Reit (Naturschutzgebiet)
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Die Reit ist ein Naturschutzgebiet im Hamburger Stadtteil Reitbrook in den Marschlanden, zwischen dem Zusammenfluss der Dove und Gose Elbe.
Das Naturschutzgebiet im Südosten Hamburgs umfasst etwa 48 ha. In der Reit gibt es mehrere Teiche, die durch Tongewinnung für eine früher hier produzierende Ziegelei sowie durch Erdaushub für den Deichbau entstanden sind. Zusammenhängende Schilfrohrbestände nehmen rund ein Drittel der Fläche des Naturschutzgebiets ein. Den Schutzstatus erhielt Die Reit in erster Linie durch ihre Bedeutung als Brut- und Rastgebiet mitteleuropäischer Sing- und Zugvögel. Auch durch Amphibien, vielerlei Insekten und seine Flora zeichnet sich das Schutzgebiet aus.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die jahrhundertlange Aufschwemmung der Marschlande, entstanden durch regelmäßige Überflutung sowie die Gezeiten der Elbe und ihrer Nebenarme, prägte die Bodenart und ihre Verteilung. Das typische Marschensediment ist der Klei. Er besteht vorwiegend aus schluffigem Ton und enthält weniger organische Bestandteile wie die Mudde. Dadurch ist der Klei weniger wasserdurchlässig. Der Klei in den Marschlanden zeichnet sich durch einen sehr hohen Tongehalt aus.
Die natürliche Sedimentation wurde mit der Eindeichung im 12. Jahrhundert und mit der Abdämmung der Dove und Gose Elbe im 15. Jahrhundert unterbunden. Damit begann die anthropogene Überprägung des Gebiets.
1162 findet Reitbrook als „Raigit“ erstmals Erwähnung. Reitbrook wurde zusammen mit Neuengamme zu Beginn des 13. Jahrhunderts eingedeicht. Die „Sietwende“, der „Alt-Reitbrook“ und der davon während des 14. Jahrhunderts abgeleitete „Neu-Reitbrook“ bilden die Abschlussdeiche dieser ersten Befestigung. Der westliche Teil - Die Reit - blieb nur von einem Sommerdeich geschützt.
[Bearbeiten] Ziegelei
Im Jahr 1883 beginnt ein wichtiger Abschnitt in der Geschichte der heutigen Reit. Nach Ankauf von Ländereien wird eine Ziegelei erbaut, welche die Bodenstruktur sowie das Erscheinungsbild des westlichen Reitbrooks veränderte. Durch die hohe Qualität des Tons, leichter Abbaumöglichkeit, einer sehr guten Anbindung für An- und Abfuhr der Schiffe sowie der Nähe zu Hamburg erhoffte sich die „Aktien Dampfziegelei Reitbrook bei Hamburg“ ein schnelles Anwachsen. Ende 1884 waren die Gebäude errichtet, so dass man 1885 mit der Produktion von Steinen beginnen konnte. Innerhalb von zwölf Jahren wuchs die Produktion erstklassiger Ziegel von knapp 400.000 bis auf 5 Millionen an. Dann erschwerten ein erhöhter Wasserandrang sowie ungünstige Witterungsverhältnisse die Produktion. Die abgegrabenen Flächen wurden mit Korbweiden bepflanzt, und die Weidenparzellen verpachtet, die wegen ihrer guten Verwendbarkeit für Korbflechterei hohe Preise erzielten. Seit den 1920er Jahren ist die Schilfanpflanzung dokumentiert.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die Produktion eingeschränkt und 1915 wegen Mangels an Kohle und Arbeitskräften ganz eingestellt. 1920 stand der Betrieb zum Verkauf. Nach der vom Hamburger Senat beantragten Enteignung bekam der Besitzer eine Abfindung, und die Ziegelei wurde nach einer Investition von 500.000 Mark nach fünf Jahren Stillstand wieder in Betrieb genommen. 1921 erreichte man nochmals die Produktionszahlen aus der Vorkriegszeit. Trotz der Inflation war die Bilanz 1923 noch ausgeglichen. Die Abbaufläche schrumpfte über die Jahre zusammen und die Ziegel waren im Schnitt 20 Mark pro 1.000 Ziegel teurer, so dass 1926 erste Absatzschwierigkeiten auftraten. 1928 unterbreitete eine Bergedorfer Maschinenfabrik ein Modernisierungsangebot, für das sich die Verkaufsverhandlungen bis 1929 hinzogen. Nach gescheiterten Verhandlungen wurde die Ziegelei am 24. Dezember 1929 geschlossen, und 1930 für 11.000 Mark zum Abbruch verkauft.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg und Nachkriegsjahre
Ab 1935 wurde das Gebiet vom Reichsarbeitsdienst genutzt, der den kleinen Deich an der südlichen und östlichen Grenze des Gebiets zum heutigen Reitdeich ausbaute. Dies diente den Voraussetzungen für die Aufspülung der gesamten Fläche, um einen landwirtschaftlichen Betrieb aufzubauen. Der zukünftige Bundeskanzler Helmut Schmidt leistete vom 1. März bis zum 30. September 1937 seinen Reichsarbeitsdienst in der Reit. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Baracken zur Unterbringung von Bombengeschädigten und später für Flüchtlinge genutzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete ein ehemaliger Ziegeleimitarbeiter einen Gartenbaubetrieb an der Reitschleuse, der bis Ende der 1980er Jahre Bestand hatte. Im Nordwesten des Gebiets wurde in den Jahren 1965/66 ein Spülfeld errichtet. Der eingespülte Schlick erhöhte das Gelände nicht nur um rund einen Meter, sondern es wurde ein kleine Insel und der umgebende Nebenarm überspült. Schon in den 1940er Jahren war der landschaftliche und ornithologische Reiz der Reit bekannt, so dass bereits 1943 beabsichtigt wurde, das Gebiet unter Landschaftsschutz zu stellen. Nach einer 1970 veröffentlichten Untersuchung von Flora und Fauna kam es zum Unterschutzstellungsverfahren. Am 21. August 1973 beschloss der Senat dann die Naturschutzgebietsverordnung. Die Kleingärten im Norden des Gebietes wurden daraufhin entfernt und die Forschungsstation im Juni 1973 an den Reitbrooker Westerdeich verlegt. Es kam zum Ausbau eines Rundwanderwegs sowie eines Parkplatzes am Reitdeich.
[Bearbeiten] Literatur
- Behörde für Umwelt und Gesundheit - Naturschutzamt (Hrsg.): Natur in der Stadt. Die Hamburgischen Naturschutzgebiete. S. 26-29, Hamburg 2002
- Kultur- & Geschichtskontor (Hrsg.): Die Ziegeleien im Raum Bergedorf. In: Vergessene Industriearbeit - lebendige Geschichte, Bd. II. S. 48-52, Hamburg 1993
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationsseite der Hamburger Umweltbehörde über das Naturschutzgebiet
- Informationsseite der Forschungsstation „Die Reit“ des NABU Hamburg
Koordinaten: 53° 28' 31" N, 10° 6' 38" O