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Deutsche Christen – Wikipedia

Deutsche Christen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kirchenratswahlen am 23. Juli 1933: Wahlpropaganda vor einer Berliner Kirche
Kirchenratswahlen am 23. Juli 1933: Wahlpropaganda vor einer Berliner Kirche

Die Deutschen Christen (DC) waren eine rassistische, antisemitische und am Führerprinzip orientierte Strömung im deutschen Protestantismus, die diesen von 1932 bis 1945 an die Ideologie des Nationalsozialismus angleichen wollte.

Sie wurden 1932 gegründet und gewannen seit Juni 1933 die Leitung einiger Landeskirchen in der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK). Mit ihrer Gleichschaltungspolitik und dem Versuch, durch die Übernahme des Arierparagraphen in die Kirchenverfassung Christen jüdischer Herkunft auszuschließen, lösten sie den Kirchenkampf mit anderen evangelischen Christen aus. Diese gründeten daraufhin 1934 die Bekennende Kirche, die die Deutschen Christen als Häretiker betrachtete und aus der Kirchengemeinschaft ausschloss.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorläufer

Die Vorläufer der DC-Ideologie waren verschiedene protestantische Gruppen im Kaiserreich, die völkisches, nationalistisches und rassistisches Gedankengut in das herkömmliche konfessionelle Christentum einbrachten, um dieses im Sinne einer „arteigenen“ Volksreligion zu reformieren. Sie fanden ihr Vorbild etwa in dem Berliner Hofprediger Adolf Stoecker, der Arbeiterschaft und christliches Kleinbürgertum in den 1880er Jahren gegen angeblich jüdische „Überfremdung“ zu positionieren versuchte und dazu auch parteipolitisch tätig wurde.

Arthur Bonus propagierte 1896 eine „Germanisierung des Christentums“. Max Bewer behauptete in Der deutsche Christus 1907, Jesus stamme von deutschen Söldnern im römischen Heer in Galiläa ab und seine Verkündigung sei von „deutschem Blut“ beeinflusst. Er folgerte daraus, die Deutschen seien die besten Christen unter den Völkern, die nur durch das materialistische Judentum an der Entfaltung ihrer Geisteskräfte gehindert seien. Julius Bode dagegen sah die Christianisierung der Germanen als Aufzwingen einer „undeutschen“ Verstandesreligion, die dem germanischen Fühlen wesensfremd geblieben sei und von der es sich befreien müsse.[1]

1917, zum 400-jährigen Jubiläum der Reformation, gaben der Flensburger Pastor Friedrich Andersen, der Schriftsteller Adolf Bartels und Hans Paul Freiherr von Wolzogen 95 Thesen heraus, die ein „Deutschchristentum auf evangelischer Grundlage“ begründen sollten. Darin hieß es:

„Die neuere Rassenforschung endlich hat uns die Augen geöffnet für die verderblichen Wirkungen der Blutsmischung zwischen germanischen und nichtgermanischen Volksangehörigen und mahnt uns, mit allen Kräften dahin zu streben, unser Volkstum möglichst rein und in sich geschlossen zu halten. Religion ist die innerste Kraft und feinste Blüte im geistigen Leben eines Volkes, kann aber nur in völkischer Ausprägung kulturkräftig wirken … Eine innigere Verbindung zwischen Deutschtum und Christentum ist nur zu erreichen, wenn dieses aus der unnatürlichen Verbindung gelöst wird, in der es nach bloßem Herkommen mit der jüdischen Religion steht.“

Der „zornige Gewittergott“ Jehova sei ein anderer als der „Vater“ und „Geist“, den Christus verkündet und die Germanen geahnt hätten. Kindliches Gottvertrauen und selbstlose Liebe sei das Wesen der germanischen „Volksseele“ im Kontrast zu jüdischer „knechtischer Furcht vor Gott“ und „materialistischer Sittlichkeit“. Kirche sei keine „Anstalt zur Verbreitung des Judentums“: Darum sollten Religions- und Konfirmandenunterricht keine Stoffe des Alten Testaments wie die Zehn Gebote mehr lehren, und auch das Neue Testament sei von jüdischen Einflüssen zu „reinigen“, damit man den Kindern Jesus als Vorbild für „Opfermut“ und „männliches Heldentum“ darstellen könne.

