Rolf Dieter Brinkmann
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Rolf-Dieter Brinkmann (* 16. April 1940 in Vechta; † 23. April 1975 in London) war ein deutscher Schriftsteller und Herausgeber.
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[Bearbeiten] Leben
Nach Schule und Buchhandelslehre lebte Rolf Dieter Brinkmann seit 1962 in Köln, wo er zunächst Pädagogik studierte, sich aber bald für ein Leben als freier Schriftsteller entschied. In den Jahren 1972 bis 1974 war er Gast der Villa Massimo in Rom sowie Gastdozent in Austin (Texas). Zahlreiche kürzere Aufenthalte in London während der 1960er Jahre brachten ihm die anglo-amerikanische Lyrik und Popmusik jener Zeit nahe. Brinkmanns frühe Prosa orientiert sich an der Ästhetik des nouveau roman. Brinkmann machte die amerikanische Underground-Lyrik in Deutschland bekannt und wurde selbst der führende Underground-Lyriker Deutschlands in den 60er Jahren. Lyrik war für ihn Spiegelbild und direkter Reflex des Faktischen. Auf die kurzzeiligen Gedichte der frühen Gedichtbände folgten nach 1970 weit ausgreifende Gedichte von enormer Vitalität und Bildkraft. Die Beschäftigung mit der US-Avantgarde (Frank O’Hara, William Carlos Williams) ab Mitte der 1960er Jahre beeinflusste Brinkmann stark. Die zusammen mit Ralf-Rainer Rygulla 1969 herausgegebene Anthologie »Acid. Neue amerikanische Szene« zählt bis heute zu den wesentlichen Zeugnissen der literarischen Beat Generation. Der immer wieder als provozierender Rebell auftretende Brinkmann zog sich nach 1970 vom deutschen Literaturbetrieb zurück und widmete sich ausschließlich dem Schreiben und Collagieren der sogenannten »Materialienbände«. Außerdem entstand in den letzten Jahren sein lyrisches opus magnum »Westwärts 1 & 2«, das ihm 1975 posthum den Petrarca-Preis einbrachte und bis heute als einer der wuchtigsten Gedichtbände des 20. Jahrhunderts gelten darf. Als weiteres Hauptwerk gilt »Rom, Blicke«, ein mit wilder Unerbittlichkeit auf Verfallenes, obszönes fixiertes Konvolut aus Briefen, Notizen, Zeitungsausschnitten, Fotos, das von Brinkmann ursprünglich als »Materialienband« für künftige Projekte gedacht war. Das Gesamtwerk Brinkmanns erscheint bei Rowohlt.
Brinkmann starb am 23. April 1975 bei einem Autounfall in London. Als radikaler literarischer Erneuerer hat Brinkmann Einfluss auf nachfolgende Lyrikergenerationen im deutschen Sprachraum. Die Stadt Köln vergibt in Erinnerung an den Dichter seit 1990 das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium. In seiner Geburtsstadt Vechta würdigt die Rolf-Dieter-Brinkmann-Gesellschaft das Schaffen und Wirken Brinkmanns.
2005 wurden Originaltonaufnahmen des Autors aus dem Jahr 1973 unter dem Titel »Wörter Sex Schnitt« veröffentlicht. Harald Bergmanns 2006 in die Kinos gekommener Film »Brinkmanns Zorn« basiert auf den originalen Tonaufnahmen.
[Bearbeiten] Werke
- Ihr nennt es Sprache. Achtzehn Gedichte (1962)
- Le Chant du Monde. Gedichte (1964)
- Die Umarmung. Erzählungen (1965)
- Ohne Neger. Gedichte (1966)
- &-Gedichte (1966)
- Raupenbahn. Erzählungen (1966)
- Was fraglich ist wofür. Gedichte (1967)
- Godzilla. Gedichte (1968)
- Die Piloten. Neue Gedichte (1968)
- Keiner weiß mehr. Roman (1968)
- Standphotos. Gedichte (1969)
- Gras. Gedichte (1970)
- Westwärts 1 & 2. Gedichte (1975, 1999)
- Rom, Blicke (1979)
- Standphotos. Gedichte 1962–1970 (1980)
- Der Film in Worten. Prosa. Erzählungen. Essays. Hörspiele. Fotos. Collagen. 1965–1974 (1982)
- Eiswasser an der Guadelupe Str. Langgedicht (1985)
- Erzählungen (1985)
- Rolltreppen im August. Gedichte (1986)
- Erkundungen für die Präzisierung des Gefühls für einen Aufstand: Reise Zeit Magazin Tagebuch (1987)
- Schnitte (1988)
- Künstliches Licht. Lyrik und Prosa (1994)
- Guten Tag wie geht es so. Erzählungen (1996)
- Briefe an Hartmut (1999)
- Keiner weiß mehr. Roman (Neuausgabe 2005)
- Westwärts 1 & 2. Gedichte. Erweiterte Neuausgabe (2005)
[Bearbeiten] Herausgaben / Übersetzungen
- Acid. Neue amerikanische Szene, hg. mit Ralf-Rainer Rygulla (1969, 1983)
- Frank O’Hara, Lunch Poems und andere Gedichte, übersetzt von Rolf Dieter Brinkmann (1969)
- Silverscreen. Neue amerikanische Lyrik (1969)
- Ted Berrigan, Guillaume Apollinaire ist tot. Gedichte, Prosa, Kollaborationen (1970)
[Bearbeiten] Literatur
- Theo Breuer, „Mein Rolf Dieter Brinkmann ist eine Fiktion“, in: T.B., Kiesel & Kastanie. Von neuen Gedichten und Geschichten, Monographie zur zeitgenössischen Lyrik und Prosa nach 2000, Edition YE, Sistig 2008.
- Theo Breuer, „Was Neues im Westen oder Brinkmann macht weiter“, in: T.B., Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000, Edition YE, Sistig 2005.
- H. Richter: Ästhetik der Ambivalenz (1983).
- Andreas Moll: Text und Bild bei Rolf Dieter Brinkmann. Intermedialität im Spätwerk (2006).
- Jörgen Schäfer: Pop-Literatur. Rolf Dieter Brinkmann und das Verhältnis zur Populärkultur in der Literatur der sechziger Jahre (1998).
- Ingo Sundmacher, „Brinkmann meets Burroughs. Literatur und intermediale Postmoderne“, in: Z. Zeitschrift für Kultur- und Geisteswissenschaften, 16. Ausgabe 1989.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Rolf Dieter Brinkmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ausführliche Werkübersicht bei www.brinkmann-literatur.de
- Seite der Rolf-Dieter-Brinkmann-Gesellschaft in Vechta
- ub.fu-berlin.de Kommentierte Linksammlung bei der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
- Rolf Dieter Brinkmann (Porträt und Rezensionen)
- Wörter Sex Schnitt. Rolf Dieter Brinkmann - Ausstellung der Gesellschaft für aktuelle Kunst Bremen
- Rolf Dieter Brinkmann. Zum 30. Todestag am 23.4.2005
- Ingo Sundmacher: Brinkmann meets Burroughs (zur Intertextualität des späten R.D.Brinkmann)
- projekt-brinkmann Projekt Rolf Dieter Brinkmann- Zeichen für einen Grenzgänger, Prof. Karl Eckhard Carius, Hochschule Vechta
Personendaten | |
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NAME | Brinkmann, Rolf-Dieter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Lyriker und Erzähler |
GEBURTSDATUM | 16. April 1940 |
GEBURTSORT | Vechta |
STERBEDATUM | 23. April 1975 |
STERBEORT | London |