Standing Stones des Weltkulturerbes "Orkney"
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[Bearbeiten] Überblick
Dem Weltkulturerbe The Heart of Neolithic Orkney auf der Insel The Mainland Orkney (Schottland, GB) werden zur Zeit vier Standing Stones [1] zugerechnet. Entsprechend dem fachsprachlichen Gebrauch in der englischen Literatur handelt es sich dabei um freistehende, aufrechte und nicht gruppierte Setzungen von Einzelsteinen. [2]
Die Steine des Weltkulturwerbes stehen auf beiden Seiten der früheren Furt (heutigen Brücke) am Zusammenfluss der Lochs von Stenness und Harray. Die Steine nördlich des Übergangs sind
- der Comet Stone und
- der Bridge Stone
auf der Landzunge Ness of Brodgar. Die Steine auf dem Südufer der Lochs sind
- der Watch Stone und
- der Barnhouse Stone.
Auf dem Ness of Brodgar wie auf dem Südufer der Seen gibt es zudem je eine paarweise Setzung von zwei kleineren, namenlosen Steinen. Die eine Gruppe befindet sich in der Nähe des Ring of Brodgar, die zweite dicht beim Watch Stone.
Ferner gibt es die gesicherte Erkenntnis, dass es in früheren Zeiten weitere, große Standing Stones in diesem Areal gab. Bis ins 19. Jh. ist zum Beispiel der Odin Stone belegt, der in der Orkney folklore eine herausragende Stellung einnimmt [3]und der sich in der Nähe der Barnhouse Siedlung befunden haben muss, bevor er als Steinbruch für einen Stall endete.
Standing Stones sind in aller Regel noch schwieriger zu datieren als andere Megalithanlagen, wenn man sie nicht aus ihren Verankerungen entfernt, um vom Boden der Setzgruben evtl. datierungsfähiges Material zu gewinnen. Derartige Untersuchungen hat es auf Orkney bisher aber nicht gegeben. Dennoch wird relativ einhellig davon ausgegangen, dass sie im Zusammenhang mit den umliegenden Großbauten – oder nur wenig später – aufgestellt wurden, von denen zumindest das Grab Maeshowe und die Stones of Stenness einigermaßen gesichert auf das frühe 3. Jt. v. Chr. datierbar sind.
Über die Form der Steine wird zumal in der populärwissenschaftlichen Literatur ähnlich wild spekuliert wie über die Form der Steine, die in Brodgar, Stenness und Maeshowe Verwendung fanden. Sie sind alle natürlich bedingt, gehen zurück auf natürliche Verwitterungsformen der Middle Old Red Sandstones, wie sie sich an allen Küsten und in den Steinbrüchen auf Orkney auch für den Laien nachvollziehbar beobachten lassen. Das schließt nicht aus, dass das eine oder andere ausgewählte Naturprodukt evtl. vor der Aufstellung bearbeitet wurde, um die eine oder andere Form idealtypisch darzustellen oder den gebrochenen Block konkreten baulichen Erfordernissen anzupassen. Spuren derartiger Bearbeitungen haben sich bis heute jedoch nicht nachweisen lassen.[4]
[Bearbeiten] Comet Stone
Der Comet Stone liegt dem Ring of Brodgar am nächsten. Er ist mit rd. 2,50 m Höhe ein relativ kleiner, schlanker Stein. Was das Objekt relativ interessant macht, ist die Art und Weise, wie er aufgestellt wurde: Er steht nämlich in der Mitte einer fast kreisrunden Plattform von etwa 5,0m Durchmesser, die sorgfältig aus dem anstehenden Gestein herauspräpariert wurde. In der Plattform fand man zwei weitere Setzlöcher, die allerdings so klein sind, dass sie eher als Pfostenlöcher für Holzbalken interpretiert werden, so wie die kleinen, heute nicht mehr sichtbaren Postenlöcher zwischen dem Eingang und der zentralen Steinsetzung bei den Stones of Stenness. Seine tatsächliche Funktion ist unbekannt; die von A. Thom beschriebenen Zusammenhänge mit dem Ring of Brodgar als steinzeitliches Mondobservatorium werden von einigen Vertretern des klassischen archäologischen Forschung immer noch bestritten.
