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Analytische Philosophie – Wikipedia

Analytische Philosophie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Sammelbezeichnung „Analytische Philosophie“ wird für jene philosophischen Ansätze und Strömungen im 20. Jahrhundert verwendet, die zumeist mit Hilfe von idealen Sprachen (formale Logiken) bzw. durch Analyse der gebräuchlichen Alltagssprachen das Verhältnis von sprachlicher und außersprachlicher Wirklichkeit zu reflektieren und zu klären versuchen. Das Hauptanliegen dieser seit dem Ende des 2. Weltkriegs besonders in England, den USA und Skandinavien populär gewordenen philosophischen Richtung und Methodik besteht darin, philosophische Probleme möglichst eindeutig und präzise zu formulieren und anschließend durch logische, begriffliche oder umgangssprachliche Analyse einer Lösung zuzuführen bzw. nachzuweisen, dass es sich dabei in Wahrheit um philosophische „Scheinprobleme“ handelt oder lediglich sprachliche Missverständnisse vorliegen. Einige Hauptvertreter insbesondere der frühen analytischen Philosophie lehnten alle metaphysischen Fragestellungen als sinnlos ab. Historisch greift dieser Strang der frühen analytischen Philosophie die ursprünglich in England beheimatete, philosophische Tradition des Empirismus mit seinen Hauptvertretern John Locke, George Berkeley und David Hume auf, die der sinnlichen Wahrnehmung eine zentrale bzw. ausschließliche Rolle in Erkenntnisprozessen einräumen. Vor allem die Arbeiten von Gottlob Frege (1848–1925) und der „Tractatus logico-philosophicus“ von 1921, das frühe Hauptwerk Ludwig Wittgensteins (1889–1951), gehören zu den unmittelbaren Gründungstexten der analytischen Philosophie. Ihre weitere Ausarbeitung wurde während der ersten Phase vornehmlich durch die britischen Philosophen Bertrand Russell (1872–1970) und George Edward Moore (1873–1958) sowie von den Philosophen des „Wiener Kreises“ geleistet.

Innerhalb der klassischen analytischen Philosophie können zwei Traditionslinien unterschieden werden: Die eine verläuft von Frege und Russell über den frühen Wittgenstein und dem Wiener Kreis zu Willard Van Orman Quine (1908 - 2000). Hier wurde „Begriff“ im Sinne von Idee verstanden: und mit der „Analyse“ von Begriffen war deren Zerlegung in ihre Bestandteile gemeint. D.h. die jeweils zu analysierenden Begriffe sollten auf grundlegendere Begriffe zurückgeführt und ihre Bedeutung dadurch expliziert werden. Die andere Traditionslinie verläuft von Moore über den späten Wittgenstein und die Philosophie der normalen Sprache zu Peter Frederick Strawson (1919 - 2006). Hier wurde „Begriff“ im Sinne von sprachlicher Ausdruck aufgefasst. Die „Analyse“ von Begriffen sollte in einer genauen Beschreibung ihres alltäglichen Gebrauchs in konkreten Kontexten bestehen. Auch das sollte dazu dienen, deren Bedeutung zu klären.

Die methodischen Vorgaben und inhaltlichen Beschränkungen beider Traditionslinien werden durch Vertreter der analytischen Philosophie selbst bereits seit den 1950er Jahren z.B. durch Arbeiten von Quine, Saul Kripke (*1940) und Paul Grice (1913 - 1988) kritisiert und vereinzelt sogar als gescheitert betrachtet.[1]

Infolge dieser teils sehr kritischen Auseinandersetzung mit den Methodiken und wissenschaftlichen Idealen zahlreicher früher Hauptvertreter der eigenen Disziplin kam es zu einer vor allem thematischen Öffnung gegenüber inzwischen sämtlichen philosophischen Disziplinen und Fragestellungen. Heute forschen zahlreiche Philosophen z.B. über phänomenologische und sogar metaphysische Problemzusammenhänge, die sich selbst immer noch als in der Tradition der analytischen Philosophie stehend verstehen und sich als „analytische“ Philosophen bezeichnen. Gegenwärtig werden praktisch alle verfügbaren theoretische Optionen von dem einen oder anderen analytischen Autor verfolgt. So werden transzendentalphilosophische, transzendentalpragmatische und idealistische Positionen ebenso wie naturalistische und empiristische Theorien ausgearbeitet und debattiert.

