Phantasie
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Mit dem Begriff Phantasie bzw. Fantasie (griech.: phantasia „Erscheinung, Vorstellung, Traumgesicht, Gespenst“, von phantάzesthai „erscheinen“) wird eine schöpferische und produktive Fähigkeit des menschlichen Geistes bezeichnet. Oft ist der Begriff mit dem Bereich des Bildhaften verknüpft (Erinnerungsbilder, Vorstellungsbilder), kann aber auch auf sprachliche und logische Leistungen (Ideen) bezogen werden. Im engeren Sinn als Vorstellungskraft bzw. Imagination ist mit Phantasie vor allem die Fähigkeit gemeint, innere Bilder und damit eine „Innenwelt“ zu erzeugen. Das Resultat dieser schöpferischen Kraft, das einzelne Vorstellungsbild, heißt auch Phantasma. Im heutigen Sprachgebrauch umfasst der Begriff „Phantasie“ in der Regel sowohl die Fähigkeit wie auch das Resultat des „Phantasierens“. Manchmal wird der Begriff auch abwertend gebraucht im Sinne einer Fiktion bzw. eines Hirngespinstes.
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[Bearbeiten] Wortgebrauch und Bedeutung
In der Philosophie taucht der Begriff der Phantasie im Sinne der Vorstellungskraft bereits bei Aristoteles auf, der damit die Fähigkeit bezeichnet, sich Gegenstände vor einem inneren Auge vorzustellen, ohne auf äußere Sinneseindrücke angewiesen zu sein. Bereits hier ist der Begriff eher negativ gemeint, sofern Phantasie die Möglichkeit des Irrtums fördere und nicht empirisch fundiert sei. Besonders im Zuge der neuzeitlichen, insbesondere der idealistischen Philosophie erfuhr der Begriff jedoch eine zunehmend positive Bestimmung, so etwa besonders deutlich bei Friedrich Schelling.
Im zwischenmenschlichen Bereich ist Phantasie die Voraussetzung zur Empathie, d. h. der Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen und diese zu „verstehen“. Phantasie ist außerdem eine wesentliche Voraussetzung für Kreativität und Kunst, letztlich aber auch für zweckgerichtetes Handeln jeder Art. Ohne die Vorstellung, wie ein bestimmtes Problem zu lösen sei, und ohne die Vorstellung eines konkreten Handlungsziels (Zweck, Wunsch) wäre zweckgerichtetes Handeln nicht möglich. Problemlösungen müssten dann durchweg als Resultate entweder des Zufalls oder des Instinktes angesehen werden.
Auch in den Wissenschaften ist Erkenntnis ohne Phantasie oft unmöglich. Phantasie spielt etwa eine bedeutende Rolle bei der Synthese von empirischen Beobachtungen und Befunden, die ohne Übersetzungsleistung und Interpretationsarbeit des Forschers keine Aussagekraft besitzen. In der Chemie sind August Kekulé und in der Soziologie Georg Simmel als resultatreich phantasierend hervorgetreten. In der Futurologie ist Robert Jungk mit seiner Zukunftswerkstatt als Vertreter einer politisch engagierten „Phantasiebewegung“ bekannt geworden.
In der adjektivischen Verwendung des Begriffs phantastisch werden manchmal außergewöhnliche Dinge, Situationen oder Ereignisse beschrieben, z. B.: „ein phantastisches Ergebnis“, „ein phantastisches Konzert“. Andererseits sind auch abwertende Aussagen möglich: „das ist zu phantastisch, das glaube ich nicht“, die synonym gebraucht werden mit „du phantasierst“, „du spinnst“. Im ersten Fall wird das Adjektiv als Superlativ verwendet, um positive Überraschungen zu beschreiben. Anderseits werden unglaubwürdige, unmöglich erscheinende Aussagen durch eine Einstufung als „phantastisch“ als „unrealistisch“ abgewertet. Ein „Phantast“ wird daher oft als „Spinner“ oder „Verrückter“ angesehen (vgl. auch: Exzentriker). Seine Vorstellungskraft, „seine Phantasie geht mit ihm durch“ oder wird als „blühend“ bezeichnet.
[Bearbeiten] Psychologische Aspekte
In der Psychologie erwartet man das Auftreten von Phantasie, wenn Triebe nicht in der Realität ausgelebt werden können. Die Phantasie stellt dann sozusagen ein Ventil zur Triebbefriedigung dar.
Experimente in der Sozialpsychologie mit Studenten haben gezeigt, dass das Ausleben von durch Beleidigungen ausgelösten Aggressionen in der Phantasie zum Abbau von aggressiven Trieben führt.[1][2]
[Bearbeiten] Sonstiges
- Aus der englischen Bezeichnung leitet sich die Literaturgattung Fantasy ab.
- Fantasie (Kompositionsform) ist in der klassischen Musik die Bezeichnung für eine Improvisation oder ein mit eigenen Ideen verziertes Stück.