Bolide (Leuchterscheinung)
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Ein Bolide oder Feuerball ist ein Meteor, der sich ausschließlich durch seine größere scheinbare Helligkeit von einer Sternschnuppe abhebt. Ein Bolide ist heller als die mittlere scheinbare Helligkeit des Planeten Venus (-4mag). Alle Meteore, die leuchtschwächer sind als -4mag, bezeichnet man als Sternschnuppen. Boliden sind also die hellsten Vertreter der Meteore. Sie entstehen, wenn ein Meteoroid, ein Planetoid oder ein Komet in die Erdatmosphäre eindringt.
Einige Definitionen ordnen den Boliden als ein Meteor-Ereignis ein, das für einen kurzen Moment heller als die scheinbare Helligkeit des Vollmonds (ca. -12 mag) ist. Die Einordnung von Feuerkugeln und Sternschnuppen bleibt dabei gleich.
Zur besseren Abgrenzung der unterschiedlichen Ereignisse wird in diesem Artikel die letztere Einordnung verwendet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Ereignis
Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Boliden Material bis auf den Erdboden fällt, ist bei einem Boliden höher als bei einem Feuerkugelereignis. Ein sogenannter Meteoritenfall ist aber nicht zwingend notwendig. Letztlich entscheiden hier die Anfangsbedingungen wie Eintrittsgeschwindigkeit, Anfangsmasse, Material und Eintrittswinkel.
[Bearbeiten] Helligkeitsentwicklung
Wenn ein Meteor sehr hell wurde, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass der Eindringling recht groß war. Lediglich die Ablation des eindringenden Materials pro Zeiteinheit bestimmen die Helligkeit des Meteors. Wird plötzlich sehr viel Material pro Sekunde vom Meteoroid abgetragen, wird der Meteor zwar bedeutend heller, aber der Eindringling verliert nun auch viel schneller Masse. Genau aus diesem Grund kommt es oft vor, dass Meteoroide aus weichem Material (z.B. kometare Objekte) in sehr kurzer Zeit (etwa 2s) in einem spektakulären Boliden aufgehen und andere harte Materialien (z.B. steinige Objekte) in einer viel längeren Flugphase (etwa 6s) in Form einer Feuerkugel verbraucht werden, obwohl beide Eindringlinge die gleichen Anfangsbedingungen hatten. Je weniger Ablation das eindringende Geschoss zeigt, umso höher ist also seine Überlebenschance.
[Bearbeiten] Fragmentierung
Objekte mit großer Anfangsmasse werden allerdings sehr tief in die Erdatmosphäre (z.B. 30km) eindringen. Da der Luftruck in Richtung Erdoberfläche dabei stark zunimmt, wird damit auch die Einwirkung auf das Geschoss immer mehr vergrößert. Der Meteoroid wird im Gegensatz dazu aber Stück für Stück immer kleiner und somit schwächer. Es kommt zu einer Situation, wo die Kräfte der Atmosphäre für das eindringende Material zu groß werden. Ein Gewaltbruch wird unvermeidbar und der Körper fragmentiert. Es kommt dabei zu einem Helligkeitsausbruch und ein normaler Meteor bzw. eine Feuerkugel kann dabei zum Boliden werden. Es sieht so aus wie eine Explosion, es ist aber keine, denn lediglich das vorhandene Plasma oder komprimierte Gase können in diesem Moment expandieren.
Mit der Fragmentation und der plötzlich vergrößerten Oberfläche kommt es natürlich auch zu einer viel größeren Ablationsrate, welche ja die Lichtproduktion bestimmt und somit jenen Lichtausbruch erst entstehen lässt. Dabei fließen die hochkomprimierten Gase (bzw. Plasma) nun auch zwischen den neu entstanden Fragmenten ab und erfahren dabei viel weniger Widerstand als noch kurz zuvor, wo jenes Objekt noch im Ganzen dahin raste. Das komprimierte Gas kann sich schlagartig weiter ausdehnen und treibt die entstandenen Meteoritenstücke auseinander. Wenn diese Fragmente den weiteren Sturzflug überleben, dann kommt es zu einem Meteoritenschauer.
[Bearbeiten] Meteoritenfall
Der Meteoritenfall beginnt also stets mit einer spektakulären Lichterscheinung. Das kann ein Feuerkugel- oder ein Bolidenereignis sein, wo zwingend kurze Zeit später eine sehr starke Detonation folgen muss, die durch jene Überschallbewegungen der Meteorite erzeugt wird. Je nach Abstand des Beobachters zum Ereignis selber kann der Donner rasch folgen und sehr laut und mächtig erscheinen oder eben ein paar Minuten später als dumpfes Donnergrollen am Beobachtungsort ankommen.
[Bearbeiten] Bekannte Ereignisse
Name/Ort | Datum | Meteoritenfall | Magnitude |
---|---|---|---|
Peekskill-Meteor | 9. Oktober 1992 | Peekskill | -12,8 mag[1] |
„Meteor von Bayern“ (Neuschwanstein) | 6. April 2002 | Neuschwanstein | -17 mag |
Tagesbolide von León | 4. Januar 2004 | Villalbeto de la Pena | -18 mag[2] |
Lugo-Bolide | 19. Januar 1993 | -23 mag[3] |
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
- Alfred Wegener: Das detonierende Meteor vom 3. April 1916 in Kurhessen, Herausgeber: N.G.Elwert Verlag Marburg 2001. ISBN 3-7708-1160-7
- Dieter Heinlein: Die Feuerkugel vom 6. April 2002 und der sensationelle Meteoritenfall "Neuschwanstein", 1. Auflage, Herausgeber: Dieter Heinlein. Augsburg, 2004
- Joachim Herrmann: Wörterbuch zur Astronomie, Herausgeber: dtv (Auflage 1996) ISBN 3-423-03362-2