Standschützen
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Standschützen waren Einheiten zur Landesverteidigung von Tirol seit der frühen Neuzeit
Jeder Tiroler Gerichtsbezirk war auf Grund des Landlibells von Kaiser Maximilian I. aus dem Jahre 1511 dazu verpflichtet, je nach Bedrohung eine Anzahl von freiwilligen wehrtüchtigen Männern zur Landesverteidigung zu stellen.
Im Jahr 1913 wurde ein neues Landesverteidigungsgesetz eingeführt.[1] Dies hatte zur Folge, dass alle Tiroler Schießstände zu landsturmpflichtigen Körperschaften umgeformt wurden. Von diesem Zeitpunkt an unterlag jeder eingetragene Standschütze der Landsturmpflicht, daher wurde im August dieses Jahres wurde eine Austrittssperre verhängt. Es spielte allerdings keine Rolle, ob ein Schütze nur ein eingetragenes Mitglied oder waffentauglich war. Insgesamt gab es 65.000 Standschützen auf 444 Schießständen[2] in Nord-, Ost- und Südtirol, sowie dem Trentino.
Die Standschützen galten von diesem Zeitpunkt an, lt. Haager Konvention, als reguläre Truppen.[3] Sie durften nur im eigenen Land und zur Verteidigung der Landesgrenzen eingesetzt werden. Dies wurde allerdings in den letzten Kriegsjahren nicht mehr eingehalten.
Im August des Folgejahres begann der Erste Weltkrieg. Alle Wehrpflichtigen mussten an die Front gegen Serbien und Russland. Einige eingetragene Standschützen wurden ab diesem Zeitpunkt als Wachposten für Bahn- oder Brückensicherung[3] eingesetzt. Man konnte sie an ihrer schwarzgelben Armbinde erkennen, da sie ansonsten nur Zivilkleidung trugen.
Die Aufstellung von Standschützen-Bataillonen in Tirol wurde im Januar 1915 vorgenommen. Durch den Kriegseinsatz in Serbien und Russland standen für die Bataillone allerdings nur die übrig gebliebenen untauglichen und minderjährigen Männer, sowie über 45-Jährige zur Verfügung, die mitunter kaum geschult waren. Darunter fielen auch nicht mehr dienstfähige Kaiserjäger und Landesschützen. Der jüngste dieser Standschützen war 14 Jahre alt, der älteste bereits schon über 80 Jahre.[1]
Im April wurden die Standschützeneinheiten erstmals[3] inspiziert. Im Zuge dieser Inspektion wurden die Standschützen in frontdiensttauglich (zählten zu den Feldformationen) und mindertauglich (Einsatz in Wach- und Ersatzabteilungen) unterteilt.
Man erwartete die Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn. Im Zuge dessen wurden die Standschützen am 18. Mai 1915 mobilisiert. Bereits einen Tag später rückten die ersten Formationen Südtirols an die Südfront aus. Weitere drei Tage später trafen Züge, die über den Brennerpass kamen, mit Nordtiroler Standschützen an der neuen Front ein. Italien erklärte Österreich-Ungarn schließlich am 23. Mai den Krieg.
In den ersten Wochen waren die Standschützen bei der Verteidigung der Tiroler Front auf sich allein gestellt. Diese schwachen Truppen vermochten es trotz allem, die italienischen Angriffe aufzuhalten. Erst später trafen reguläre Truppen und Soldaten des Bayrischen Infanterie-Leibregiments ein. Diese kannten die Standschützen, im Gegensatz zu manch anderen Offizieren, als vollwertige Soldaten an. Die österreichischen Kriegsstrategen bezeichneten die Standschützen anfangs als ungeordneter Haufen ohne Kriegserfahrung.[3] Doch durch ihren Mut, ihre hohe Treffsicherheit und ihr bergsteigerisches Können erlangten sich die Standschützen Respekt und Achtung.
Die Standschützen trugen graue Militärblusen, Kniebundhosen, Stutzen und schweres Schuhwerk. Neben den Symbolen des Tiroler Adlers, dem Vorarlberger Wappen und dem Edelweiß der Gebirgstruppen, gab es in manchen Einheiten auch ein Standschützenabzeichen. [3] Die Truppen waren nach Talschaften in 45 Bataillone[2] gegliedert und erhielten das Recht, ihre Offiziere bis zum Hauptmann selbst zu wählen.[4] Die Standschützen trugen wesentlich zur Verteidigung des Landes bis 1918 bei.
In Anerkennung der Verdienste der Standschützen in den Jahren des Ersten Weltkrieges und auch hinsichtlich der Traditionspflege wurde durch das Österreichische Bundesheer die Kaserne in Kranebitten (Innsbruck), Standschützenkaserne, benannt.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b Das Standschützenwesen, erschienen in: Osttiroler Bote, Ausgabe vom 29. November 2007
- ↑ a b Österreichisches Bundesheer - Militärkommando Tirol
- ↑ a b c d e Ludwig Wiedemayr: Weltkriegschauplatz Osttirol – Die Gemeinden an der Karnischen Front im östlichen Pustertal, Lienz 2007
- ↑ Lexikoneintrag im Österreich Lexikon AEIOU