Eine gewisse methodische Kontinuität ist bei folgenden Aspekten beobachtbar:

  • die wichtige Rolle, die so genannte vortheoretische oder begriffliche Intuitionen, auch etwa bezüglich von Gedankenexperimenten spielen
  • eine starke Orientierung an den empirischen Wissenschaften
  • die Wertschätzung von Klarheit in Ausdruck und Darstellung, teils unter Verwendung komplexer technischer Apparate (etwa logischer, linguistischer oder formalontologischer Art)
  • eine durch Konzentration auf meist eng begrenzte systematische statt historische Fragen bedingte tendenzielle Ungeschichtlichkeit.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Sprachanalyse als Methode

Gottlob Frege
Gottlob Frege

Es ist Gottlob Freges Werk, das geradezu programmatisch für weite Teile der analytischen Tradition wurde. Frege expliziert seinen Ansatz in seiner „Begriffsschrift“ (1879) folgendermaßen:

„Wenn es eine Aufgabe der Philosophie ist, die Herrschaft des Wortes über den menschlichen Geist zu brechen, indem sie die Täuschungen aufdeckt, die durch den Sprachgebrauch über die Beziehungen der Begriffe oft fast unvermeidlich entstehen, indem sie den Gedanken von demjenigen befreit, womit ihn allein die Beschaffenheit des sprachlichen Ausdrucksmittels behaftet, so wird meine Begriffsschrift, für diese Zwecke weiter ausgebildet, den Philosophen ein brauchbares Werkzeug werden können.“

Es geht Frege in seinem Werk also um die Sprache als Werkzeug und Medium der Gedanken, deren Verwirrungen er zum großen Teil an den strukturell bedingten Unklarheiten der allgemeinen Sprache festmacht. Anknüpfend an eine Idee Gottfried Wilhelm Leibniz´ arbeitete er an dem von Zeitgenossen kaum wahrgenommenen Mammutunternehmen einer von allen Unklarheiten und Verwirrungen befreiten Idealsprache. In dieser sollten sich wissenschaftliche Erkenntnisse – in seinen Arbeiten hauptsächlich jene der Logik und Arithmetik – in präziser Klarheit formulieren lassen und in welcher zwischen Gesprächspartnern keinerlei Unklarheiten mehr bestehen könnten. Diese Tradition, der als weiteres Werk Wittgensteins berühmter „Tractatus Logico-Philosophicus“ (1921) beizustellen ist, bezeichnet man als Ideal Language Philosophy (Philosophie der idealen Sprache), da sie mit den Mitteln der Logik und der Mathematik versucht, eine von allen Unklarheiten bereinigte, in sich konsistente, formale Sprache zu erstellen, in der auch der abbildende Bezug zur außersprachlichen Wirklichkeit eindeutig bestimmbar sein sollte. Bertrand Russell und Rudolf Carnap (1891–1970) verfolgten mit ihren philosophischen Konzeptionen ebenfalls dieses Ziel.

Das Vorhaben scheiterte jedoch, denn es erwies sich als unmöglich eine formale Sprache zu konzipieren, die den gleichen Funktionsumfang und die gleichen Ausdrucksmöglichkeiten aufwies wie die gesprochene Alltagssprache. Es regte sich auch bald prinzipielle Kritik an dem Vorhaben, die darauf verwies, dass die Logik ein grundsätzlich viel zu enges Instrument sei, um die menschliche Sprache (z.B. als sozial Gegebenes) ganz und gar erfassen zu können. Anknüpfend an G.E. Moore verwarfen zuerst Ludwig Wittgenstein in seinem Spätwerk, den „Philosophischen Untersuchungen“ von 1953 und der Oxforder Philosoph Gilbert Ryle die Idee der Entwicklung einer rein logischen Formalsprache zur Beseitigung der Unklarheiten aus Sprache und Philosophie. Stattdessen propagierten sie die Analyse und kritische Beschreibung der Alltagssprache in ihrem jeweiligen Gebrauch, der Umgangs- oder Gebrauchssprache (language as use) als erfolgversprechendere philosophische Methode.

