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Bergenfahrer – Wikipedia

Bergenfahrer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Schütting der deutschen Kaufleute auf Bryggen
Schütting der deutschen Kaufleute auf Bryggen

Mit Bergenfahrer wurden vom Mittelalter bis zur Neuzeit hanseatische Kaufleute und Schiffer bezeichnet, die vornehmlich im Norwegenhandel mit der Stadt Bergen und dem dortigen Kontor Bryggen tätig waren. Sie waren als Kaufleute in ihren Herkunftsstädten in den dort örtlich bestehenden Korporationen der Bergenfahrer zusammengeschlossen, durch die sie dort ihre wirtschaftlichen, politischen und sozialen Interessen wahrnahmen. Korporationen der Bergenfahrer bestanden in den Wendischen Städten der Hanse an der Ostsee, also in insbesondere in Lübeck und Stralsund, aber auch in der konkurrierenden Schwesterstadt Bremen an der Nordsee. In Bergen selbst unterstanden sie alle dem Kontor als selbstständiger juristischer Person, lateinisch communis mercator hanse Theutonicae Bergis existens oder mittelniederdeutsch der Der gemene kopmann to Bergen genannt. Das Kontor führte im Gegensatz zur Hanse selbst ein eigenes Siegel, das einen bekrönten Stockfisch zeigt, später halbiert verbunden mit dem halben Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches, um den kaiserlichen deutschen Kaufmann heraus zu stellen. Dieser bekrönte Stockfisch ist auch Bestandteil der Wappen und Zeichen der Bergenfahrer der einzelnen Städte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lübecker Bergenfahrer

Terrakotta-Reliefplatte mit dem Wappen der Bergenfahrer von Statius von Düren
Terrakotta-Reliefplatte mit dem Wappen der Bergenfahrer von Statius von Düren

Die Korporation der Lübecker Bergenfahrer bestand vom 14. Jahrhundert bis zum Jahr 1853, als die Kaufleutekorporationen insgesamt in der Kaufmannschaft zu Lübeck zusammengefasst wurden. Der genaue Beginn der Lübecker Handelsaktivitäten ist nicht bestimmbar, jedoch findet sich aufgrund von vorhergegangen Auseinandersetzungen mit König Haakon eine erste Quelle in dem im Jahr 1250 mit Lübeck abgeschlossenen Frieden, der den Hansekaufleuten wichtige Privilegien zusichert. Aber erst eine Handelsblockade der Hanse im Jahr 1284 setzt die erlangten Privilegien auch gegen den Widerstand norwegischer Kaufleute durch. Die auf diesen Handelsprivilegien aufbauende Handelspolitik der Städte unter Führung Lübecks steht fortan gegen die Interessen der norwegischen Wirtschaft. Die norwegische Krone versucht diesen Interessengegensatz immer wieder auszugleichen. Durch die Pest ab 1350 bricht die Versorgung Norwegens durch den Verlust der für die Ernten erforderlichen Arbeitskräfte zusammen.[1] Dadurch wurde die Position der wendischen Städte auf Bryggen gefestigt, die als Exporteure das Getreide von der südlichen Ostseeküste aus Holstein, Mecklenburg und Pommern nach Norwegen brachten und so von außen die Versorgung des Landes sicherten.

In Lübeck wurden die Bergenfahrer als Zusammenschluss von Kaufleuten mit Handelsinteressen dort 1380 erstmals erwähnt. Sie entstanden als Abspaltung aus der seit 1363 nachgewiesenen Korporation der Schonenfahrer.[2] Innerhalb der Korporation der Bergenfahrer organisierten die ihr angehörenden Kaufleute untereinander den Ablauf des Warenaustausches mit dem Kontor vor Ort. Dem Einfluss dieser Gruppe ist es sicherlich zuzuschreiben, das Lübeck das Kontor in Bergen besonders im 15. Jahrhundert maßgeblich kontrollierte; sie war zu dieser Zeit etwa 200 Mitglieder stark. Im 16. und 17. Jahrhundert minderte sich diese Vormachtstellung und das Kontor kam zunehmend unter die Kontrolle der Bremer Bergenfahrer.

Die ratsfähigen Bergenfahrer standen unter den Korporationen der Kaufleute in Lübeck nicht im höchsten Ansehen und konnten sich in ihrer sozialen Bedeutung und politischen Machtentfaltung mit der an erster Stelle stehenden Zirkelgesellschaft nicht messen. Dementsprechend stellten sie aus ihren Reihen wesentlich weniger Ratsherren und nur zwei Lübecker Bürgermeister, dafür aber als ausgewiesene Praktiker der Navigation in den Gewässern der Ostsee in kriegerischen Auseinandersetzungen gemeinsam mit den Mitgliedern der Korporation der Schonenfahrer proportional den höchsten Anteil der Lübecker Flottenführer. Im Schrifttum wird einhellig die Auffassung vertreten, das ihre große Bedeutung für das Lübecker Patriarchat in ihrer hohen sozialen Durchlässigkeit lag und viele Hansekaufleute zunächst über die Bergenfahrer Aufnahme in den Kaufmannsstand fanden, von wo sie bis in die Reihen der Zirkelgesellschaft aufsteigen konnten.[3] Andererseits bestimmten auch die Bergenfahrer gemeinsam mit den anderen bürgerlichen Korporationen bis zur Verfassungsreform von 1848 die Zusammensetzung des Senats und der Bürgerschaft.

