Erzurum
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Erzurum | ||||
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Basisdaten | ||||
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Staat: | Türkei | |||
Provinz (il): | Erzurum | |||
Koordinaten: | 39° 55′ N, 41° 17′ OKoordinaten: 39° 54′ 35″ N, 41° 16′ 32″ O | |||
Einwohner: | 361.235 (2000) | |||
Telefonvorwahl: | (+90) 442 | |||
Postleitzahl: | 25 000 | |||
Kfz-Kennzeichen: | 25 | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2007) | ||||
Bürgermeister: | Ahmet Küçükler (AKP) | |||
Webpräsenz (Stadtverwaltung): |
Erzurum (armenisch Arzen) ist die größte Stadt Ostanatoliens (Türkei), Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Erzurum und mit circa 361.000 Einwohnern eine der größten Städte der Türkei. Sie liegt circa 190 km östlich von Erzincan und 1300 km östlich von Istanbul auf einem Hochplateau 1950 Meter über dem Meer. Vor dem Genozid im Jahre 1915 machten Armenier einen großen Teil der Bevölkerung der Stadt aus.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte
Der erste Name der Stadt Erzurum war Theodosiopolis – benannt nach dem römischen Kaiser Theodosius II. Die Stadt wurde um 415 n. Chr. gegründet und wurde während des persisch-römischen Kriegs von 421-422 von den Truppen des Sassanidenkönigs Bahram V. belagert. Die Stadt ging 502 für kurze Zeit an die Perser verloren, wurde jedoch wieder zurückerobert. Sie ging im Zuge der arabischen Expansion verloren, wurde gelegentlich wieder von den Byzantinern zurückerobert, bevor Theodosiopolis im 11. Jahrhundert an die Seldschuken fiel.
Die Araber nannten diese Stadt Kalikala, wobei Kali die Frau eines armenischen Königs war. Die Seldschuken nannten sie nach der armenischen Bezeichnung Arzen Erzen. Allerdings gab es schon eine Stadt mit diesem Namen, so dass sie den Namenszusatz Rum hinzufügten. Rum bedeutete, dass diese Stadt auf dem römischen bzw byzantinischen Gebiet lag. Damit wurde aus Erzen Erzen al-Rum. Auf seldschukischen Münzen wurde die Stadt auch Arzen al-Rum genannt.
Theodosiopolis war Sitz eines Bischofs. Aus dem Bistum entstand das Titularbistum Theodosiopolis in Armenia. Es gehörte der Provinz Armenia III an und wird auch als Theodosiapolitanus in Kappadokia bezeichnet. Es ist seit 1964 nicht mehr besetzt worden.
Die Stadt entwickelte sich unter byzantinischer und seldschukischer Herrschaft trotz des rauhen Klimas (acht Monate Winter) und der großen Erdbebengefahr bis zum 15. Jahrhundert zu einer wichtigen Station der Seidenstraße von Persien zum Schwarzen Meer. Danach verlor die Stadt ihre Stellung durch die zunehmende Bedeutung der Handelsschifffahrt. Stadtmauern und Festungen aus dieser Zeit können noch heute besichtigt werden. 1515 wurde die Stadt in das Osmanische Reich eingegliedert.
Die Architektur der Stadt macht in der Gesamtheit einen eher modernen Eindruck, da nach einem Erdbeben 1939 ein großer Teil wieder aufgebaut werden musste. Trotzdem sind noch genug Beispiele der bewegten Vergangenheit von Erzurum vorhanden. So findet man Moscheen, Medresen und Türben, die im 12. und 13. Jahrhundert von den Seldschuken erbaut wurden und etliche Bauwerke der osmanischen Zeit.
Im 19. Jahrhundert wurde Erzurum mehrfach von den Russen besetzt. Nach dem türkischen Unabhängigkeitskampf (bis 1922) fand 1923 in Erzurum der 1. türkische Nationalkongress statt, der eine wichtige Rolle bei der Republikgründung unter Kemal Atatürk spielte.
Auch in den 1980er Jahren wurde Erzurum von weiteren Erdbeben erschüttert, bei denen tausende Tote gezählt wurden.
Heute ist Erzurum Provinzhauptstadt, mit der Atatürk-Universität (Atatürk Üniversitesi) Sitz einer Universität, Gouverneurssitz und ein Zentrum des Tourismus. Besonders für alle Arten des Wintersports bietet Erzurum und das sechs Kilometer entfernte Palandöken beste und sichere Schneequalität sowie viele gute Hotels.
Söhne und Töchter der Stadt
- Adnan Polat (* 1953); Präsident von Galatasaray Istanbul
- Aram Tscharek (1874–1947); armenischer Schriftsteller
- Arif Sağ, türkischer Sänger und Politiker
- Cemal Gürsel (1895–1966); von 1961 bis 1966 türkischer Präsident
- Ghunkianos Karnetsi; armenischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts
- Johannes Avetaranian (1861-1919); christlicher Missionar in Xinjiang
- Lukas Karnetsi (1722–1799); armenischer Schriftsteller
- Metin Kaplan (* 1952); sogenannter „Kalif von Köln“
- Recep Akdağ (* 1960); türkischer Gesundheitsminister
- Resit Karabacak (* 1954); türkischer Ringer
Literatur
- Barbara Frischmuth: Eine Liebe in Erzurum, ISBN 3902005122.