Beide Traditionslinien eint eine besondere Wertschätzung des klaren, einfachen Wortes sowie der Arbeit am Detail in überprüfbaren Aussagen. Analytisches Philosophieren ist so verstanden eher methodologische Haltung als problem- oder ideenspezifische Schule, wobei die Sprachanalyse als prima philosophia innerhalb analytischer Philosophien anzusehen ist.

[Bearbeiten] Geschichte der analytischen Philosophie

„Analytische Philosophie“ ist ein Sammelbegriff, der mehrere, von ihren Grundvoraussetzungen her teilweise recht unterschiedliche philosophische Strömungen der Moderne subsumiert. Gemeinhin werden G.E. Moore und Bertrand Russell als die eigentlichen Begründer der analytischen Philosophie genannt. Historisch gesehen knüpft die analytische Philosophie an die Tradition des britischen Empirismus mit ihren Hauptvertretern John Locke, George Berkeley und David Hume an. Die logischen Arbeiten G. Freges und G. Peanos hatten ebenfalls großen Einfluss auf ihre frühe Ausarbeitung, besonders im Hinblick auf das logisch-analytische Instrumentarium der analytischen Philosophie („Principia Mathematica“). Das neuerliche Interesse an der alten Tradition des englischen Empirismus bei Russell und Moore entsprang einem zunehmenden philosophischen Unbehagen gegenüber den Lehren des damals an englischen Universitäten kursierenden Idealismus, zu dem sich anfänglich beide bekannt hatten. Dieses Unbehagen kulminierte schließlich in der Auffassung, dass die Annahmen des Idealismus (der z.B. durch T.H. Greens, J.E. McTaggart und F.H. Bradley vertreten wurde) zu viele unbewiesene Implikationen und spekulative Elemente enthielten, um wahr sein zu können. Nicht aber indem nun konkurrierende philosophische Behauptungen dem Idealismus entgegengestellt wurden, sondern durch eine sprach-logische Analyse seiner Begriffe und Behauptungssätze bzw. einem Vergleich dieser Behauptungen mit den „common-sense-Auffassungen“ glaubte man, die logische Mangelhaftigkeit dieser philosophischen Position aufzeigen zu können. Sprachanalyse und Sprachkritik erwiesen sich dabei als effiziente Methode philosophischer Argumentation.

In seinen an der Universität Bologna 1987 gehaltenen Vorlesungen über die Ursprünge der analytischen Philosophie („Ursprünge der analytischen Philosophie“, 1988) versucht der britische analytische Philosoph Michael Dummett eine ideengeschichtliche Gemeinsamkeit zwischen so unterschiedlichen Denkern wie Frege einerseits und Edmund Husserl, Franz Brentano, Bernhard Bolzano und Alexius Meinong andererseits nachzuweisen. Diese Gemeinsamkeit besteht nach Dummett in der Ablehnung des so genannten „Psychologismus“ in der Philosophie, der von der Annahme ausgeht, dass Denken und Erkennen rein psychische Geschehen sind und die Logik es daher mit psychologischen Gesetzmäßigkeiten zu tun habe. Indem er Gedanken von Meinong, Bolzano und Brentano zu diesem Themenkomplex aufgreift und weiterführt, gelingt es dem Phänomenologen Husserl schließlich aufzuzeigen, dass der Inhalt eines Denkakts nicht Teil des Bewusstseinsstroms im Sinne eines Stroms subjektiver Vorstellungen ist. Der Gedanke kann nicht bloß „subjektiv-psychisch“ und damit wahrheitsrelativ sein, da Gedanken sich stets auf etwas ihnen Äußerliches beziehen (d.i. etwas vom Subjekt Unabhängiges) und ihre Wahrheit oder Falschheit oft auch objektiv bestimmbar ist (z.B. als logische Gesetzmäßigkeit). Zum gleichen Ergebnis gelangt nach Michael Dummett auch Frege. Diese „Verstoßung der Gedanken aus dem Bewusstsein“ (Dummett) führt nun dazu, dass Sprache, als die adäquate Ausdrucksform von Gedanken, in das Zentrum des Interesses rückt. Eine Analyse der Sprache verheißt Aufschluss zu geben über die Gedanken, nicht jedoch eine (empirische) Zergliederung des Gedankens in psychische Akte. Dummett sieht in dieser ideengeschichtlichen Wende die gemeinsame Voraussetzung für die weitere Entwicklung der beiden so gegensätzlichen, philosophischen Strömungen „Phänomenologie“ und „analytische Philosophie“.

