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Quodlibet – Wikipedia

Quodlibet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel erläutert das Quodlibet als Musikstück, zur Musikform des Alt-Wiener Volkstheaters, siehe Quodlibet (Alt-Wiener Volkstheater); zu anderen Bedeutungen siehe Quodlibet (Begriffsklärung)

Ein Quodlibet (lateinisch: „wie es beliebt“) ist ein Musikstück, in dem Melodien kombiniert werden, die ursprünglich nichts miteinander zu tun haben. Im Gegensatz zu Potpourri und Medley liegt dabei der Schwerpunkt ursprünglich auf dem gleichzeitigen Erklingen; aus diesem Grunde sind Aspekte der Polyphonie und des Kontrapunkts betroffen. In der Alt-Wiener Volkskomödie ist das Quodlibet eine szenische Liedform, bei der klassische Musikelemente mit einfachen, oft banalen Melodien kontrastiert und vermischt werden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Das Quodlibet in der klassischen Musik

Die ersten mehrstimmigen Vokalkompositionen, die mit absichtlich unzusammenhängender Aneinanderreihung von Text- und Melodiebruchstücken spaßhafte Wirkung hervorbringen wollten, datieren aus dem Jahr 1544 („Guter, selzamer, und künstlicher teutscher Gesang, sonderlich ettliche künstliche Quodlibet“). Die Satztechnik des Quodlibet ist jedoch älter, wie das Codex Montpellier (14. Jahrhundert) mit diversen quodlibet-artigen Werken belegt. Auch manche Motetten im 13. Jahrhundert weisen quodlibetartige Elemente auf, da in ihnen verschiedene präexistente Melodien kombiniert werden. [1]

Im Glogauer Liederbuch sind drei Quodlibets über „O rosa bella“ von John Dunstable (1390–1453) überliefert, wobei der originale Cantus beibehalten und im Tenor mit Anfängen verschiedener deutscher Volkslieder kontrapunktiert wird. Im ersten Quodlibet werden nicht weniger als 22 Liebeslieder zitiert.

[Bearbeiten] Renaissance

Als unterhaltsame Singform war das Quodlibet in Renaissance und Barock sehr beliebt. Erstmals wurde sie von Wolfgang Schmeltzl (ca. 1505–1564) als Quodlibet bezeichnet („Da trunken sie“).

In Frankreich und Spanien entwickelten sich in der Renaissance eigenständige Formen des Quodlibets: Fricassée und Ensalada.

[Bearbeiten] Barock und Klassik

Auch Johann Sebastian Bach komponierte einige Quodlibets, z. B. BWV 524 zur Hochzeitsfeier von Johann Friedrich oder den Schlusssatz der Goldberg-Variationen. In der Familie Bach sollen bei Zusammenkünften Quodlibets auch improvisiert worden sein.

Mozart schrieb 1766 ein „Galimathias Musicum“ (franz.: Galimathias, „sinnloses Geschwätz, Unsinn“) betiteltes Quodlibet mit 18 Nummern für Orchester (KV 32), worin er bekannte Lieder seiner Zeit nach Art der damals verbreiteten Suitenpraxis zusammenstellte und zudem mit Fugentechniken experimentierte. Er verwendet in der Schlussfuge des Stückes die Melodie des niederländischen Liedes „Willem van Nassau“ als Thema. Anlass war die Installation des Prinzen Wilhelm V. von Oranien im März in Den Haag, bei der die Familie Mozart anwesend war.

[Bearbeiten] Romantik

Carl Maria von Weber schrieb ein Quodlibet für 2 Singstimmen und Klavier (op. 54 Nr. 2, 1817) „So geht es in Schnützelputz-Häusel“ und ein ihm zugeschriebenes Quodlibet als Schauspielmusik für „Das österreichische Feldlager“ von Heinrich Schmidt (nach Friedrich Schiller) zur Feier des Sieges in der Schlacht bei Leipzig 1813.

Im Biedermeier wurde das Quodlibet von den Komponisten der Alt-Wiener Volkskomödie aufgegriffen und vor allem in den Stücken Johann Nestroys als szenische Liedfolge adaptiert (siehe Quodlibet (Alt-Wiener Volkstheater)).

Albert Lortzing schrieb Quodlibets zu Breitensteins „Der Kapellmeister von Venedig“, Karl Haffners Zauberposse „Der verkaufte Schlaf“ (1844) sowie Johann Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ („Freunde, kommt zu Tische“, 1842)

Von Richard Wagners Oper „Rienzi“ gibt es ein Quodlibet im Arrangement von J. Schantl.

[Bearbeiten] Moderne

Von Kurt Weill gibt es ein Quodlibet op. 9, eine Suite für Orchester aus der Pantomime „Zaubernacht“ op. 4 (1923).

Von John Cage gibt es ein Quodlibet aus dem Jahr 1949, ein minimalistisch schillernder Satz aus dem 5. Streichquartett von Philip Glass.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Dolores Pesce: Beyond Glossing: The Old Made New in Mout me fu grief/Robin m'aime/Portare. In: Dolores Pesce (Hrsg.): Hearing the Motet: Essays on the Motet of the Middle Ages and Renaissance. Stanford 1997, S. 28-51


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