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Deutscher Sprachpurismus – Wikipedia

Deutscher Sprachpurismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Unter deutschem Sprachpurismus versteht man Bestrebungen, die deutsche Sprache von Fremd- und Lehnwörtern zu reinigen, indem man sie durch passende deutsche Wörter ersetzt oder neue deutsche Wörter bildet.

Deutsche Sprachpuristen von Zesen, Wolff und Campe
Deutsche Sprachpuristen von Zesen, Wolff und Campe

In Deutschland trifft die Bezeichnung Sprachpurismus laut Peter von Polenz eher für die sprachpflegerischen Bemühungen im 17. und 18. Jahrhundert zu, die nicht nur zwischensprachlich gegen Fremdwörter gerichtet, sondern auch innersprachlich ausgeprägt waren.

Die Bemühungen innerhalb der langen Tradition von Sprachpflegevereinen hatten in der Regel neben der Liebe zur deutschen Muttersprache im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts auch eine mehr oder weniger national ausgeprägte Haltung als Hintergrund.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Barock und Aufklärung

Die erste deutsche Sprachgesellschaft, die Fremdwörtern entgegenwirken wollte, war die Fruchtbringende Gesellschaft, die 1617 gegründet wurde. Es folgten weitere Sprachgesellschaften mit ähnlichen Zielen.

Pointiert zusammengefasst wurde die Thematik von dem Satiriker Johann Michael Moscherosch (1601–1669):

Fast jeder Schneider
will jetzund leider
Der Sprach’ erfahren sein
und redt latein,
Wälsch und französisch,
halb japonesisch,
Wann er ist doll und voll,
der grobe Knoll.
Ihr bösen Teutschen,
man sollt’ euch peitschen,
Daß ihr die Muttersprach so wenig acht.

In der Folge kam es immer wieder zu Eindeutschungen insbesondere lateinischer und französischer Begriffe. Die erfolgreichsten Vorschläge stammen besonders von folgenden Sprachpuristen:

  • dem Schriftsteller Philipp von Zesen (1619–1689), dem die deutsche Sprache Begriffe wie „Abstand“ (für „Distanz“), „Bücherei“ (für „Liberey“), Augenblick (für „Moment“), Leidenschaft (für „Passion“) oder „Entwurf“ (für „Projekt“) verdankt.
  • dem Philosophen Christian Wolff (1679–1754), der durch die Eindeutschung lateinischer Fachbegriffe die Grundlage für den Aufschwung der deutschen Philosophie im 18. Jahrhundert legte („Grundlage“ ist eine Bildung Wolffs für lat. fundamentum).
  • dem Schriftsteller, Pädagogen und Verleger Joachim Heinrich Campe (1746–1818), auf den Wörter wie „Altertum“, „Erdgeschoss“ oder „tatsächlich“ zurückgehen.

Andere Neubildungen dieser Männer konnten sich indes nicht durchsetzen („Meuchelpuffer“ für „Pistole“; „Jungfernzwinger“ für „Kloster“). Ob es sich bei dem berühmten „Gesichtserker“ für „Nase“ je um einen ernstgemeinten Vorschlag oder vielmehr um eine Satire auf den Sprachpurismus gehandelt hat, ist unklar.

In vielen Fällen existieren heute sowohl der ursprüngliche als auch der puristische Begriff parallel weiter (wie das bereits erwähnte Paar „Fundament“/„Grundlage“, wobei es gegebenenfalls Bedeutungsunterschiede, Unterschiede in der regionalen Verbreitung und Nutzung (manche Begriffe gelten als regional oder veraltet) oder andere Unterschiede geben kann.

Kritik erfuhr der Sprachpurismus bereits von Johann Wolfgang von Goethe, der sich dafür aussprach, Fremdwörter nicht zu verpönen, sondern produktiv aufzunehmen:

152. Der Purist.
Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern,
Nun so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht.
(aus den Xenien von Goethe und Friedrich Schiller)

[Bearbeiten] 19. Jahrhundert

1885 wurde der Allgemeine Deutsche Sprachverein gegründet. Zum Abschnitt des „II. Reiches“ schreiben Autoren der Universität Bristol:

„Als wichtigstes Anliegen der sprachpflegerischen Arbeit im behandelten Zeitabschnitt wird durchweg die Bekämpfung des Fremdwortes herausgestellt, die vor allem mit nationalen Motiven begründet wird: Die Überflutung der deutschen Sprache mit fremden Wortgut wird als ‚geistige Sklaverei‘ und als Ursache für die Beeinträchtigung des Nationalgefühls und Volksbewußtseins gewertet…“

[Bearbeiten] Zeit des Nationalsozialismus

Während der NS-Zeit lebte diese Tradition fort, obwohl bei der Führung (Führererlass vom 19. November 1940) Bedenken bestanden, ein zu starker Purismus könnte zur Rückständigkeit führen.

