Unterbeschäftigung
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Unterbeschäftigung bezeichnet in der keynesianischen Theorie (siehe: Keynesianismus) - die im Gegensatz zur Klassik und Neoklassik davon ausgeht, dass die Volkswirtschaft auf einem suboptimalen Niveau verharren kann - ein stabiles Unterbeschäftigungsgleichgewicht, wo der Arbeitsmarkt nicht vollständig geräumt wird. Dies kann der Fall sein, wenn die Löhne nach unten nur sehr schwach flexibel sind. D.h. es wird nicht jede Arbeit zu jedem Preis angenommen, auch wenn man keine Arbeit hat. Ursache hierfür können bestimmte "Marktstörungen", wie Sozialhilfe, Arbeitslosengeld und Tarifverträge sein.
Des Weiteren kann unter dem Begriff Unterbeschäftigung eine über die Arbeitslosigkeit hinausgehende Definition von Nicht-Vollbeschäftigung verstanden werden. Arbeitslosigkeit ist nach dem Verständnis des deutschen Sozialrechts der Anteil der beschäftigungssuchenden Bevölkerung, die keine Arbeit findet und bei den Arbeitsagenturen als arbeitslos oder arbeitsuchend registriert ist. Diese Definition schließt aber verschiedene arbeitssuchende Bevölkerungsgruppen nicht mit ein: Berufsanfänger, die sich nicht bei einer Arbeitsagentur oder einem kommunalen Träger als arbeitssuchend melden, Personen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Personen in von der Arbeitsagentur finanzierten Fortbildungsmaßnahmen, Personen, die gerne arbeiten würden aber aufgrund der allgemein schlechten, wirtschaftlichen Lage nicht aktiv nach Arbeit suchen (stille Reserve), Personen, die zwar einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen, aber gerne mehr arbeiten würden etc. Die tatsächliche Zahl der Problemfälle des Arbeitsmarktes ist also weitaus höher als die offiziell in Deutschland von der Bundesagentur für Arbeit gemeldete Arbeitslosenzahl. Während insbesondere Deutschland und Frankreich in hartnäckiger Unterbeschäftigung stecken geblieben sind, geht es u. a. der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Dänemark, Großbritannien, Irland und Schweden entschieden besser; offenbar spielen sozialstaatliche Strategien, die lohnbezogene Sozialabgaben niedrig halten, entscheidend mit. Beispielsweise auch die vordergründig gutgemeinte, mittels früher Ausstiege Älterer für mehr Stellen für Junge zu sorgen, gehört zu den komplett fehlgeschlagenen - umgekehrt haben heute oft Nationen günstigere Jugendbeschäftigung, die hohe Raten auch bei Älteren aufweisen. Das deutsche System ist vergleichsweise unflexibler als erfolgreichere, u. a. sind auch Geringverdiener hier schwächer gesichert.
