wirkungen des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre und des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster 1893-1997. insbes. S. 23-115 und S. 459-465. Paderborn 2006. ISBN 3-506-72989-6.
  • Manfred Hermanns: Reden von Franz Hitze im Preußischen Abgeordnetenhaus. In: Olpe in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Heimatvereins für Olpe und Umgebung e.V. 15 (2007). S. 13-42. ISSN 0943-996X
  • Rudolf Morsey; Franz Hitze (1851 - 1921): Sozialreformer und Sozialpolitiker des Zentrums; Münster 2001; ISBN 393032234X
  • Franz Mueller, Karl-Heinz Brüls, Albrecht Beckel; Wer war Franz Hitze?; Münster 1959
  • Wolfram Pfeiffer; Der Sozialreformer Franz Hitze (1851 - 1921) - eine Skizze seines Engagements in Politik und Kirche, Wissenschaft und Bildung; Münster 1998; ISBN 393032217X
  • August Pieper (Hrsg.): Franz Hitze zum Gedächtnis: Erinnerungsblätter von Freunden; Mönchen-Gladbach 1921.

[Bearbeiten] Einzelnachweis

  1. Gedenkschrift "25 Jahre St. Maria - Hilfe der Christen in Neuenhasslau",1981

[Bearbeiten] Weblinks


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