Die Entwicklung jener philosophischen Positionen, die heute unter dem Terminus „Analytische Philosophie“ zusammengefasst werden, lässt sich in mindestens vier voneinander abgrenzbare Phasen unterteilen.

[Bearbeiten] Erste Phase

Die erste Phase im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts, mit Blütezeit in den 20er Jahren, ist gekennzeichnet durch die philosophische Grundkonzeption eines „Logischen Atomismus“, der vor allem in Cambridge unter anderen von G. E. Moore, Bertrand Russell, Ludwig Wittgenstein und F. P. Ramsey vertreten wurde. In Russells „Die Philosophie des Logischen Atomismus“ von 1918[2] und Wittgensteins „Tractatus Logico-philosophicus“ von 1921[3] ist die Philosophie des Logischen Atomismus paradigmatisch dargestellt. Während sich Russell und Wittgenstein nachhaltig um eine theoretische Ausarbeitung und Fundierung des Logischen Atomismus bemühten, war es freilich G. E. Moore, der als erster die analytischen Methoden konsequent auf philosophische Probleme anwandte. Das besondere Anliegen Moores war es, die Behauptungen, die Philosophen über das Wesen der Welt und die menschliche Erkenntnisfähigkeit machten, kritisch auf ihre Übereinstimmung mit dem Urteil des gesunden Menschenverstandes („common sense“) hin zu überprüfen. Dies ist deshalb erwähnenswert, weil Moores therapeutisch intendierte und an einer radikalen Sprachkritik (Begriffsanalyse) orientierte philosophische Grundhaltung später, während der Phase der Linguistischen Analyse (Oxford-Ordinary-Language-Philosophy), zu der einzig legitimen Grundhaltung jedweden Philosophierens überhaupt erklärt worden ist.

[Bearbeiten] Zweite Phase

Ungefähr von 1930 bis zum Ende der vierziger Jahre erstreckt sich dann die zweite Phase der Entwicklung der analytischen Philosophie, nämlich die Phase des Logischen Positivismus bzw. Logischen Empirismus.

Erdacht wurde der Logische Positivismus von den Mitgliedern des Wiener Kreises, dessen namhafteste Vertreter Moritz Schlick, Rudolf Carnap, Friedrich Waismann, Herbert Feigl und Otto Neurath waren. Die Philosophie des Wiener Kreises war vor allem durch die mathematische Logik und den empirisch ausgerichteten Positivismus (Richard Avenarius und Ernst Mach) beeinflusst. Auffallend war die streng antimetaphysische Haltung des Logischen Positivismus, die sich auf die Überzeugung gründete, dass metaphysische Aussagen als nicht-empirische und damit prinzipiell nicht-verifizierbare Aussagen von vornherein niemals sinnvoll sein können.

Die britische Rezeption des Logischen Positivismus wird Logischer Empirismus genannt. Eigentümlicherweise fand der Logische Positivismus in Großbritannien nur in A. J. Ayer einen namhaften Vertreter, obgleich vieles aus dem Gedankengut des Wiener Kreises für die Entwicklung der analytischen Philosophie insgesamt (vor allem in den USA und Skandinavien) immer noch von größter Bedeutung ist. Ayer übernahm die polemische, streng antimetaphysische Haltung des Logischen Positivismus und startete 1946 mit seinem Buch „Language, Truth and Logic“ einen Frontalangriff gegen die damalige Religionsphilosophie und (christliche) Theologie. Der größte Teil der Beiträge, die von Theologen und Philosophen zum Thema „Sprachanalyse und Religion“ in den Jahren nach Erscheinen des Buches (nachdem es als Reaktion zunächst fast zehn Jahre lang überhaupt keine bedeutenden religionsphilosophischen Publikationen mehr gegeben hatte) vorgelegt worden sind, entstanden unter dem Eindruck dieses Buches und waren mehr oder weniger überzeugende Erwiderungen darauf. Nicht wenige Theologen und Religionsphilosophen übernahmen die These Ayers, dass religiöse Sätze keine Propositionen darstellten, deshalb auch keinen kognitiven Gehalt haben könnten und versuchten deswegen, den vermeintlich abhanden gekommenen Sinn religiöser Rede in neuer Weise zu bestimmen.