1921 schrieb Andersen Der deutsche Heiland, in dem er den Gegensatz zum Judentum auf eine apokalyptische Entscheidung zuspitzte:

„Wer wird siegen, der sechseckige Stern Judas oder das Kreuz? – Die Frage ist vorläufig noch nicht auszumachen. Der Jude geht jedenfalls zielbewusst seinen Weg … Niederwerfung seines tödlich verhassten Gegners. Wenn die Christenheit Karfreitag feiert, sollte sie sich jedenfalls nicht in Träume wiegen; … sonst könnte noch einmal ein viel schrecklicheres Golgatha kommen, wo das Judentum der ganzen Welt am Grabe des zu Boden getretenen Christentums seine Jubelgesänge zu Ehren des menschenmordenden, völkerausrottenden Jahu singt.“

Gegen die „Verseuchung mit jüdischen Ideen“ vornehmlich aus dem Alten Testament sollten sich Kirche und Deutschtum „gegenseitig nützen und stützen“. Dann würde das Christentum seinen Ursprungscharakter als „Volks- und Kampfesreligion“ zurückgewinnen und sei dann tauglich, dass „der große Ausbeuter der Menschheit, der böse Feind unseres Volkes endlich unschädlich gemacht werde.“

Dazu wurde im selben Jahr in Berlin der protestantisch geprägte und völkisch orientierte Bund für deutsche Kirche gegründet. Andersen, Pastor Ernst Bublitz und Studienrat Kurd Joachim Niedlich gaben zweimal monatlich die Zeitschrift Die Deutschkirche heraus, die mit 12.000 Stück Auflage die Ideen des Bundes propagierte. Jesus solle als „tragisch-nordische Gestalt“ gegen die „Zweckreligion“ gestellt, das Alte Testament durch die „Deutsche Mythe“ ersetzt werden. Jede biblische Geschichte sei „nach deutschem Empfinden zu messen, damit das semitische Empfinden aus dem deutschen Christentum entweicht wie der Beelzebub vor dem Kreuz.“

Daneben entstanden weitere derartige Gruppen wie der Bund für deutsche Kirche. Sie vereinten sich 1925 mit zehn völkischen, germanophilen und antisemitischen Verbänden zur deutschchristlichen Arbeitsgemeinschaft. Die Geistchristliche Religionsgesellschaft, die Artur Dinter 1927 in Nürnberg gründete, sah ihr Wirkungsfeld mehr innerhalb der Kirchen. Sie strebte deren „Entjudung“ und Bildung einer konfessionslosen „Volkskirche“ an.

Die beabsichtigte Abschaffung des Alten Testaments fand teilweise heftigen Widerspruch auch bei deutschnationalen Christen, die der rassistische Angriff auf die eigenen Glaubensgrundlagen von außen wie innen abstieß. Der Theologe Johannes Schneider, der als Mitglied der DNVP den politischen Zielen der NSDAP ansonsten recht nahe stand, schrieb 1925:

„Wer das Alte Testament preisgibt, wird bald auch das Neue verlieren.“

1927 reagierte der Evangelische Kirchenbund auf die zunehmende Radikalisierung der deutschchristlichen Gruppen mit einem Kirchentag in Königsberg, wo das Verhältnis des Christentums zu „Vaterland“, „Nation“, „Volkstum“, „Blut“, „Rasse“ geklärt werden sollte. Viele dortige Referenten versuchten, sich vom Rassismus abzugrenzen, zeigten aber nur, wie weit dieser schon in ihr Denken eingedrungen war. Paul Althaus z.B. erklärte:

Volkstum ist eine geistige Wirklichkeit … niemals freilich wird ein Volkstum ohne die Voraussetzung z.B. der Blutseinheit. Ist aber das Volkstum einmal gezeugt, so kann es als geistige Wirklichkeit … auch fremdes Blut sich an[zu]eignen. Wie groß immer die Bedeutung des Blutes in der Geistesgeschichte sein mag, das Herrschende ist doch, wenn einmal zum Volkstum geboren, der Geist und nicht das Blut.“

Auf dieser Basis ließ sich das Sendungsbewusstsein der radikaleren Deutschchristen kaum bremsen. 1928 sammelten sie sich in Thüringen, um die Thüringer Kirchenbewegung Deutsche Christen zu gründen. Diese suchte den Kontakt zur NSDAP. Ihr Mitteilungsblatt trug den Namen Briefe an Deutsche Christen.

