Raymond Aron
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Raymond Aron (* 14. März 1905 in Paris; † 17. Oktober 1983 ebd.) war ein französischer Philosoph und Soziologe. Seine Hauptarbeitsgebiete waren die Geschichtsphilosophie und Erkenntnistheorie, die Kritik des Totalitarismus, die Auseinandersetzung mit den internationalen Beziehungen, vor allem mit der Dialektik von Frieden und Krieg, und die Analyse der modernen Industriegesellschaften.
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[Bearbeiten] Biografie
Raymond Aron wurde am 14. März 1905 in Paris, rue Notre-Dame-des-Champs, als dritter Sohn einer Familie des mittleren Bürgertums jüdischer Herkunft geboren. Nach dem Besuch des Lycée von Versailles und der classes préparatoire am Pariser Lycée Condorcet nahm er das Philosophiestudium an der École normale supérieure in Paris auf, das er 1928 mit der agrégation de philosophie als Jahrgangsbester abschloss.
Nachdem er seinen Militärdienst geleistet hatte, verbrachte er die Jahre 1930 bis 1933 in Deutschland, zunächst bis 1931 als Lektor für französische Literatur an der Universität Köln, dann als Stipendiat des Französischen Akademikerhauses in Berlin. 1938 wurde Aron an der Sorbonne mit den Abhandlungen Introduction à la philosophie de l'histoire: essai sur les limites de l'objectivité historique und Essai sur la théorie de l'histoire dans l'Allemagne contemporaine: La philosophie critique de l'histoire zum doctor d'État promoviert. 1940 erhielt er eine Stelle als maître de conférence an der Universität von Toulouse, konnte sie aber wegen des Kriegesbeginns nicht mehr wahrnehmen.
Nach der Kapitualition Frankreichs entschloss er sich, den Kampf gegen Hitlerdeutschland fortzusetzen und setzte nach Großbritannien über. Dort schloss er sich aber nicht, wie er es eigentlich geplant hatte, einer kämpfenden Einheit der von Charles de Gaulle geführten France libre an, sondern übernahm die Schriftleitung der gleichnamigen Zeitschrift der Bewegung. Unmittelbar nach der Befreiung von Paris kehrte Aron im Sommer 1944 nach Frankreich zurück. Da er zum Wiederaufbau des Landes beitragen wollte und glaubte, das nur in Paris tun zu können, kehrte er nicht auf seinen Posten an der Universität von Toulouse zurück und lehnte auch eine Stelle an der Universität von Bordeaux ab.
Statt dessen arbeitete er in den folgenden Jahren vorwiegend als Journalist. Nach einem kurzen Zwischenspiel beim unter anderem von Albert Camus gegründeten Combat wurde er 1947 Leitartikler der damals liberalen Tageszeitung Le Figaro, für die er bis 1977 schrieb. Er war einer der ersten französischen Intellektuellen, der sich im Zeichen des Kalten Krieges für eine deutsch-französische Verständigung aussprach, insbesondere in politischen Kommentaren von Le Figaro. Von 1977 bis zu seinem Tod im Jahr 1983 verfasste er Leitartikel für das Nachrichtenmagazin L’Express. Bis zur Mitte der Fünfziger Jahre gelang es Aron nicht, eine Professur in Paris zu erhalten. Gleichwohl lehrte er in dieser Zeit an der École nationale d’administration und am Institut d’études politiques de Paris.
Erst 1955 wurde er auf eine Professur für Soziologie an der Sorbonne gewählt, eine Wahl, die von der marxistisch geprägten Mehrheit der Professoren beinahe noch verhindert worden wäre. Aron lehrte bis 1968 an der Sorbonne und zog sich dann an die École pratique des hautes études beziehungsweise später an die École des hautes études en sciences sociales zurück. Dort baute er das Centre de sociologie européenne auf und wurde dabei von Pierre Bourdieu als seinem Assistenten unterstützt. Später kam es jedoch zum Bruch zwischen dem liberalen Aron und dem sozialistischen Bourdieu. Im Jahr 1970 wurde Aron zudem auf einen Lehrstuhl am Collège de France berufen. Im Jahr 1978 wurde er in den Ruhestand versetzt.
1979 wurde ihm in Frankfurt am Main der Goethepreis verliehen. Ralf Dahrendorf hielt die Laudatio.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- Opium für Intellektuelle oder Die Suche nach Weltanschauung 1957
- Paix et guerre entre les nations 1963 (dt.: Frieden und Krieg: Eine Theorie d. Staatenwelt)
- Dix-huit Leçons sur la société industrielle 1964 (dt.: Die industrielle Gesellschaft: 18 Vorlesungen)
- Démocratie et totalitarisme 1965 (dt.: Demokratie und Totalitarismus 1970 ISBN 3-8032-0002-4)
- Progress and disillusion (dt.: Fortschritt ohne Ende? 1970)
- Les étapes de la pensée sociologique (dt.: Hauptströmungen des modernen soziologischen Denkens: Durkheim, Pareto, Weber (ISBN 3-499-55387-2) und Hauptströmungen des klassischen soziologischen Denkens: Montesquieu, Comte, Marx, Tocqueville (ISBN 3-499-55386-4); beide 1979)
- Penser la guerre, Clausewitz (dt.:Clausewitz, den Krieg denken 1980 ISBN 3-549-07399-2)
- Les dernières années du siècle (dt.: Die letzten Jahre des Jahrhunderts 1984 ISBN 3-421-06308-7)
- Mémoires (dt.: Erkenntnis und Verantwortung: Lebenserinnerungen 1985 ISBN 3-492-02899-3)
- R.A., Soutou, Georges-Henri (Hg)Les articles de politique internationale dans "Le Figaro" de 1947 a 1977 Paris: Éditions de Fallois (Bd. 1: La Guerre Froide 1947-19551990) frz. ISBN 2877061019 (Bd.2: La coexistence: Mai 1955 à février 1965 1994) ISBN 2877061736 (Bd.3: Les crises: Février 1956 à avril 1977 1997)
- R.A. De Giscard à Mitterrand 1977 - 1983 Préf. Jean-Claude Casanova. Paris: Éd. de Fallois, 2005, frz. (éditoriaux parus dans l'Express), ISBN 2-87706-570-7
[Bearbeiten] Literatur
- Brian C. Anderson, Raymond Aron. The Recovery of the Political, Lanham 1998.
- Nicolas Baverez, Raymond Aron. Un moraliste au temps des idéologies, Paris 1993.
- Robert Colquhoun, Raymond Aron, Bd. I: The Philosopher in History 1905–1955, London 1986; Bd. II: The Sociologist in Society 1955–1983, London 1986.
- Gaston Fessard, La philosophie historique de Raymond Aron, Paris 1980.
- Stephen Launay, La pensée politique de Raymond Aron, Paris 1995.
- Daniel J. Mahoney, The Liberal Political Science of Raymond Aron. A Critical Introduction, Lanham 1992.
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Aron, Raymond |
ALTERNATIVNAMEN | Aron, Raymond Claude Ferdinand; Avord, René (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Politologe, Soziologe, Publizist |
GEBURTSDATUM | 14. März 1905 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 17. Oktober 1983 |
STERBEORT | Paris |