[Bearbeiten] Dritte Phase

Die dritte Phase der analytischen Philosophie wird „Linguistische Analyse“ oder auch „Linguistischer Phänomenalismus“ genannt. Sie begann noch während des Zweiten Weltkrieges und dauerte bis weit in die sechziger Jahre hinein an. Zwei Schulen waren es, die die Linguistische Analyse zu einer eigenständigen philosophischen Disziplin ausarbeiteten. Die eine (in Cambridge) entstand, als sich um Wittgenstein und J. Wisdom ein Schülerkreis herausbildete, zu welchem Philosophen wie G.E.M. Anscombe, Rush Rhees, A. Ambrose, N. Malcolm und noch zahlreiche andere gehörten. In Oxford organisierte sich etwas später als in Cambridge ebenfalls eine Schule der Linguistischen Analyse. Ihre herausragenden Vertreter waren Gilbert Ryle, J.L. Austin, Peter Frederick Strawson, R.M. Hare, A. Flew u.a.. Die Oxforder Schule sollte später als „Oxford-Ordinary-Language-School“ Berühmtheit erlangen und sich zu einer der einflussreichsten Strömungen in der Philosophie der Gegenwart und Sprachwissenschaft der Gegenwart entwickeln.

Während im Logischen Atomismus und im Logischen Positivismus bzw. Empirismus noch der Gedanke einer zu konstruierenden Idealsprache vorherrschend war und man die Wahrheit von Sätzen und komplexen Satzverbindungen als Wahrheitsfunktion ihrer elementaren Bestandteile verstand, die es durch logische Analyse zu bestimmen galt, wird dies in der Linguistischen Analyse grundlegend anders. Dort rückt die „ganz normale“, gesprochene Sprache in den Mittelpunkt und wird zum Objekt der Analyse. Der als Schlagwort berühmt gewordene linguistic turn in der modernen Philosophie setzt hier endgültig ein. Die Methode, derer man sich bedient, ist nun nicht mehr vor allem logisch-analytisch, sondern es wird vielmehr gefragt: Wie wird das betreffende Wort im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet? Was will der Sprecher damit zum Ausdruck bringen? Oder: Welches sind die Regeln des Sprachspiels, das speziell hier gespielt wird? An die Stelle der formal-logischen Sprachanalyse tritt also die deskriptive Analyse von Sprachspielen bzw. - im Rückgriff auf Moore - die Begriffsanalyse.

Initiator dieser neuen Art zu philosophieren ist in Cambridge Ludwig Wittgenstein. In einer radikalen Abkehr von vielen seiner ursprünglich im „Tractatus“ vertretenen Ansichten entwirft er ein völlig neues Verständnis von Sprache. Sprache wird von ihm und seinen Schülern nunmehr verstanden als ein unüberschaubares Konglomerat einzelner „Sprachspiele“, die je eigenen Regeln gehorchen, sich aber dennoch durch ihre „Familienähnlichkeiten“ überschneiden (z.B. das Sprechen über Spiele mit dem Sprechen über Sport). Philosophische Probleme sind nichts anderes als „Scheinprobleme“, also lediglich „Sprachverwirrungen“, die durch die Rückkehr zur normalen, also umgangssprachlichen Verwendungsweise der Begriffe und Wörter aus der Welt geschafft, gleichsam „wegtherapiert“ werden können. Dies wird möglich, indem man die internen Spielregeln eines Sprachspiels, d.h. die Regeln der Verwendungsweise der einzelnen Wörter und Sätze darin aufdeckt. In den postum 1953 veröffentlichten „Philosophische Untersuchungen“ hat Wittgenstein seine neuen sprachphilosophischen Überzeugungen ausführlich dargelegt.