[Bearbeiten] Bridge Stone
Der Bridge Stone ist mit knapp unter 4,00 m der zweitgrößte Standing Stone des Komplexes. Er steht zwar in markanter Position nördlich des Übergangs, seine Funktion ist aber unbekannt. Als einfacher Markierungsstein für die Furt ist er jedenfalls zu groß – wenn denn im frühen 3. Jt. v. Chr. die Landbrücke an ihrer tiefsten Stelle schon überflutet war.
[Bearbeiten] Watch Stone
Der Watch Stone ist ein gewaltiger, ebenmäßiger slab, der gut 5,50 m über die Erdoberfläche aufragt – und wohl mindestens noch einmal geschätzte 1,70 m bis 2,00 Meter tief in der Erde steckt. Damit übertrifft er selbst die größten im Maeshowe verbauten slabs. Auch seine Funktion ist unbekannt, wird aber in engem Zusammenhang mit dem zuvor beschriebenen, gleichfalls sehr markanten Bridge Stone gesehen.
[Bearbeiten] Barnhouse Stone
Der Barnhouse Stone ist wenige Zentimeter kleiner als der Comet Stone, zeichnet sich aber gegenüber den vorstehend beschriebenen Steinen durch seine markant unregelmäßige, in die Breite gehende Form aus (ganz ähnlich der Form, wie sie auch für den verlorengegangenen Odin Stone beschrieben wird). Für den Barnhouse Stone gibt es aber eine recht einvernehmliche Funktionsbeschreibung: Er wird als outlier zum benachbarten Maeshowe Grab gesehen, diente möglicherweise als grober Anhaltspunkt bei der Beobachtung der jahreszeitlichen Veränderungen des Sonnenstandes und damit wohl der möglichst präzisen Bestimmung des Zeitpunktes zum Verschließen des Grabes, damit der im Innern zu beobachtende Lichteffekt zur Geltung kommen konnte.
[Bearbeiten] Literatur
(soweit nicht im Kapitel Orkney genannt)
Thom, A. and Thom, A.S.: A megalithic lunar observatory in Orkney, Journal for the History of Astronomy, 4, S. 111-123 (1973)
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ von rund einem Dutzend im 1000m-Umkreis um den Ring of Brodgar
- ↑ Umgangssprachlich sowie in Eigennamen wird der Plural standing stones auch für gruppierte Steinsetzungen gebraucht, wobei es unerheblich ist, um welche Form von Gruppierung es sich im Einzelfall handelt. Beispiele: Standing Stones of Callanish für eine hochkomplexe Setzung, (veraltet) Standing Stones of Stenness für die heute nur noch als Stones of Stenness angesprochene ringförmige Setzung. Der für die bretonischen Steinsetzungen (und weitere an anderen Orten) gebräuchliche Begriff Menhir ist im hiesigen Kontext weder fach- noch umgangssprachlich üblich. Die französische Fassung der Designation zum Weltkulturwerbe übersetzt den Begriff standing stone für die hier zu diskutierenden Einzelsteine fachsprachlich korrekt mit monolithe.
- ↑ Mann und Frau, die sich durch ein größeres Loch in der Mitte des Steins die Hand gereicht hatten, galten vor dem Gesetz als Eheleute. Gesichert ist diese Überlieferung etwa durch die Prozessberichterstattung aus der Feder Daniel Defoe's zum Prozess The Crown vs John Gow, dort: Bestätigung des Zeugnisverweigerungsrechtes der auf diese Weise angetrauten Frau des auf Orkney verhafteten Piraten.
- ↑ Allein für den Maeshowe sind einige Spuren strittig. Genauere Ergebnisse sind allerdings erst für die Zukunft zu erwarten, wenn die Ergebnisse der photogrammetrischen Neuvermessung des Innenraums und der Nebenzellen 2002-2004 und die parallel erstellten digitalem Macroaufnahmen vorliegen.