Im deutschsprachigen Raum denken manche Menschen bei dem Wort Sprachpurismus mitunter an die Sprachpolitik der Nationalsozialisten. Dabei hatte Adolf Hitler in einem Erlass vom 19. November 1940 „die künstliche Ersetzung längst ins Deutsche eingebürgerter Fremdworte“ ausdrücklich missbilligt.[1] In „Mein Kampf“[2] schreibt Hitler:

Wenn irgend etwas unvölkisch ist, dann ist es eben dieses Herumwerfen mit besonders altgermanischen Ausdrücken, die weder in die heutige Zeit passen noch etwas Bestimmtes vorstellen, sondern leicht dazu führen können, die Bedeutung einer Bewegung im äußeren Sprachschatz derselben zu sehen. Das ist ein wahrer Unfug, den man aber heute unzählige Male beobachten kann.

Victor Klemperer beschreibt in seinem Buch „LTI – Notizbuch eines Philologen“ überdies, dass im Dritten Reich gerade Fremdwörter als Mittel der Verschleierung verwendet wurden:

„Ein schön gelehrtes Signum, wie ja das „Dritte Reich“ von Zeit zu Zeit den volltönenden Fremdausdruck liebte: Garant klingt bedeutsamer als Bürge und diffamieren imposanter als schlechtmachen. (Vielleicht versteht es auch nicht jeder, und auf den wirkt es dann erst recht.)“

[Bearbeiten] Gegenwart

In der Gegenwart fühlt sich kaum jemand einem Sprachpurismus verpflichtet. Diese Bezeichnung ist heute ein Anachronismus. Die Bemühungen um fremdwortarmes Deutsch werden eher der Sprachkritik und Sprachpflege zugerechnet, der sich mehrere Sprachvereine widmen.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Erlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, in: Deutsche Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Amtsblatt 6 (1940), S. 534.
  2. Adolf Hitler, Mein Kampf, Band 1, S. 395 (München: Zentralverlag der NSDAP, 1936)

[Bearbeiten] Literatur

  • Andreas Gardt: Zur Bewertung der Fremdwörter im Deutschen (vom 16. bis 20. Jahrhundert). In: Deutsch als Fremdsprache, 3/2001, S. 133-142.
  • Hans-Martin Gauger: Die Hilflosigkeit der Sprachwissenschaft. In: Christian Meier (Hg.): Sprache in Not? Zur Lage des heutigen Deutsch. Göttingen: Wallstein 1999, S. 85-101.
  • Alan Kirkness: Das Phänomen des Purismus in der Geschichte des Deutschen. In: Werner Besch & Anne Betten & Oskar Reichmann & Stefan Sonderegger (Hg.). Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung (HSK). Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage. Vol. 2.1. Berlin: de Gruyter 1998, S. 407-416.
  • Alan Kirkness: Fremdwort und Fremdwortpurismus: Lehren aus der Sprachgeschichte für den Deutschunterricht. In: Sprache und Literatur in Wissenschaft und Unterricht 51/1983, S. 14-29.
  • Alan Kirkness: Zur Sprachreinigung im Deutschen 1789-1871. Eine historische Dokumentation. Zwei Bände. Tübingen: Narr 1975.
  • Claudia Law: Das sprachliche Ringen um die nationale und kulturelle Identität Deutschlands. Puristische Reaktionen im 17. Jahrhundert und Ende des 20. Jahrhunderts. In: Muttersprache 1/2002, S. 67-83.
  • Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte. Band 3. Berlin: de Gruyter, 1999.
  • Peter von Polenz: Sprachpurismus und Nationalsozialismus. Die ‚Fremdwort‘-Frage gestern und heute. In: Benno von Wiese & Rudolf Henß (Hg.). Nationalismus in Germanistik und Dichtung. Dokumentation des Germanistentages in München vom 17.-22. Oktober 1966. Berlin: Erich Schmidt 1967, S. 79-112.

[Bearbeiten] Weblinks


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