Alfred Rosenbergs Buch Der Mythus des 20. Jahrhunderts fand in diesen Kreisen großen Widerhall und gab ihnen neuen Aufschwung. Seine Polemik gegen alles „Undeutsche“ und „Artfremde“ im Christentum richtete sich gegen dessen Glaubensgrundlagen und seine konfessionellen Organisationen zugleich. Marxistischer und katholischer Internationalismus wurden als zwei Facetten desselben jüdischen Geistes angegriffen. Eine erneuerte Nationalreligion wurde als Vollendung der Reformation ausgegeben.

Die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung war ebenfalls ein Versuch, eine Nationalreligion zu gründen, allerdings außerhalb der Kirche und gegen die Kirchen gerichtet. Sie wurde Ende Juli 1933 in Eisenach gegründet und vereinte sechs überwiegend nordisch-völkisch orientierte Gemeinschaften. Weitere fünf Gruppen waren durch Einzelmitglieder vertreten. Jakob Wilhelm Hauer wurde zum „Führer und Bevollmächtigten“ akklamiert. Zu Mitgliedern des Führerrats gehörten unter anderem der Philosoph Ernst Bergmann (1881–1945), der Rassenideologe Hans F. K. Günther, der Schriftsteller Ernst Graf zu Reventlow, der Historiker Herman Wirth sowie Ludwig Fahrenkrog und Lothar Stengel-von Rutkowski.[2]

[Bearbeiten] Gründung und Programm

1932 gründete der Berliner Pfarrer Joachim Hossenfelder die Glaubensbewegung Deutsche Christen als innerevangelische Kirchenpartei für das ganze Reich. In ihren „Richtlinien“ hieß es:

„Wir sehen in Rasse, Volkstum und Nation uns von Gott geschenkte und anvertraute Lebensordnungen. […] Daher ist der Rassenvermischung entgegenzutreten. […] In der Judenmission sehen wir eine schwere Gefahr für unser Volkstum. Sie ist das Eingangstor fremden Blutes in unseren Volkskörper.“

Zu ihrem im Sommer 1932 veröffentlichten Programm gehörte ferner

  • die Auflösung der von Synoden regierten 29 Landeskirchen, die in ihrem Bekenntnis frei waren, und Schaffung einer nach dem Führerprinzip strukturierten „Reichskirche“
  • der Ausschluss der Judenchristen
  • die „Entjudung“ der kirchlichen Botschaft durch Abkehr vom Alten Testament, Reduktion und Umdeutung des Neuen Testaments
  • die „Reinhaltung der germanischen Rasse“ durch „Schutz vor Untüchtigen“ und „Minderwertígen“
  • die Vernichtung des „volksfeindlichen Marxismus“.

Reichskirche oder Kirchenbund war nicht nur eine Frage der Organisation. 1918 hatten die evangelischen Landeskirchen mit ihrem jeweiligen Landesherrn ihren summus episcopus (obersten Bischof) verloren; die Weimarer Verfassung sah die Trennung von Kirche und Staat vor. Seit 1919 lag die Kirchengewalt nicht mehr beim Staat, sondern war auf die Kirchen zurückgefallen. Die evangelischen Kirchen hatten sich eigene Verfassungen gegeben, die parlamentarisch-demokratische Elemente enthielten. Im Gegensatz zur einheitlich geführten katholischen Kirche hatten die evangelischen Kirchen unterschiedliche Bekenntnisse. Das war einer der Gründe, warum die Landeskirchen sich bis 1933 nur zu einem lockeren Kirchenbund zusammengeschlossen hatten. Die Deutschen Christen hatten zwar vor, den Parlamentarismus in der Kirche zugunsten des Führerprinzips abzuschaffen. Aber welchem Bekenntnis eine Reichskirche und ihre Führung folgen sollte, ließen sie unbeantwortet.

Nationalismus, Demokratiefeindschaft, Antikommunismus und Rassismus unterschieden die Deutschen Christen nicht wesentlich von anderen kirchlichen Gruppen, die eine Synthese oder Angleichung von Volkstum und Christentum anstrebten. Viele Mitglieder der DC waren in dieser Richtung volksmissionarisch tätig. Sie gaben Gesangbücher, eigene Schriften zur katechetischen Unterweisung heraus und entwarfen eigene Gottesdienstformen.

