Areopag
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Der Areopag, auch Areiopag(os) (von griechisch Ἄρειος πάγος Áreios págos „Areshügel“) ist ein nordwestlich der Akropolis gelegener, 115 Meter hoher Felsen mitten in Athen. In der Antike tagte hier der oberste Rat, der gleichfalls „Areopag“ genannt wurde. Der Rat war die älteste Körperschaft der Stadt; seine Geschichte reicht bis in die mythische Frühzeit Athens zurück.
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[Bearbeiten] Mythologie
Nach der Mythologie wurde der Areopag gegründet, als Ares den Halirrhothios getötet hatte: Letzterer hatte sich an Alkippe vergangen, der Tochter des Ares und der Aglauros. Ares wurde nun von Poseidon, dem Vater des Halirrhothios angeklagt. Da es aber keine Zeugen gab und Alkippe wie Ares gleichlautende Aussagen machten, wurde er in dieser ersten Verhandlung eines Tötungsdeliktes freigesprochen.
Später vertrat Apollon die Sache des Orest vor diesem Gerichtshof, da dieser auf Geheiß des Gottes seine Mutter Klytämnestra getötet hatte, um damit den Mord an seinem Vater Agamemnon zu rächen. Ankläger waren hier die Erinnyen und der Geist der Klytämnestra, Vorsitz führte Athene. Als es bei der Urteilsfindung zu einem Stimmengleichstand kam, entschied die Vaterstochter Athene für Orest, da der Mord an einem Vater das schlimmere Verbrechen als der an einer Mutter sei – eine Gesetzesauslegung, der sich die Erinnyen nicht anschließen konnten. Orest wurde zwar freigesprochen, sie verfolgten ihn aber weiter, bis er auf Anraten Apollons aus dem Land der Taurer ein heiliges Bildnis der Göttin Artemis nach Griechenland brachte.
[Bearbeiten] Gerichtsort
Der Areopag setzte sich zunächst aus Anführern des Hochadels zusammen und ab der Zeit Solons im 6. Jahrhundert v. Chr. aus ehemaligen Archonten (Vertretern der obersten Beamtenschaft). Er führte die Staatsaufsicht über Athen. Diese stark durch die aristotelische Vorstellung von der Verfassungsentwicklung der Griechen geprägte Vorstellung gerät jedoch zunehmend unter Kritik, weil sich bisher weder in den Inschriften der drakonischen Gesetze noch in anderen archaischen Quellen ein Verweis auf einen "Zweiten" oder Adelsrat finden ließen.
Neben sakralen Aufgaben war der Areopag mit Verwaltungs- und Regierungspflichten betraut; in erster Linie oblag ihm jedoch die Blutgerichtsbarkeit. Seine Urteile waren unwiderruflich, daher kam ihm eine bedeutende Macht in der attischen Verfassung zu. Infolge der Reformen Solons, der dem Rat die Bule gegenüberstellte, sowie des Ephialtes, der im Jahr 462 v. Chr. die Aufgaben des Areopags weitgehend auf den sakralen und verwandtschaftlichen Bereich wie die Blutgerichtsbarkeit beschränkte, sowie während der Herrschaft des Perikles wurde der Einfluss des Rates mehr und mehr beschnitten. Es muss deshalb unterschieden werden zwischen den Kompetenzen des Areopags vor Solon, nach Solon und nach Ephialtes. Die Aufgaben des Areopag übernahmen die Boulé, die Heliaía und die Ekklesia. Ebenso muss man unterscheiden zwischen dem formellen Einfluss, der dem Areopag zunehmend entzogen wurde und dem informellen Einfluss, den er wegen der großen politischen Erfahrung der in ihm versammelten Personen hatte. So konnte in Krisenzeiten der Areopag eine beachtliche Kompetenzfülle an sich ziehen.
[Bearbeiten] Paulus
Der Apostel Paulus wurde bei einem Athen-Besuch von den Athenern auf den Areopag geführt (Apostelgeschichte 17,19 ff), damit er über Jesus von Nazaret erzählen konnte. Dort knüpfte er an einen Altar "für den unbekannten Gott" an (Apostelgeschichte 17,23), um die Christusoffenbarung als das Ziel der in allen Religionen wirksamen Gottsuche darzustellen. Er kritisierte die anthropomorphen Gottesvorstellungen der Athener, wie sie in den zahlreichen Götterstatuen zum Ausdruck kam. Er verkündete, dass Gott nicht in aus Menschenhand gebauten Tempeln wohne und sich nicht von Menschen bedienen ließe, sondern dass dieser allen das Leben, den Atem und alles gebe und keinem fern sei. Gott sei darüber hinaus auch kein Gebilde aus Menschenhand, sondern die Menschen seien von seiner Art und durch ihn geschaffen. Paulus rief zur Umkehr auf und verkündete die Auferstehung des Gottessohnes von den Toten, der die Welt erlöst habe und richten werde.
Als die Athener von der Auferstehung der Toten hörten, spottete ein Teil von ihnen, andere wollten jedoch später mehr von ihm darüber hören. Einige Menschen ließen sich zum Christentum bekehren, unter ihnen auch der Areopagit Dionysius von Korinth und eine Frau namens Damaris (Apostelgeschichte 17,34). Anschließend verließ Paulus Athen in Richtung Korinth.
[Bearbeiten] Heute
Heute ist der Areopag das oberste Zivil- und Strafgericht Griechenlands. Dieses tritt jedoch nicht mehr auf dem Areopag-Hügel zusammen.
[Bearbeiten] Quellen
- Michael Grant und John Hazel: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten. dtv, ISBN 3-423-32508-9
- Robert von Ranke-Graves: Griechische Mythologie – Quellen und Deutung. rororo, ISBN 3-499-55404-6
- Hermann Bengtson: Griechische Geschichte. C.H.BECK, 2002 (9. Auflage), ISBN 3-406-02503-X
[Bearbeiten] Siehe auch
Koordinaten: 37° 58' 20" n. Br., 23° 43' 25" ö. L.