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Tristan Corbière – Wikipedia

Tristan Corbière

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Tristan Corbière
Tristan Corbière

Tristan Corbière, eigentlich Edouard-Joachim Corbière (* 18. Juli 1845 in Coatcongar / Bretagne; † 1. März 1875 in Morlaix) war ein französischer Lyriker. Er gehörte zu den Vorreitern des literarischen Symbolismus und Surrealismus in Frankreich.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Tristan Corbière war der Sohn des zu seiner Zeit viel gelesenen Marineschriftstellers Jean-Antoine-René-Edouard Corbière. Er besuchte die Schule in Saint-Brieux und Nantes, litt aber seit seinem 16. Lebensjahr an Asthma bronchiale und Gelenkrheumatismus und führte deshalb zunächst ein eher zurückgezogenes Leben, ausschließlich in der Bretagne. Seit 1868 war er auf ausgedehnten Reisen, die ihn nach Italien, Afrika und Asien führten. 1871 folgte er der italienischen Schauspielerin Marcella, mit der ihn eine Amour fou verband und die wiederholt in seinen Gedichten als Beatrice erscheint, nach Paris. Dort arbeitete er, kommerziell wenig erfolgreich, als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitschriften und widmete sich zunehmend seiner Lyrik. 1873 veröffentlichte er sein Chef d'oeuvre, den Gedichtband "Les amours jaunes" ("Die gelben Liebschaften", "Die gelben Leidenschaften"), der zunächst weitgehend unbeachtet blieb. 1875 starb Corbière an fortgeschrittener Lungenschwindsucht.

[Bearbeiten] Literarisches Schaffen und Nachwirkung

Entdecker des Werks von Tristan Corbière war Paul Verlaine, der ihn 1883 als ersten Poète maudit („verfluchten Poeten“) pries. Aufrufe zur politischen Revolte gegen die bestehende Ordnung wechseln sich in Corbières Gedichten ab mit Sarkasmen, Farcen, Lästerungen und Schmähungen des Überkommenen, sowie Selbsterniedrigungen. Im Gegensatz zu den Symbolisten glaubt Corbière nicht an eine Weihe oder Heilung des Weltgeschehens durch die Kunst. Seine gelben Liebschaften sind welke, matte, trübe und missmutige Lieb- und Leidenschaften im Stil der Décadence. Er zeigt Städte und Menschen in der Agonie, das Paris der 1870er Jahre, in dem der Autor das Ideal der Romantik sucht, aber es zeigt sich ihm unter den Horden der Lumpenproletarier und der am Kolonialismus Napoléon III. reich gewordenen Bankiers nicht. Wie die meisten Künstler der Bohème spürt Corbière den Zeitenumbruch der industriellen Revolution und des französischen Afrika-Kolonialismus, aber er ist außerstande, darauf anders als in ebenso morbiden wie sarkastischen Sentenzen zu antworten. Nur in seinen Gedichten über die bretonische Landschaft klingt ein versöhnlicherer und ganz neuer Ton an, der die surrealistische Bildsprache vorwegnimmt.

Die Wiederentdeckung Corbières leitete der Surrealismus um André Breton ein. Ihm gilt er als Ziehvater der eigenen literarischen Ideen. In dieser Hochschätzung folgten ihm T.S. Eliot und Ezra Pound. Corbières Gedichte wurden mehrfach vertont, unter anderem von der amerikanischen Sängerin Diamanda Galás.

In Deutschland ist Corbière hinter den anderen lyrischen Rebellen seiner Zeit - Arthur Rimbaud oder Paul Verlaine - im Bekanntheitsgrad zurück geblieben, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass sein Werk erst einmal vollständig ins Deutsche übertragen worden ist.

[Bearbeiten] Werke

  • 1873: Les amours jaunes – Die gelben Liebschaften / Die gelben Leidenschaften
  • 1941: Casino de trépassés, L'Américaine – Prosaarbeiten aus dem Nachlass
  • 1948: G. Schneider: Die gelben Leidenschaften – Übersetzung ausgewählter Gedichte ins Deutsche
  • 1970: Oeuvres complètes – Erste Veröffentlichung des Gesamtwerks auf Französisch
  • 1985: R. Kiefer und U. Prill: Gelbe Leidenschaften – Ausgewählte Gedichte
  • 1990: Martin von Arndt: Die gelben Leidenschaften – Erste Gesamtübersetzung einschließlich der Prosa aus dem Nachlass

Siehe auch: Französische Schriftsteller

[Bearbeiten] Weblinks


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