Biofakt
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Der Begriff Biofakt besteht aus einer Verbindung der Wörter Bios (griech.: Leben) und Artefakt.
Der Begriff wurde 2001 von der Philosophin und Biologin Nicole C. Karafyllis erstmals in die philosophische Diskussion eingeführt, um zu verdeutlichen, dass auch Lebewesen durch Methoden der Biotechniken, wie Gentechnik oder Klonen in hohem Maße künstlich sein können. Er setzt sich mit dem Forschungsfeld der technoscience auseinander, in dem eine Verschmelzung der Grenzen von Wissen und technischem Machen postuliert wird.
Künstlichkeit erreichen Lebewesen deshalb auch auf der theoretischen Ebene, wenn sie als Organismus in den Zusammenhang wissenschaftlicher Rekonstruktion von Entwicklungen gestellt werden (z.B. in der Archäologie, in der Evolutionstheorie).
Artefakte sind künstliche, vom Menschen erschaffene Objekte, die nicht in der Natur vorgefunden wurden und im Gegensatz zum Biofakt tot sind. Die konstruierten Objekte fielen als Technik bislang in den Bereich der Gegenstände, während die Lebewesen zum Bereich der Natur gehörten. Biofakte markieren einen ontologischen Zwischenbereich. Biofakte sind demgemäß biotische Artefakte, d.h. sie sind lebend und zeigen ihren Charakter als Hybride.
Die erste nachgewiesene Nennung des Begriffs Biofakt findet sich laut Nicole C. Karafyllis bei dem Wiener Tierpräparator und Protozoologen Bruno M. Klein, in seinem Artikel "Biofakt und Artefakt", abgedruckt 1943/44 in der Mikroskopierzeitschrift Mikrokosmos. Klein unterscheidet darin tote Strukturen noch lebender Organismen, wie z.B. Kieselschalen der Kieselalgen, von Präparationsartefakten und Relikten von Organismen nach deren Tod.
[Bearbeiten] Literatur
Nicole C. Karafyllis (Hrsg.): Biofakte - Versuch über den Menschen zwischen Artefakt und Lebewesen. mentis Verlag, Paderborn 2003
Nicole C. Karafyllis: Biofakte - Grundlagen, Probleme, Perspektiven (Hauptartikel + Kritiken). In Erwägen Wissen Ethik Vol. 17. Heft 4 (2006), 547-558.
Nicole C. Karafyllis: Growth of Biofacts: the real thing or metaphor?. In: R. Heil, A. Kaminski, M. Stippack, A. Unger and M. Ziegler (Ed.): Tensions and Convergences. Technological and Aesthetic (Trans)Formations of Society. Bielefeld 2007. 141-152.
Nicole C. Karafyllis: Endogenous Design of Biofacts. Tissues and Networks in Bio Art and Life Science. In: sk-interfaces. Exploding borders - creating membranes in art, technology and society. Ed. by Jens Hauser. Liverpool: University of Liverpool Press 2008, 42-58.
[Bearbeiten] Weiterführende Literatur
Heiko Stoff: Alraune, Biofakt, Cyborg. Ein körpergeschichtliches ABC des 20. und 21. Jahrhunderts. In Körper als Maß? Biomedizinische Eingriffe und ihre Auswirkungen auf Körper- und Identitätsverständnisse. Hg. von Simone Ehm und Silke Schicktanz. Stuttgart 2006. S. 35-50.
Dieter Birnbacher: Natürlichkeit. Berlin/New York 2006.
Christoph Hubig: Die Kunst des Möglichen I. Bielefeld 2006.
Hans Poser: Herausforderung Technik. Frankfurt am Main u.a. 2008.