Die Insignien der Bergenfahrer findet man als Wappen heute noch an den Beischlagwangen des Gestühls der Schiffergesellschaft oder in den Lübecker Museen, aber auch im Siegel der Kaufmannschaft, deren Siegel als Körperschaft alle Siegel der in ihr aufgegangenen Korporationen vereint. Die mittelalterlichen Vikarienregister weisen mit zahlreichen Eintragungen auf die reiche Stiftungstätigkeit dieser Kompagnie. Der Lübecker Dom besaß ursprünglich ein Bergenfahrer-Gestühl, in der Jakobikirche hängt ein von den Bergenfahrern gestiftetes Erinnerungsgemälde an den Untergang des Kapitäns und Bergenfahrers Thomas Köster am 31. Oktober 1508 vor Marstrand. Kleinere Reste von Details des Bergenfahrer-Gestühls aus der Marienkirche finden sich heute im St.-Annen-Museum. Auch Tafeln des Älteren Retabels der Bergenfahrer von einem Lübecker Schüler des Conrad von Soest[4] sowie der Altar des Bergenfahrers Hans Rese[5] und sechzehn Sandsteinskulpturen eines Zyklus von Aposteln und Heiligen von 1420 aus der Bergenfahrerkapelle der Marienkirche.[6] Die Bergenfahrerkapelle zwischen den beiden Türmen vor dem Westportal wurde beim Luftangriff auf Lübeck im Jahr 1942 zerstört. Den Zerstörungen fielen der Bergenfahrer-Stuhl von 1518 mit dem geschnitzten Heiligen Olav als Schutzpatron der Kompagnie an den Wangen des Gestühls und das Retabel des Olavs-Altars der Bergenfahrer mit Gemälden Hans Kemmers von 1524 anheim. Erhalten blieb jedoch in der Briefkapelle das Bergenfahrer-Bild zum Gedenken an den Schiffbruch des Hans Ben im Jahr 1489.[7]

Ebenfalls in das St.-Annen-Museum gelangte die Skulptur des Heiligen Olav[8] aus Eichenholz, gefertigt 1472 von Johannes Stenrat, aus dem ehemaligen Kompagniehaus Lobben[9] der Bergenfahrer in der Breiten Straße. Der Lobben fiel 1889 einer gründerzeitlichen Neubaumaßnahme zum Opfer.[10]

In den Jahren 1548 bis 1766 hatten die Lübecker Bergenfahrer das Patronat über die dem Kontor gehörende Marienkirche in Bergen, so dass die Pastoren dieser Kirche während dieses Zeitraums in Lübeck ausgewählt und verpflichtet wurden.

Das Archiv der Lübecker Bergenfahrer befindet sich heute im Archiv der Hansestadt Lübeck.

[Bearbeiten] Stralsunder Bergenfahrer

Der Bergenfahreraltar in der Stralsunder Nikolaikirche.
Der Bergenfahreraltar in der Stralsunder Nikolaikirche.

In der Nikolaikirche in Stralsund wird heute noch ein Bergenfahrer-Altar gezeigt, der der Korporation der dortigen Bergenfahrer zugeschrieben wird.

[Bearbeiten] Die Bergenfahrer-Gesellschaft in Bremen

Die Bremer Bergenfahrergesellschaft erstarkte mit dem Niedergang der Bergenfahrt der Wendischen Hansestädte unter Führung Lübecks. Beginnend um die Mitte des 16. Jahrhunderts stieg Bremen im Bergener Kontor zur neuen Führungsmacht auf und blieb es bis zum Ende dieses Hansekontors. Die Bergenfahrer hatten ab 1550 eine eigene Ordnung, die 1564 und 1632 an die sich ändernden Verhältnisse angepasst wurde. Im Wesentlichen wurde danach durch Frachtherren die Fracht verteilt. Die Bergenfahrer bestanden als Organisation bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts und verfügten während dieser Zeit auch über ein eigenes Bergenfahrer-Zimmer im Bremer Rathaus.[11]

