Dobrudschadeutsche
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Die Dobrudschadeutschen waren über 100 Jahre lang eine deutsche Bevölkerungsgruppe innerhalb der Schwarzmeerdeutschen. Deutschstämmige Siedler wanderten um 1840 in die etwa 23.000 km² große Dobrudscha ein und verließen das Gebiet wieder bei einer Umsiedlung 1940. Die Dobrudscha ist eine historische Landschaft am Westufer des Schwarzen Meeres und liegt heute auf dem Staatsgebiet von Rumänien und Bulgarien. Fast alle Dobrudschadeutsche siedelten in dem rumänischen Teil.
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[Bearbeiten] Besiedlung
Die ersten Siedler kamen zwischen 1841–1856 aus dem russischen Zarenreich. Es waren deutsche Bauernfamilien aus den benachbarten Gouvernements Bessarabien und Cherson. Auswanderungsgründe waren wirtschaftliche Rückschläge in den Herkunftsgebieten. 30 Jahre später zogen in diese Region am Schwarzen Meer auch deutsche Auswanderer aus Schwaben. Die Dobrudscha gehörte damals noch zum osmanischen Reich und die Siedler unterwarfen sich dessen Kolonisationsreglement. Somit waren die Dobrudschadeutschen die einzige deutsche Volksgruppe, die osmanische Untertanen waren. Sie trugen zur landwirtschaftlichen Entwicklung auf dem fruchtbaren Steppenboden bei.
[Bearbeiten] Orte
Die Dobrudschadeutschen lebten überwiegend von der Landwirtschaft. Weitere Berufe waren Müller und Wagner, also Handwerksberufe, die gleich an die Landwirtschaft anschlossen. Die Volksgruppe siedelte wegen der Tätigkeit als Landwirte grundsätzlich in Dörfern. In städtischen Bereichen gab es nur Konstanza durch den Vorort "Neue Weingärten" und in Tultscha deutschstämmige Bewohner. Insgesamt stellte die Volksgruppe im Land eine Bevölkerungsminderheit dar.
Das größte katholische Dorf war Karamurat. Atmadscha war ein wichtiges protestantisches Zentrum, das heute über Ciucurova (früher Tschukurowa) zu erreichen ist. Als Ferienort der Siebenbürger Sachsen wurde Büffelbrunnen bekannt, das heute Costineşti heißt und weiterhin als Badeort dient. In Murfatlar wurde Weinbau (siehe: Weinbau in Rumänien) intensiviert, der heute noch fortgeführt wird. Weitere Orte waren Tariverde, Fachria, Cobadin, Palazu Mare, Cogealac und Malkotsch, die heute noch genutzt werden und Colelia, das zur Wüstung wurde.
[Bearbeiten] Umsiedlung
Im Herbst 1940 besetzten bulgarische Truppen die Süd-Dobrudscha. Die meisten der 16.000 Dobrudschadeutschen schlossen sich gemeinsam mit den Bessarabiendeutschen und den Bukowinadeutschen gemäß dem Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag noch 1940 einer Umsiedlung ins Deutsche Reich an. Sie kehrten unter dem Motto Heim ins Reich zurück und lebten vorübergehend in Umsiedlungslagern in Österreich. 1941/42 siedelte man sie besetzten Polen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges flüchteten sie 1944/45 nach Westen und wurden zu Flüchtlingen in den vier alliierten Besatzungszonen in Deutschland.
[Bearbeiten] Heute
Die Dobrudschadeutschen erhielten das Gebäude der alten "Evangelischen Schule" in der "Strada Sarmizegetusa" im Zentrum von Konstanza zurück und bauten es zu einen Zentrum aus. Sie gaben ein rumänisch sprachiges Buch über die Volksgruppe der Dobrudschadeutschen heraus und stellte eine Wanderausstellung über ihre ehemaligen Siedlungsorte zusammen.
Gertrud Knopp-Rüb als Vorsitzende der Landsmannschaft der Dobrudscha- und Bulgariendeutschen gibt die regelmäßig erscheinende Schrift "Dobrudscha Bote" heraus.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Bulgariendeutsche
- Landsmannschaft der Dobrudscha- und Bulgariendeutschen
- Deutschsprachige Minderheiten
[Bearbeiten] Literatur
- Dobrudscha. In: Handwörterbuch für das Grenz- und Auslandsdeutschtum. Band 2, Breslau. S. 278 - 290.
- Petri, Hans: Geschichte der Deutschen Siedlungen in der Dobrudscha. Hundert Jahre deutschen Lebens am Schwarzen Meere, München 1956
- Teutschländer, Willibald: Geschichte der evangelischen Gemeinden in Rumänien, Leipzig 1891, S. 240 f.
- Träger, Paul: Die Deutschen in der Dobrudscha in: Schriften des deutschen Auslandsinstituts zu Stuttgart (Kulturhistorische Reihe Bd. 6), Stuttgart 1922.