Am 9. September 1932 erkannte der Berliner Oberkirchenrat die Deutschen Christen mitsamt ihrem Programm als Kirchenpartei offiziell an. Bei den folgenden Kirchenwahlen am 13. November 1932 traten sie erstmals mit eigenen Listen an und erreichten durchschnittlich ein Drittel aller Sitze in den Presbyterien der Preußischen Landeskirche. Sie waren dort nicht die einzige rechtsgerichtete Gruppe, sondern standen vor allem mit der deutschnationalen Liste der Rechtsgruppen und der Gruppe Positives Christentum, die sich an Punkt 24 des Parteiprogramms der NSDAP anlehnte, im Konkurrenzkampf. In anderen Landeskirchen gelang es ihnen jedoch damals noch nicht, wesentliche Erfolge zu erzielen.

[Bearbeiten] Aufstieg

Der Werdegang der Deutschen Christen begann 1917 mit der Veröffentlichung von 95 Leitsätzen zu einem „Deutschchristentum auf rein evangelischer Grundlage“, die den Grundriss deutschchristlicher Frömmigkeit bilden sollten. Auf Grundlage dieser Leitsätze wurde 1921 der „Bund für deutsche Kirche“ und 1922 das Sonntagsblatt „die Deutschkirche“ gegründet, die beide als wichtige Quellen für rassistisch-kirchliche Gruppierungen während der Weimarer Zeit galten und zum ersten Mal völkische Gedanken in die evangelische Kirche hineinbrachten. Auf Grundlage dessen gründete sich 1925 die „erste deutschchristliche Arbeitsgemeinschaft“, die sämtliche völkische Verbände umfasste und sich stark den Grundzügen der NSDAP annäherte. Diese Arbeitsgemeinschaft wurde erst während des Zweiten Weltkriegs aufgelöst. Weiter herrschte in der „Geistchristichen Religionsgemeinschaft“ (1927–1937) eine ausgeprägte germanische Rassenlehre; seit 1934 bezeichnete sie sich als „deutsche Volkskirche“. Zur gleichen Zeit gründeten die Pfarrer Siegfried Leffler und Julius Leutheuser die „Thüringer Kirchenbewegung Deutsche Christen“, die eine nationalsozialistische und antimarxistische Kampfgemeinschaft, bestehend aus Pfarrern und Lehrern, darstellte und ab 1931/32 durch „Briefe an deutsche Christen“ öffentlich hervortrat. 1932 gründete Pfarrer Joachim Hossenfelder zudem die „Glaubensbewegung deutsche Christen“, die einen organisatorischen Überbau für alle kleinen Gruppierungen darstellen sollte.

Kurz vor Hitlers Amtsübernahme im Januar 1933 trat diese DC-Gruppe in die Leitung der Thüringer Landeskirche ein und benannten sich in „Kirchenbewegung deutsche Christen“ um. Ihr Programm wurde von radikalen, völkisch-nationalsozialistischen Gedanken bestimmt. Nach dem Sportpalastskandal im Herbst 1933 breitete sich diese Gruppierung über Thüringen hinaus aus und gründete 1939 in Eisenach das „Institut zur Erforschung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“. Später trug sie eine Mitverantwortung für den Holocaust.

Im Januar 1933 wurde Hitler als Reichskanzler ernannt. Viele Protestanten sahen in ihm zu dieser Zeit eine Art „Erlösung“, die von Gott gesandt wurde und eine „neue Zeit bringen sollte“. Auslöser für diese Gedanken war, dass die DC während der Weimarer Republik in der evangelischen Kirche einen Verlust der Volksnähe empfanden und eine enge Bindung an die Partei anstrebten. Sie veranstalteten Fest- und Dankesgottesdienste und hängten in Kirchen Hakenkreuzflaggen als „Symbol der deutschen Hoffnung“ auf. 1933 zählte diese Glaubensbewegung fast eine Millionen Mitglieder, und die Pfarrerschaft hing fast zu einem Drittel den DC an. Zusammen wollten sie eine evangelische Deutsche Reichskirche gründen, wurden aber zunächst von Hitler enttäuscht, der die Gleichschaltung der Kirchen nicht unterstützen, die Rechte der beiden Konfessionen nicht antasten und ihre Stellung im Staat nicht verändern wollte. Hitler ernannte Ludwig Müller zum Sonderbeauftragten für Kirchenfragen, und die DC ewählte ihn zu ihrem „Schirmherrn“ und Kandidaten für das Reichsbischofsamt. Eine jungreformatorische Bewegung wollte den DC jedoch in diesem Amt zuvorkommen und nominierte Pastor Friedrich von Bodelschwingh als Repräsentanten der DEK mit dem Ziel: „Kirche muss Kirche bleiben“. Im Mai 1933 wurde Bodelschwingh zum Reichsbischof gewählt, trat jedoch auf Grund des enormen Drucks, der auf ihm lastete, nach 26 Tagen zurück.