Auch in Oxford wurden die neuen Ideen Wittgensteins aufgenommen und diskutiert, jedoch weit weniger enthusiastisch als in Cambridge, wo Wittgenstein die Stellung eines geradezu charismatischen Führers und Vordenkers zukam. In Oxford ist es Gilbert Ryle, ein Schüler John Cook Wilsons, der im Rückgriff auf die philosophische Grundhaltung und Methode Moores die Linguistische Analyse vorantreibt. Philosophieren bedeutet für Ryle - wie auch für den späten Wittgenstein - die Auflösung der philosophischen Probleme durch Analyse der normalen Umgangssprache und Entwirrung der begrifflichen Konfusion durch Begriffsanalyse. Der Philosoph soll als Therapeut wirken, indem er die erkrankte Sprache (und das ist die der Philosophen selbst!) durch einen Vergleich mit dem normalen Sprachgebrauch heilt. Er zeigt also auf, dass die vermeintlichen philosophischen Probleme überhaupt keine sind, sondern nur dadurch entstehen, dass man in falscher Weise mit Sprache umgeht, etwa indem man so genannte „Kategorienfehler“ begeht. Ein solcher entsteht, wenn man für seine Aussagen eine syntaktische Form wählt, die dem wiederzugebenden Sachverhalt nicht angemessen ist. Insoweit stimmt Ryle also durchaus mit dem Anliegen des späten Wittgenstein überein.

Was Ryle genau unter einem Kategorienfehler versteht, wird durch das folgende, von ihm selbst stammende Beispiel aus einer Reihe von mehreren Beispielen deutlich:

„Ein Südseeinsulaner sieht seinem ersten Fußballspiel zu. Man erklärt ihm die Funktion des Torwarts, der Stürmer, der Verteidiger, des Schiedsrichters usw. Nach einer Weile sagt er: „Aber da ist doch niemand, der den berühmten Mannschaftsgeist beisteuert. Ich sehe wer angreift, wer verteidigt, wer die Verbindung herstellt und so weiter: aber wessen Rolle ist es, den Mannschaftsgeist zu liefern?“ Und wieder müssten wir erklären, dass er nach der falschen Kategorie eines Dinges Ausschau halte. Der Mannschaftsgeist ist nicht noch eine Fußballoperation wie das Toreschießen, das Einwerfen usw.
Aber er ist auch nicht ein drittes Ding, von dem wir sagen könnten, der Mittelstürmer habe zuerst eingeworfen und dann Mannschaftsgeist gezeigt, oder der Verteidiger werde jetzt entweder köpfen oder Mannschaftsgeist zeigen. Die Irrtümer wurden von Menschen begangen, die nicht wussten wie die Begriffe [...] und Mannschaftsgeist zu handhaben sind. Die Schwierigkeiten erwachsen aus ihrer Unfähigkeit, gewisse Wörter richtig zu verwenden.“ (Ryle, Der Begriff des Geistes)

Bei Ryle steht aber nicht eine Sprachspielkonzeption im Vordergrund, sondern die ursprünglich von Moore ins Leben gerufene Begriffsanalyse sowie die grammatisch-logische Analyse von Sätzen im Sinne Wilsons. Ryles beeindruckende Art zu philosophieren und seine Weise der Sprachkritik und Sprachanalyse kann man in seinem einflussreichen Werk „The Concept of Mind“ (Oxford 1949) studieren. In der Nachfolge Ryles haben Strawson, Dummett und andere später eigene bedeutsame sprachphilosophische Ansätze entwickelt, die teilweise wieder Gedanken des Logischen Empirismus aktualisieren.

[Bearbeiten] Vierte Phase

Hilary Putnam
Hilary Putnam

Die vierte Phase der analytischen Philosophie wird in der Regel einfach der Oxford-Ordinary-Language-Philosophy untergeordnet. Es scheint aber geboten, sie als eigenständige Weiterentwicklung von dieser abzuheben.

