Robert Garnier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Robert Garnier (* 1534 in La Ferté-Bernard (Département Sarthe); † 20.9.1590 in Le Mans) war ein französischer Jurist und Autor.

[Bearbeiten] Leben und Schaffen

Garnier studierte Jura in Toulouse, wo er sich auch literarisch zu betätigen begann. Er verfasste zunächst Lyrik im Stil der Pléiade-Schule; sein um 1565 gedruckter Sammelband Plaintes amoureuses de Robert Garnier ist jedoch verloren. 1564 und 1566 wurde er mit Jahrespreisen der Tolosaner Académie des Jeux floraux (A. der Blumenspiele) ausgezeichnet für zwei längere Gedichte, in denen er angesichts der 1562 ausgebrochenen Bürgerkriege zwischen Katholiken und Protestanten die Rückkehr von Frieden und Ordnung herbeiwünscht. 1565 betätigte er sich als Gelegenheitsdichter mit Begrüßungstexten und drei Sonetten anlässlich eines Besuchs des Königs in Toulouse.

1567 wurde er zum Staatsanwalt am Parlement von Paris ernannt, was er mit der königstreuen Hymne de la monarchie quittierte. 1569 wurde er zum hochrangigen Richter in Le Mans berufen und 1586 schließlich zum Mitglied des Staatsrats unter König Heinrich III.. Er war damit ein typischer Vertreter des Amtsadels („noblesse de robe“), einer aus dem Bürgertum in den Adel hineinwachsenden Schicht, aus der in den nächsten 200 Jahren noch viele Autoren hervorgingen.

Obwohl heute kaum mehr bekannt, gilt Garnier als der bedeutendste französische Dramatiker des 16. Jh., als Höhepunkt des Humanisten-Theaters und als Vorläufer der großen Klassiker des 17. Jh., vor allem Pierre Corneilles, der bei ihm Stoffe entlehnte. In seinen zwischen 1569 und 1583 in Alexandrinern verfassten 7 Tragödien bearbeitete und aktualisierte er mit Blick auf die wirren Zeitverhältnisse Stoffe aus der römischen und biblischen Geschichte sowie der griechischen Mythologie. Mit diesem Rückgriff auf historische antike Stoffe (die er zum Teil von dem lateinischen Tragöden Seneca übernahm, seinem wichtigsten Vorbild) folgte er wie sein älterer Kollege und Rivale Étienne Jodelle einer aus Italien gekommenen Mode. Mit dem Stück Bradamante (nach Ariostos Versepos Orlando furioso) etablierte er die Gattung Tragikomödie in Frankreich.

Garniers erfolgreichstes Stück war sein letztes: Les Juives (Die Jüdinnen). Es handelt von der grausamen, wegen der Unnachgiebigkeit der Chefs beider Seiten unausweichlichen Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar und verweist auf ähnliche Ereignisse während der (erst 1598 beendeten) Religionskriege.

Seine Gattin (seit 1573) Françoise Hubert hatte übrigens zu ihrer Zeit ebenfalls einen gewissen Namen als Dichterin.

[Bearbeiten] Werke

• 8 Theaterstücke nach der Ausgabe Paris 1585 neu hrsg. in 4 Bänden von W. Förster, Heilbronn 1885.

(Im Einzelnen: Porcie, 1568; Hippolyte, 1573; Cornélie, 1574; Marc-Antoine, 1578; La Troade, 1579; Antigone, 1580; Les Juives, 1583; Bradamante, 1582)

• Plaintes amoureuses (Toulouse 1565, verloren);
• Hymne de la monarchie (Paris 1567);
• Élégie sur le trépas de Ronsard;
• Le tombeau de messire Desportes

[Bearbeiten] Weblinks

• Literatur von und über Robert Garnier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Artikel in "Namen, Titel und Daten der französischen Literatur" (Quelle)

Personendaten
NAME	Garnier, Robert
KURZBESCHREIBUNG	französischer Dichter
GEBURTSDATUM	1534
GEBURTSORT	La Ferté-Bernard
STERBEDATUM	1590
STERBEORT	Le Mans