Hitler setzte zur selben Zeit eine neue Verfassung der DEK in Kraft, die das „Führerprinzip mit einem lutherischen Reichsbischhof“ festsetzte. Diese wurde in 28 Landeskirchen anerkannt, Hossenfelder nannte die DC in „die SA Jesu“ um, und Hitler ergriff kurz vor den Wahlen öffentlich Partei für die DC, so dass sie in nahezu allen Gremien die Mehrheit gewinnen konnten. Ludwig Müller wurde in den neu angesetzten Kirchenwahlen einstimmig zum neuen Reichsbischof gewählt, wodurch der Einfluss und die Wirkungsmöglichkeiten der DC enorm anstiegen. Nach der Amtsübernahme wurden in einzelnen Landeskirchen Arierparagraphen für Geistliche und Beamte eingeführt.

[Bearbeiten] Niedergang

Die Dynamik der DC und ihr erheblicher Rückhalt unter Pfarrern und Gemeinden kam trotz des Rückenwinds durch Hitlers Unterstützung und ihre Wahlsiege im Herbst 1933 überraschend und schlagartig zum Stillstand. Auslöser dafür war eine Massenkundgebung im Berliner Sportpalast am 13. November 1933. Dabei sprach der Gauleiter der DC, Dr. Reinhold Krause, in seiner Rede die Ziele seiner Gruppe deutlich aus:

„Unsere Religion ist die Ehre der Nation im Sinne eines kämpfenden, heldischen Christentums.“

Die „Seele des deutschen Volkes“ gehöre „restlos dem neuen Staat“. Dessen Totalitätsanspruch könne folgerichtig auch vor der Kirche „nicht halt machen“. Der Nationalsozialismus wolle diese „aus seinem Geist erneuern und neu gestalten“. Vereinigung aller Religionen und Konfessionen in einer „völkischen Nationalkirche“ sei das Gebot der Stunde. Dazu bedürfe es umgehend einer „Befreiung von allem Undeutschen in Gottesdienst und im Bekenntnismäßigen, Befreiung vom Alten Testament mit seiner jüdischen Lohnmoral, von diesen Viehhändler- und Zuhältergeschichten.“ Zudem sei notwendig, „daß alle offenbar entstellten und abergläubischen Berichte des Neuen Testaments entfernt werden und daß ein grundsätzlicher Verzicht auf die ganze Sündenbock- und Minderwertigkeitstheologie des Rabbiners Paulus ausgesprochen wird … Hierbei gehört auch, daß unsere Kirche keine Menschen judenblütiger Art mehr in ihren Reihen aufnehmen darf.“ Für Judenchristen seien abgesonderte Gemeinden einzurichten.

Diese Forderungen waren zwar zuvor offizielle Programmpunkte der DC gewesen, vielen Pfarrern und Gemeindegliedern bis dahin aber trotz des zurückliegenden Wahlkampfs nicht voll bewusst geworden. Sie drückten die zuvor außerhalb und parallel, nun auch innerhalb der DC zur Macht drängende Strömung des Neuheidentums aus, die faktisch eine Auflösung und Ersetzung des bekenntnisgebundenen Christentums durch eine „deutsch-germanische“ Nationalreligion anstrebte. Aufgrund der Bejahung des „positiven Christentums“ im Parteiprogramm der NSDAP war diese Strömung zuvor nicht in den Vordergrund getreten. Sie hatte aber ebenfalls seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten enorm an Zulauf gewonnen. Ihre Vertreter sahen in den DC die Chance, ihre antijüdische und antichristliche „deutsch-germanische Weltanschauung“ mit ihren endzeitlich geprägten Ideologien von „Blut und Boden“, Führerkult und Rassenlehre in breiten protestantischen Bevölkerungskreisen zu verankern.

