Osthessisch
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Osthessisch ist ein eigenständiger Dialekt, der in Osthessen, d.h. im Fuldaer Land und teilweise in der Rhön (Rhöner Platt) gesprochen wird. Das Sprachgebiet reicht im Süden bis Schlüchtern, im Westen in den Vogelsberg bis nach Lauterbach, im Norden bis Bad Hersfeld und im Osten bis Geisa (Thüringen). Im Norden grenzt es an das Niederhessische, im Westen an das Mittelhessische, im Osten an das Thüringische, im Südosten an das Ostfränkische und im Südwesten an das Rheinfränkische.
Strukturell gehört das Osthessische nicht - wie in der älteren Dialektforschung oft behauptet - zum Rheinfränkischen, sondern schließt sich eher an seine nördlichen, östlichen und südöstlichen Nachbarn an.
Der Herausgeber des hessischen Sprachatlas Heinrich Dingeldein vom Forschungsinstitut für deutsche Sprache an der Universität Marburg sagte, dass das Osthessische "im Vergleich zu den anderen hessischen Dialekten eine recht altertümliche Struktur" aufweist und "gemeinsam mit dem Alemannischen und den Mundarten der Eifel als beharrsam innerhalb der hochdeutschen Dialekte" gelte. Er stellte eine Ähnlichkeit des Fuldaer Dialekts mit dem Alemannischen fest, da im Gegensatz zum Mittelhessischen und Rheinfränkischen die mittelhochdeutschen Langvokale i, ü (mhd. iu) und u nicht zu ei, eu und au durch Diphthongierung verändert wurden. ("min nüwes Hus" statt "mein neues Haus").
In der Rhön verläuft eine Sprachgrenze zwischen dem Südwesten nach Nordosten, die die niederhessischen und mainfränkischen Mundarten trennt. Die sprachlichen Übergänge zwischen dem Niederhessischen und dem Mainfränkischen bzw. Ostfränkischen sind eher fließend. Als eigentliche Grenze nimmt man die unterschiedliche p-pf-Lautung an. Das Ostfränkische hat im 5. Jahrhundert die Verschiebung vom germanischen p zum neuen pf (Beispiel: Appel-Apfel) mitgemacht, das Hessische das alte p jedoch gehalten (siehe auch Mainlinie).
Mundarten des Fuldaer Landes spricht man auch in Südungarn bei Pécs. Die deutschen Auswanderer, die dort in etwa zwanzig Dörfern lebten, waren Ende des 18. Jahrhunderts nach Ungarn ausgewandert. Sie nennen sich selber "Stiffoller", was hochdeutsch Stiftsfuldaer bedeutet, da ihre Vorfahren dem Hochstift Fulda entstammten.
- siehe auch: Grabfeldisch, Hennebergisch