Sie wurde eingeleitet durch J. L. Austin, der wie Ryle in Oxford tätig war. Austin entwarf während der fünfziger Jahre die sog. „Sprechakttheorie“, die in den 60er Jahren von John Rogers Searle (Speech acts, 1969), H.P. Grice, P.F. Strawson, W.P. Alston, S.R. Schiffer und anderen verfeinert und weiterentwickelt wurde. Der Kern der Sprechakttheorie erscheint zunächst banal. Austin rückt in seiner Theorie des Sprechens einen Sachverhalt in den Mittelpunkt, der bis dahin nie im ganzen Ausmaß seiner Bedeutung beachtet worden war: dass Sprache/Sprechen immer auch einen Handlungscharakter birgt und nie unabhängig von der aktuellen Situation ist, in der gesprochen wird. Diese eigentlich recht schlichte Feststellung hatte dennoch gewaltige Auswirkungen auf die moderne Sprachphilosophie und Linguistik. Die Erkenntnis, dass es so etwas wie Sprechhandlungen (performative Sprechakte) gibt, warf nämlich ein völlig neues Licht auf die zwischen Subjekten stattfindenden, kommunikativen Prozesse und das Funktionieren von Sprache und Sprechen. Ein performativer Sprechakt ist beispielsweise: „Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau.“ oder : „Hiermit taufe ich dich auf den Namen ...“. Im Augenblick des Aussprechens wird eine neue „Tatsache in der Welt“ geschaffen.

Bislang werden immer wieder neue Varianten einer Theorie der Sprechakte formuliert, wobei Elemente des Behaviorismus, des Pragmatismus, der Linguistik allgemein und der Transformationsgrammatik Noam Chomskys im Besonderen und der Handlungstheorie einbezogen werden.

Die jüngste Phase analytischer Philosophie wird repräsentiert durch die Arbeiten von Nelson Goodman, Willard Van Orman Quine, Hilary Putnam, David Lewis, Saul Kripke, Donald Davidson und anderen. Grob vereinfachend lässt sich sagen, dass bei diesen Autoren eine Hinwendung zu klassischen und sogar metaphysischen Themen und Problemen der Philosophie stattgefunden hat. Da analytische Philosophie mehr eine Methode als eine einheitliche philosophische Richtung darstellt, werden jedoch auch metaphysische Problemstellungen streng sprachwissenschaftlich und mit den Mitteln mathematischer Logik untersucht, was sie von anderen, also etwa existentialistischen oder phänomenologischen Herangehensweisen unterscheidet.

[Bearbeiten] Neuere Entwicklungen

Neben einer jüngeren Generation, die die eben geschilderten Tendenzen fortsetzen, gibt es seit den 1980er Jahren Philosophen, die die Sprachauffassung und methodische Orientierung an Sprachanalysen einiger klassischer analytischer Philosophen kritisieren. Ein häufiger Vorwurf ist, dabei die Geschichtlichkeit[4] und Kulturgebundenheit von Sprache und Denken zu vergessen (Vgl. Postanalytische Philosophie, Kontinentale Philosophie).

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Vgl. Scott Soames (2003). Philosophical Analysis in the Twentieth Century, Band 2. Princeton University Press.
  2. Vgl. beispielsweise Kurt Fischer / Franz Martin Wimmer: Das historische Bewusstsein in der Analytischen Philosophie, in: Ludwig Nagl / Richard Heinrich (Hgg.): Wo steht die Analytische Philosophie heute?, Wien-München 1986