Vielen Kirchengemeinden und Mitgliedern der DC, denen eher eine „christliche“ Nationalreligion vorgeschwebt hatte, gingen diese Konsequenzen nun zu weit und sie traten zu Tausenden wieder aus. Fast alle Teilorganisationen der evangelischen Kirche distanzierten sich danach von den DC. Reichsbischof Ludwig Müller, der zwei Monate zuvor einstimmig gewählt worden war, sein Amt und die kirchliche Einheit nicht gefährdet sehen wollte, enthob Krause aller kirchlichen Ämter und legte selbst die „Schirmherrschaft“ über die DC nieder.

[Bearbeiten] Nachfolgeorganisationen

Nach der Sportpalastrede zerbrach die Einheit der „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ an Flügelkämpfen. Als reichsweite Nachfolgeorganisation mit volksmissionarischer Ausrichtung bildete sich die „Reichsbewegung Deutsche Christen“, die sich 1938 in „Lutherdeutsche“ umbenannte.

Die Kräfte, die eine überkonfessionelle Nationalkirche anstrebten, sammelten sich in der „Kirchenbewegung Deutsche Christen“. Diese versuchten ab 1936 erfolglos, Mitgliedzahl und innerkirchlichen Eínfluss über einen relativ gemäßigten „Bund für deutsches Christentum“ zu vergrößern. 1937 schlossen sich die meisten dieser Gruppen zur „Nationalkirchlichen Bewegung Deutsche Christen“ zusammen. Kirchenminister Hanns Kerrl gewährte diesem Bündnis zeitweise Unterstützung, ohne jedoch seinen kirchlichen Wirkungsgrad zu verstärken. [3]

Hossenfelder, der aufgrund der Spaltungen von seinem Posten als Reichsleiter der DC hatte zurücktreten müssen, gründete später die „Kampf- und Glaubensbewegung DC“. Reinhold Krause formierte eine „Glaubensbewegung Deutsche Volkskirche“. 1934 gab es 32 verschiedene „Glaubensbewegungen“.

Hitler hatte diese Entwicklung befürchtet und in seinem Buch Mein Kampf vor den „sogenannten religiösen Reformatoren auf altgermanischer Grundlage“ gewarnt:

„Führt doch ihre ganze Tätigkeit das Volk vom gemeinsamen Kampf gegen den gemeinsamen Feind, den Juden, weg, um es statt dessen seine Kräfte in ebenso unsinnigen wie unseligen inneren Religionsstreitigkeiten verzehren zu lassen.“

So beriefen sich auch Bekennende Christen und Jungreformatoren häufig auf Hitler und betonten ihre Staatstreue, um im Kampf gegen die DC und Neuheidengruppen Punkte zu sammeln.

[Bearbeiten] Vorstöße zur „Entjudung“ der Bibel

Einige Landeskirchen blieben bis 1945 von Deutschen Christen geführt. 1939 wurde mit Zustimmung von drei Vierteln der deutschen evangelischen Landeskirchen das Eisenacher „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ gegründet. Die Leitung hatte Walter Grundmann. Eine seiner Hauptaufgaben war die Zusammenstellung eines „Volkstestaments“ im Sinne des von Alfred Rosenberg geforderten „Fünften Evangeliums“, das den Mythos des „arischen Jesus“ verkünden sollte. Die dichterische Wortfassung stammte – dies wurde erst 1994 bekannt – von der bekannten Balladendichterin und Inhaberin des Eugen-Diederichs-Verlages, Lulu von Strauß und Torney. Trotz der breiten kirchlichen Unterstützung fand die erste Ausgabe nicht den erhofften Anklang.

Auch viele Bekenntnischristen befürworteten ein solches Vorgehen in der Hoffnung, dass dadurch die Kirchenaustrittsbewegung der Jahre von 1937 bis 1940 gebremst werden könnte.

