Solar and Heliospheric Observatory
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SOHO steht für "Solar and Heliospheric Observatory" (Sonnen- und Heliosphären-Observatorium) und ist eine Raumsonde bzw. ein Weltraumobservatorium von ESA und NASA.
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[Bearbeiten] Mission
Die Aufgaben des SOHO umfassen zahlreiche Experimente, die der Erforschung des Zentralgestirns dienen. Das SOHO vereinigt dabei die europäischen und US-amerikanischen Sonden-Planungen der 1980er Jahre. Die ESA ist für die Leitung der Mission verantwortlich und stellt neun Experimente. Die NASA stellt drei Experimente und war für die Trägerrakete verantwortlich. Die Kommunikation mit dem SOHO und dessen Steuerung wird ebenfalls von der NASA gewährleistet.
[Bearbeiten] Aufbau
SOHO ist ein dreiachsstabilisierter modular aufgebauter Satellit, der permanent auf die Sonne ausgerichtet ist. Die Sonde ist rund 4,3 × 2,7 × 3,7 Meter groß (9,5 Meter mit ausgefalteten Solarzellen) und etwa 610 kg (1850 kg beim Start) schwer. Über die High-Gain Hauptantenne können Bilder und Daten mit einer Rate von 200 kbit/s zur Erde gesendet werden. Als Empfangsstationen dienen die Einrichtungen des Deep Space Network der NASA.
[Bearbeiten] Verlauf
SOHO wurde in Europa gebaut und am 2. Dezember 1995 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral der NASA mittels einer Atlas II-AS Rakete gestartet.
Die Parkposition von SOHO befindet sich in einem Halo-Orbit um den Lagrange-Punkt L1, in einer Entfernung von ca. 1,5 Millionen Kilometern zur Erde. Dieser Orbit hat wegen der Erdanziehung die gleiche Umdrehungszeit um die Sonne wie die Erde und die Sonde kann ohne Eigenenergie an diesem Punkt verbleiben. Sie steht dabei relativ zu Sonne und Erde fix im Raum, so dass der "Blick" der Sonde nicht durch den Mond oder die Erde gestört werden kann.
Im Jahre 2003 fiel einer der Ausrichtungsmotoren der Hauptantenne aus. Durch Aufzeichnen der Daten in der Sonde, verbesserte Datenkompression und Nutzung größerer Empfangsantennen auf der Erde, konnten die Daten bisher ohne nennenswerte Beeinträchtigung aber auch über die Low-Gain Ersatzantenne übertragen werden.
Die kritischste Situation gab es aber bereits in der Anfangsphase der Mission. Am 25. Juni 1998 ging während normaler Bahnmanöver der Kontakt zur Sonde verloren [1]. Eine Wiederaufnahme der Funkverbindung gelang zunächst nicht, so dass SOHO fast verloren schien. Erst mit Hilfe der größten Funkantennen der Erde in Arecibo (305 m) und Goldstone (70 m) gelang es, SOHO zu lokalisieren [2] und am 3. August 1998 mit Hilfe des Deep Space Networks den Kontakt wiederherzustellen [3]. Es folgte eine langwierige und schwierige Reaktivierungsprozedur [4] [5]. Letztlich war SOHO am 5. November 1998 und 133 Tage nach dem Kommunikationsabbruch wieder vollständig einsatzbereit [6] [7].
Im Jahr 2007 ist SOHO nach wie vor das Flaggschiff der Sonnenforschungssonden. Die Mission wurde erst kürzlich bis zum Dezember 2009 verlängert.
[Bearbeiten] Wissenschaftliche Experimente
Nachfolgend eine Liste der bereitgestellten Einrichtungen und Experimente des SOHO:
- CDS (Coronal Diagnostic Spectrometer)
- CELIAS (Charge, Element, and Isotope Analysis System; Universität Bern)
- COSTEP (Comprehensive Suprathermal and Energetic Particle Analyzer; Universität Kiel)
- EIT (Extreme ultraviolet Imaging Telescope; NASA/Goddard Space Flight Center)
- ERNE (Energetic and Relativistic Nuclei and Electron experiment; Universität Turku in Finnland)
- GOLF (Global Oscillations at Low Frequencies; Institut d'Astrophysique Spatiale, Frankreich)
- LASCO (Large Angle and Spectrometric Coronagraph; Naval Research Laboratory, USA und Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung)
- MDI/SOI (Michelson Doppler Imager/Solar Oscillations Investigation; Stanford-Universität
- SUMER (Solar Ultraviolet Measurements of Emitted Radiation; Max-Planck-Institut für Aeronomie und Goddard Space Flight Center, USA)
- SWAN (Solar Wind Anisotropies; FMI, Finnland und Service d'Aeronomie, Frankreich)
- UVCS (Ultraviolet Coronagraph Spectrometer; Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, USA)
- VIRGO (Variability of Solar Irradiance and Gravity Oscillations; Europäisches Weltraumforschungs- und Technologiezentrum)
Obwohl die Sonde ursprünglich nicht explizit dafür vorgesehen war, konnten mit SOHO auch über tausend bisher unbekannte Kometen entdeckt werden. Die Kometen fielen auf, wenn sie sich durch das Sichtfeld des bildgebenden LASCO Detektors bewegten. Um von LASCO erfasst zu werden, müssen diese Kometen der Sonne näher als 800.000 km kommen, daher bezeichnet man diese Gruppe auch als Sungrazer.
Die meisten Kometen sind kleiner als 10 Meter, dennoch sucht die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA im Rahmen des Deep Space Network auch nach größeren so genannten "deep impact"-Kandidaten. Hierbei handelt es sich um außerplanetarische Flugkörper (z. B. Asteroiden und Kometen), deren Flugbahnen einen möglichen Kollisionskurs mit der Erde haben.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Satelliten zur Sonnenforschung:
- Liste der unbemannten Raumfahrtmissionen
[Bearbeiten] Weblinks
- NASA: SOHO (engl.)
- ESA: SOHO (engl.)
- Detaillierte Beschreibung der SOHO-Mission (dt.)
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(Siehe auch: Sonne)
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