[Bearbeiten] Literatur

  • Robert Ammerman (Hg.)Classics of Analytic Philosophy, Indianapolis: Hackett 1990
  • James Baillie (Hg.): Contemporary Analytic Philosophy: Core Readings, Prentice Hall 2. A. 2002
  • David Bell / Neil Cooper (Hgg.): The analytic tradition: meaning thought and knowledge, Blackwell, Oxford 1990 (Philosophical quarterly monographs 1), ISBN 0-631-17686-1
  • J. Baggini / J. Strangroom (Hgg.): New British Philosophy: the Interviews, Routledge, London 2000, ISBN 0-415-24346-7Mit Beiträgen von Michael Martin, Robin LePoidevin, Simon Glendinning, Stephen Mulhall
  • Anat Biletzki (Hg.): The story of analytic philosophy: plot and heroes, Routledge, London 1998 (Routledge studies in twentieth century philosophy 1), ISBN 0-415-16251-3
  • Tyler Burge: Philosophy of Language and Mind: 1950-1990, in: The Philosophical Review 101/1, Philosophy in Review: Essays on Contemporary Philosophy (1992), 3-51
  • Michael Corrado: The analytic tradition in philosophy: background and issues, American Libr. Association, Chicago 1975
  • Michael Dummett: Ursprünge der analytischen Philosophie. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1988, ISBN 3-518-57894-4
  • Dagfinn Føllesdal: Analytic Philosophy: What Is It and Why Should One Engage in It?, Ratio 9/3 (1996), 193-208. / Was ist analytische Philosophie?, in: Georg Meggle (Hg.): Analyomen 2, Bd. I: Logic, Epistemology, Philosophy of Science. Berlin: de Gruyter 1997.
  • Hans-Johann Glock (Hg.): The rise of analytic philosophy, Blackwell, Oxford 1999, ISBN 0-631-20086-X
  • Hans-Johann Glock: What is analytic philosophy?, Cambridge University Press, Cambdrige 2008, ISBN 0-521-69426-4 Erscheint Ende April 2008
  • Hans-Johann Glock: Could Anything Be Wrong With Analytic Philosophy?, in: Grazer Philosophische Studien, Philosophical Knowledge, hg. Christian Beyer / Alex Burri 23 (2007), 215-237
  • P. M. S. Hacker: Analytic Philosophy: Beyond the Linguistic Turn and back again, in: M. Beaney (Hg.): The Analytic Turn: Analysis in Early Analytic Philosophy and Phenomenology, Routledge, London 2006
  • Edward Kanterian: Analytische Philosophie. Campus, Frankfurt/Main u.a. 2004, ISBN 3-593-37414-5
  • Guy Longworth: Analytic Philosophy, Ersch. vorauss. 2008 in: S. Chapman, C. Routledge (Hgg.): Key Ideas in Linguistics and the Philosophy of Language, Edinburgh: Edinburgh University Press.
  • A. P. Martinich / David Sosa (Hgg.): Analytic Philosophy: An Anthology, Blackwell Publishers 2001
  • A. P. Martinich / David Sosa (Hgg.): A Companion to Analytic Philosophy, Blackwell Publishers 2001
  • Peter Michael / Stephan Hacker: Wittgenstein's Place in Twentieth-Century Analytic Philosophy, London: Blackwell Publishing 1996, ISBN 0631200991
  • Albert Newen: Analytische Philosophie zur Einführung. Junius, Hamburg 2005, ISBN 3-88506-611-4
  • Michael Potter: The Birth of Analytic Philosophy, in: Dermot Moran (Hg.): Routledge Companion to 20th Century Philosophy, London: Routledge 2008
  • P. Prechtl: Grundbegriffe der analytischen Philosophie, mit einer Einleitung von Ansgar Beckermann, Sammlung Metzler 2004, ISBN 3-476-10345-5
  • A. Preston: Prolegomena to any Future History of Analytic Philosophy, in: Metaphilosophy 35 (2004), 445-465
  • J. Rajchmann / C. West (Hgg.): Post-Analytical Philosophy, Columbia University Press, New York 1985.
  • Eike von Savigny: Die Philosophie der normalen Sprache. Eine kritische Einführung in die „ordinary-language-philosophy“. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1993, ISBN 3-518-28671-4
  • Scott Soames: Analytic Philosophy in America, in: Cheryl Misak (Hg.): The Oxford Handbook of American Philosophy, Oxford: OUP 2007 (in Vorber.)
  • Wolfgang Stegmüller: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie. Eine kritische Einführung. Bde. 2–4. Kröner, Stuttgart 1987.
  • Graham Stevens: The Russellian Origins of Analytical Philosophy: Bertrand Russell and the unity of the proposition, London: Routledge 2005, ISBN 0415360447
  • Ernst Tugendhat: „Vorlesungen zur Einführung in die sprachanalytische Philosophie“ Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1976.
  • J. O. Urmson: Philosophical Analysis: Its Development Between The Two World Wars
  • G. J. Warnock: English Philosophy since 1900

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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