[Bearbeiten] Nachwirkungen

Nach 1945 bildeten die verbliebenen DC-Strömungen kleinere Gemeinschaften und Zirkel in Distanz zur neu gegründeten EKD. Auf die Geschichtsschreibung des Kirchenkampfes suchten der DC nahestehende Personen in einer sog. Kirchengeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft Einfluss zu nehmen. Für die Theologie und Politik blieben sie jedoch fortan bedeutungslos.

Andere ehemalige Mitglieder der DC riefen nach 1945 mit der Freien Christlichen Volkskirche und der Volkskirchenbewegung Freie Christen zahlenmäßig unbedeutende, eigenständige Religionsgemeinschaften ins Leben.

[Bearbeiten] Einzelbelege

  1. Rainer Lächele: Germanisierung des Christentums – Heroisierung Christi, in: Stefanie von Schnurbein, Justus H. Ulbricht (Hrsg.): Völkische Religion und Krisen der Moderne. Entwürfe „arteigener“ Glaubenssysteme seit der Jahrhundertwende, Königshausen und Neumann GmbH, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-2160-6, S. 165–183
  2. Ulrich Nanko: Die Deutsche Glaubensbewegung. Eine historische und soziologische Untersuchung; Marburg: diagonal-Verlag, 1993
  3. Wolfgang Benz, Hermann Graml u.a. (Hrsg.): Art. Deutsche Christen, Enzyklopädie des Nationalsozialismus; S. 420

[Bearbeiten] Siehe auch

Kirchen und Religionsgemeinschaften im Nationalsozialismus

[Bearbeiten] Literatur

  • Friedrich Baumgärtel: Wider die Kirchenkampflegenden; Freimund Verlag 19762 (19591), ISBN 3-86540-076-0
  • Doris L. Bergen: Twisted Cross. The German Christian Movement in the Third Reich; Chapel Hill 1996
  • Otto Diem: Der Kirchenkampf. Evangelische Kirche und Nationalsozialismus; Hamburg 19702
  • Heiner Faulenbach: Artikel Deutsche Christen; in: RGG4, 1999
  • Rainer Lächele: Ein Volk, ein Reich, ein Glaube. Die „Deutschen Christen“ in Württemberg 1925–1960; Stuttgart 1994
  • Kurt Meier: Die Deutschen Christen; Halle 1964 [Standardwerk]
  • Kurt Meier: Kreuz und Hakenkreuz. Die evangelische Kirche im Dritten Reich; München 20012
  • Klaus Scholder: Die Kirchen und das Dritte Reich
    • Band 1: Vorgeschichte und Zeit der Illusionen, 1918–1934; Berlin 1977
    • Band 2: Das Jahr der Ernüchterung 1934; Berlin 1985
  • Günther van Norden u.a. (Hrsg.): Wir verwerfen die falsche Lehre. Arbeits- und Lesebuch zur Barmer Theologischen Erklärung
  • Marikje Smid: Deutscher Protestantismus und Judentum 1932–33; München: Christian Kaiser, 1990; ISBN 3-459-01808-9
  • Hans Prolingheuer: Kleine politische Kirchengeschichte. 50 Jahre evangelischer Kirchenkampf; Köln: Pahl-Rugenstein, 1984; ISBN 3-7609-0870-5
  • Joachim Beckmann (Hrsg.): Kirchliches Jahrbuch für die evangelische Kirche in Deutschland 1933–1945. Darin: Evangelische Kirche im Dritten Reich, Gütersloh 1948
  • Julius Sammetreuther: Die falsche Lehre der Deutschen Christen; Bekennende Kirche Heft 15; München 19343
  • Leonore Siegele-Wenschkewitz (Hrsg.): Christlicher Antijudaismus und Antisemitismus. Theologische und kirchliche Programme Deutscher Christen; Arnoldshainer Texte Band 85; Frankfurt/M.: Haag + Herchen Verlag, 1994; ISBN 3-86137-187-1
daraus (S. 201–234) Birgit Jerke: Wie wurde das Neue Testament zu einem sogenannten Volkstestament „entjudet“? Aus der Arbeit des Eisenacher „Instituts zur Erforschung und Beseitung des jüdischen Einflusses auf das deutsch kirchliche Leben“
  • Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte; Tübingen: Mohr, 198116; ISBN 3-16-141871-9; S. 521–528

[Bearbeiten] Weblinks

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