Bautastein
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Ein Bautastein (auch oft Wegstein genannt) ist ein schlanker, außerhalb Dänemarks oft hoher unbeschrifteter Stein, der in einigen Gebieten Skandinaviens und den angrenzenden Regionen aufgestellt wurde. Bautasteine werden allgemein in die Zeit vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. datiert, sollen aber auch bereits auf spätbronzezeitlichen Grabhügeln vorgekommen sein. Primär werden aufgerichtete Steine ohne Schalen oder Runeninschrift Bautastein genannt.
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[Bearbeiten] Etymologie
Das Wort wird von einigen Forschern aus dem altnordischen *bautuðr = Phallus hergeleitet. Andere leiten es von bautaðar, dem Genitiv von bautaðr „Stoßer“, „Schäger“ (= gewaltiger Kriegsmann) ab. Nach der ersten Lesart symbolisierte er anfänglich die Fruchtbarkeit, später wurde er zum Gedächtnisstein für einen Verstorbenen. Tatsächlich sind einige phallisch zugearbeitete Steine gefunden worden, z. B. der von Steinkjer in Norwegen.
[Bearbeiten] Verbreitung
Bautasteine sind in Schweden (insbesondere auf Gotland und Öland), in Finnland (besonders auf den Åland und in Laitila), in Dänemark (besonders Bornholm), in England und Polen zu finden. Sie kommen überall vor, wohin Normannen und Wikinger gelangten. Sie können die Mitte einer Grabanlage markieren. Steine dieser Art werden in Polen zum Teil den frühen Goten zugeordnet. Oft findet man sie auch auf der Südseite von Brandgräbern. Die Steine sind in Skandinavien sowohl einzeln als auch in Gruppen zu finden. Die größte Konzentration erhaltener Bautasteine steht bei Højstrup am Tømmerby Fjord (75 von einst 125 Steinen) in Nordjütland, im Gryet, einen Wald bei Neksø (50) und in Louisenlund. Die beiden letzten Standorte liegen auf Bornholm. Auf dieser Insel sollen einst über 1.000 gestanden haben.
[Bearbeiten] Aussehen
In Dänemark wurden Findlinge (selten höher als 2 m) und ansonsten Steine verwendet die u. U. aus dem Fels gebrochen wurden. Letztere sind unbearbeitet und daher mehr oder weniger unregelmäßig in der Form, manche haben einen ungefähr dreieckigem, quadratischen oder rechteckigen Querschnitt. Ihre Höhe variiert zwischen 30 cm und 7,2 m. Die Nähnadel Mariens und der Trollpila (Trollpfeiler) von Bolsøya mit 5,1 m sind die höchsten. Die Dicke ist variabel, zumeist aber umso geringer, je höher der Stein ist, so dass einige als Nadeln bezeichnet werden. Bekannt sein dürfte die „Nähnadel Mariens“ an der Olavskirche in Avaldsnes auf Karmøy (Norwegen). Häufig ist beinahe die Hälfte im Boden eingegraben oder das obere Ende zugespitzt. Auf Gotland wurden bevorzugt Kalksteinplatten aufgestellt, die heute (wegen Beschädigung oder Verwitterung) noch nur unwesentlich aus dem Boden ragen.
[Bearbeiten] Abgrenzung
Bautasteine tragen weder Inschriften noch Bilder. Später, teilweise noch vor der Wikingerzeit, sind Erinnerungstexte, meist in Runenschrift, festzustellen. Solche Steine heißen jedoch Runensteine (z. B. Helland in Sola (Norwegen): „Skard errichtete diesen Stein für Bjalv, seinen Sohn, einen vortrefflichen Mann“. Auf diese Erinnerungsfunktion weist auch die Hávamál hin:
- sjaldan bautarsteinar
- standa brautu nær,
- nema reisi niðr at nið.
- Selten stehen Bautasteine
- nahe dem Weg
- wenn nicht ein Verwandter sie errichtet nach dem Verwandten.
Damit dürften die Steine ihre Funktion geändert haben. Sie verloren an Bedeutung, und der nüchterne Text lässt darauf schließen, dass sie auch keine (in unserem Sinn) religiöse Bedeutung mehr hatten. Man geht davon aus, dass die Änderung auf christliche Einflüsse zurückgeht, wo bereits Grabsteine mit Inschrift üblich waren.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Bautasteine bei Østermarie Louisenlund auf Bornholm
- Bautasteine auf Bornholm