[Bearbeiten] Rostocker Bergenfahrer

In Rostock wurde der Handel mit Norwegen von der wohl vornehmsten Kompagnie der Stadt dominiert, der der Wiekfahrer, die sich in unter den Wendischen Städten in spezieller Weise und fast ausschließlich auf die hanseatischen Faktoreien in Oslo und Tønsberg konzentrierten. Daneben bestand unter den weiteren fünf Rostocker Kompanien der Kaufleute auch eine der Bergenfahrer.[12]

[Bearbeiten] Die Bergenfahrer in Wismar

Fast identisch mit der Situation in Lübeck nutzten die Bergenfahrer in Wismar ebenfalls die Turmkapelle „ihrer“ Marienkirche als Kapelle, die sich mit dem stehen gebliebenen Turm der Ratskirche als Baukörper erhalten hat.[13]

[Bearbeiten] Literatur

  • Anna Elisabeth Albrecht: Steinskulptur in Lübeck um 1400: Stiftung und Herkunft. Reimer: Berlin 1997. ISBN 3-496-01172-6
  • Uwe Albrecht, Jörg Rosenfeld und Christiane Saumweber: Corpus der Mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein, Band I: Hansestadt Lübeck, St. Annen-Museum. Kiel: Ludwig, 2005. ISBN 3933598753
  • Mike Burkhardt: Das Hansekontor in Bergen im Spätmittelalter - Organisation und Struktur In: HGbll 124 (2006), S.21-70
  • Richard Carstensen, BERGEN - Entwicklungsbild einer norwegischen Hafenstadt, besonders im Hinblick auf Bergens Beziehungen zur Hanse, in: Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Lübeck, Heft 53, Lübeck 1973;
  • Philippe Dollinger: Die Hanse, ISBN 3-520-37102-2
  • Gerhard Fouquet: Geschichtsbilder in einer Reichs- und Hansestadt - Christian von Geren und seine Chronik der Lübecker Bergenfahrer (ca. 1425-1486). In: Das Gedächtnis der Hansestadt Lübeck: Festschrift für Antjekathrin Graßmann zum 65. Geburtstag. In Verbindung mit dem Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde und dem Hansischen Geschichtsverein hrsg. von Rolf Hammel-Kiesow und Michael Hundt. Lübeck: Schmidt-Römhild, 2005. ISBN 3-7950-5555-5 S. 113ff
  • Volker Henn, Arnved Nedkvitne (Hrsg.): Norwegen und die Hanse. Frankfurt am Main 1994
  • Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Das Hansische Kontor zu Bergen und die Lübecker Bergenfahrer. Lübeck 2005

[Bearbeiten] Quellen

  • Die Chronik Christians von Geren (1350-1486) in: Die Lübecker Bergenfahrer und ihre Chronistik, Friedrich Bruns (Hrsg.), Berlin 1900, S. 348-381.
  1. Zu den Auswirkungen des Schwarzen Todes in Norwegen: siehe Hauptartikel Pestepidemien in Norwegen. Der Getreideanbau wurde Anfang des 15. Jahrhunderts zusätzlich durch die Kleine Eiszeit erschwert.
  2. Vgl. Schonische Messe
  3. Eine Auswertung der mittelalterlichen Testamente der Bergenfahrer ergab, das über 78 % der Bergenfahrer beim testieren angab, das Vermögen selbst erarbeitet zu haben. Vgl. Dollinger, S. 214
  4. Älteres Bergenfahrerretabel auf dem Museumsserver Schleswig-Holstein
  5. Rese-Altar
  6. Dem Meister der Darsow-Madonna zugeschrieben
  7. Der Text der beiden Spruchbänder des Gemäldes lautet: Anno Domini MCCCCLXXXIX des Fridags vor alle gaden Hilgen do bleff Schipper Hans Ben up de Bergenreise vor denn Berksunde mit XXXIII Mann de Got al gne dich si. Pater Noster ver alle Cristen Seelen - und - Och guden Gesellen holdet nicht to Licht er gi to scepe gat gat jo to der Bicht et was so kort ene Tüt dat wy vnser Lebendes wvrden qvid en Pater Noster vor alle Cristen Seelen
  8. Stenrat: Heiliger Olav auf dem Museumsserver Schleswig-Holstein, Beschreibung bei Albrecht: Corpus der Holzskulptur S. 215 ff
  9. norwegisch(?), nach dem (Stock-)Fisch im Wappen
  10. Carstensen, S. 128 ff.
  11. Ruth Prange: Die bremische Kaufmannschaft des 16. und 17. Jhs. in sozialgeschichtlicher Betrachtung VStAB Bd. 31, 1963, S.34-36
  12. Wilhelm Stieda: Das Schonenfahrergelag in Rostock. HGB. 1890/91 S. 134
  13. Albrecht: Steinskulptur in Lübeck um 1420 S. 36 (Fn 164) mit Hinweis auf die Dissertation von Grewolls: Kapellen der norddeutschen Kirchen, Kiel 1996, dort S. 193

[Bearbeiten] Weblinks

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